Deutsches Urlaubs-Geschenk an die Türkei

Das Corona-Reisechaos weitet sich aus. Während Belgien immer mehr Länder auf den Index setzt, hebt Deutschland die Reisewarnung für Teile der Türkei auf – trotz steigender Infektionszahlen. Das Urlaubs-Geschenk ist ein Politikum.

Ende Juni hatte sich die EU auf eine gemeinsame Reiseliste für die Sommerferien geeinigt. Die Türkei stand nicht darauf – und machte sofort massiven Druck auf Deutschland, um eine Ausnahmegenehmigung zu erwirken.

Außenminister Cavusoglu reiste sogar eigens nach Berlin, um eine Ausnahme durchzuboxen.

Nun hat er sein Ziel erreicht: Das Auswärtige Amt gab grünes Licht für Urlaubsreisen an die türkische Mittelmeerküste. Für vier Provinzen wurde die Reisewarnung aufgehoben – und das just an dem Tag, da die Zahl der Coronafälle in der Türkei wieder auf über 1000 kletterte.

Das ist brisant. Denn zum einen setzt sich Berlin damit über den EU-Beschluß hinweg – dabei wäre der deutsche EUVorsitz eigentlich gehalten, für Geschlossenheit zu sorgen.

Zum anderen handelt es sich hier ganz offensichtlich um eine politische Entscheidung – man kann auch von einem Geschenk sprechen, mit dem Sultan Erdogan besänftigt werden soll.

Außenminister Maas und Kanzlerin Merkel geben dem Druck aus Ankara nach – vermutlich, um an anderer Stelle türkisches Entgegenkommen zu erwirken. Allerdings ist unklar, ob es hier um Flüchtlinge geht, oder um die Gasbohrungen vor Zypern und Griechenland.

Zuletzt hätten diese Bohrungen beinahe zum Krieg in der Ägäis geführt – nun dürfen sich dort deutsche Touristen sonnen. Derweil müssen die einheimischen Türken zuhause bleiben – wegen der ansteigenden Corona-Zahlen urde eine nächtliche Ausgangssperre verhängt…

Siehe auch „Aggressive Türkei: Knapp am Krieg vorbei?“ und „Reisen wird zum Politikum“

P.S. Kurz nach der Freigabe für die Türkei erteilt das Auswärtige Amt Belgien die rote Karte – und spricht eine Reisewarnung für Antwerpen aus. Offenbar dürfen EU-Mitglieder nicht auf so viel Nachsicht hoffen wie die Türkei!?