“Ein Schulz macht noch keine Föderation”
Wie ernst meint es SPD-Chef Schulz mit seiner Forderung, bis 2025 die “Vereinigten Staaten von Europa” zu gründen? Das fragen sich viele in Brüssel. Aus Athen kommt eine pointierte Antwort.
“Ein Schultz macht noch keine Föderation”, schreibt J. Varoufakis in seinem Blog. Der prominente griechische Ökonom, der mit seiner DIEM25-Bewegung bei der Europawahl 2019 antreten will, bleibt skeptisch.
Als die SPD noch an der Regierung war und Schulz noch Chef des Europaparlaments, habe er nichts für ein föderales Europa getan – und nicht einmal Schäuble in Griechenland gestoppt, so Varoufakis.
Auch im Bundestagswahlkampf habe Schulz das Europa-Thema ausgeblendet. Seine Ankündigung sei daher nur ein taktisches Manöver, um eine neue GroKo mit Kanzlerin Merkel zu ermöglichen.
Das kann durchaus sein. Denkbar ist aber auch etwas anderes: Schulz hängt den Preis für Merkel bewußt so hoch, um sie für ein mögliches Scheitern der Verhandlungen verantwortlich zu machen.
In einer Minderheits-Regierung könnte er sie dann mit dem Europa-Thema treiben. Wahrscheinlicher ist allerdings, dass Schulz in ein paar Wochen seine eigenen Worte vergessen hat – es wäre nicht das erste Mal…
felinette
9. Dezember 2017 @ 13:03
Ich bin mit dem Europagedanken aufgewachsen und habe mich immer in erster Linie als Europäerin gefühlt. Dass die EU jetzt so skeptisch gesehen wird, finde ich traurig, aber es wundert mich nicht. Eine Föderation, in der nach wirklich demokratischen Regeln gespielt (bzw. regiert) wird, halte ich aber wie vor für ein sehr erstrebenswertes Ziel.
Olli
9. Dezember 2017 @ 14:59
Wohin Europa driftet sieht man doch jetzt an Ungarn, Polen und Tschechien mit den Flüchtlingen und der Justizreform.
Und die Türken sollen auch noch in die EU rein.
Dafür wollen die Briten mit aller Macht raus.
In Spanien tobt ein Streit um Katalonien.
Griechenland wird am Nasenring von Schäuble durch die Arena geführt und das griechische Volk wird in die Verarmung getrieben.
Wollen Sie wirklich SO EIN EUROPA ?
Ich nicht. Nein Danke.
Claus
9. Dezember 2017 @ 08:52
„Denkbar ist aber auch etwas anderes: Schulz hängt den Preis für Merkel bewußt so hoch, um sie für ein mögliches Scheitern der Verhandlungen verantwortlich zu machen“ (?)
Denkbar wäre weiterhin, dass Schulz inzwischen auf der Payroll der europäischen „Rechtspopulisten“ steht, die sich wohl kaum einen effizienteren Wahlhelfer wünschen können.
Wer weiss das schon.
ebo
9. Dezember 2017 @ 09:14
Warum sind denn alle so allergisch gegen eine europäische Föderation? Schon Victor Hugo hat sie gefordert, Winston Churchill hat sie kommen sehen. Eine Föderation wäre etwas völlig anderes als die Eurokratie, die uns mit absurden Regeln traktiert…
axpecmaningi
8. Dezember 2017 @ 21:33
Martin Schulz droht in seinem Tweet ganz offen und unverhohlen jedem EU-Mitgliedsland mit Rausschmiß, welches anderer Meinung bez. EU-Föderation wäre – wie krank ist denn das? Was raucht dieser Typ?
https://twitter.com/MartinSchulz/status/938748811375271936
maningi
8. Dezember 2017 @ 21:39
Hier Martin Schulz`s irrer Tweet noch auf Deutsch:
Teil 1: https://twitter.com/MartinSchulz/status/938748021747191811
Teil 2 (!): https://twitter.com/MartinSchulz/status/938748154564005889
ebo
8. Dezember 2017 @ 21:41
Diese Drohung finde ich auch völlig deplaciert. Da hat Merkel doch mehr Takt…
hyperlokal
8. Dezember 2017 @ 19:44
Anstatt zu fragen, wann die Vereinigten Staaten von Europa realistisch werden, sollte man doch stark in Frage stellen, ob wir so ein Konstrukt überhaupt wollen.
Das große Vorbild USA ist doch wohl – was Lebensqualität, Infrastruktur, Sicherheit, Demokratie, Friedenssichernde Außenpolitik und Ökonomie betrifft – grandios gescheitert.
Wer will denn wirklich in Verhältnissen dort leben außer ein paar Oligarchen, solche, die es werden wollen oder Ärzte, denen die Totalprivatisierung des Gesundheitssystems unverschämte Einnahmen garantieren würde.
Was also reitet Schulz, die USE überhaupt zu wollen?
ebo
8. Dezember 2017 @ 20:12
Das fordert die SPD seit 1925. Zum Hundertjährigen will Schulz wohl ein Zeichen setzen.