Ein anderes Bild von der Lage in der Ukraine
Die schlechten Nachrichten häufen sich. Nach zwei Jahren erbitterter Kämpfe fällt auch die Verteidigungsbastion Wuhledar. Doch in Kiew und Brüssel hat man den Schuss immer nicht nicht gehört.
Glaubt man Präsident Selenskyj, so wird alles gut. Beim Ramstein-Gipfel in der kommenden Woche würden die USA und ihre Alliierten alles tun, um seinen “Siegesplan” umzusetzen, glaubt er. Danach werde die Ukraine wieder in die Offensive gehen.
Doch die Wirklichkeit sieht anders aus. Mit dem Rückzug aus Wuhledar hat das ukrainische Militär eine wichtige Bastion an der Front in Donezk verloren. Nach mehr als zwei Jahren Kampf ist die Niederlage symbolisch, aber auch strategisch besonders bitter.
“Ukraine faces its darkest hour”, schreibt die “FT”. Selenskyjs “Siegesplan” habe US-Präsident Biden nicht überzeugt, da das Land im Begriff sei, den Krieg zu verlieren. Außenminister Sybiha spreche hinter den Kulissen bereits über die Abtretung von Gebieten an Russland.
Doch in Brüssel hat man den Schuss immer noch nicht gehört. Der neue Nato-Generalsekretär Rutte hat die Ukraine zu seiner Priorität Nummer eins erklärt – ganz so, als sei da noch was zu holen. Dabei könnte das Land für die Nato zu einem zweiten Afghanistan werden.
Und die EU hält an der Illusion eines Sieges der Ukraine fest; sie will sogar noch mehr Geld in das längst bankrotte Land nachschießen. Ein neuer 35 Mrd. Euro-Kredit ist in Vorbereitung – zusätzlich zu den 118 Mrd., die bereits aus Brüssel nach Kiew geflossen sind.
Ein Umdenken ist nicht in Sicht – im Gegenteil: Beim nächsten Gipfeltreffen in zwei Wochen will die EU ihre Ukraine-Politik bekräftigen. Doch wer an der gescheiterten Hilfe für ein gescheitertes Land festhält, wird früher oder später selbst scheitern – und sei es nur an den Folgen…
Siehe auch Ein anderes Bild von der iranischen Attacke auf Israel
Arthur Dent
3. Oktober 2024 @ 13:34
Das sehe ich ähnlich wie KK und Rubis – es geht vor allem um den strategisch wichtigen, eisfreien Hafen Sewastopol. Den wird Russland niemals freiwillig kampflos aufgeben. – Eher geht die Welt unter.
Skyjumper
3. Oktober 2024 @ 15:28
@ Arthur Dent
Zu der Schlußfolgerung als solcher komme ich auch. Allerdings sind das auf russ. Seite wohl eher nostalgische Gründe. Eisfrei – dafür hätte Russland jede Menge Seehäfen zwischen Sotschi und Rostow anlegen können – für einen Bruchteil der Kosten dieses Krieges.
Das schwarze Meer sollte strategisch vorzugsweise ein russ. Meer sein und bleiben. Die türk. Marine ist (noch) nicht stark genug um das in Frage zu stellen, Rumänien und Bulgarien in der NATO hat man wahrscheinlich zähneknirschend (und weil man wirtschaftlich noch nicht erholt genug war) hingenommen. Aber die Ukraine war der Tropfen der das Fass zum überlaufen brachte. Und dies, strategisch betrachtet, vielleicht weniger wegen der Krim/Sewastopol, als vielmehr wegen des Asowschen Meeres. Dieser Stachel wäre buchstäblich viel zu tief in das russ. Fleisch eingedrungen. Das hat man nun „korrigiert“.
Michel Mazuez
3. Oktober 2024 @ 08:27
L’inculture historique des apprentis sorciers qui nous gouvernent est abyssale… ou mêmes erreurs, même punition, ou encore « C’est pas moi, c’est l’Autre ! » … En 1914 , en 1939 et en 2022 le cocktail explosif reste le même : le nationalisme, le mépris des minorités et la versatilité des frontières (bunker de la « Nation » ou mouvantes selon les objectifs) dans un continent qui enchaîne les guerres, que l’agresseur s’appelle Guillaume, Hitler, Slobodan Milosevic ou Poutine (ou même Netanyahou, puisque le conflit Israélo-Palestinien n’est finalement que l’exportation des sempiternels conflits Européens sous d’autres cieux) . Pourtant l’Europe ne cherche guère à éviter ces conflits malgré sa prétention à être le foyer de la Démocratie éclairant le Monde, ne réagissant que lorsque le pire advenu par « négligence » est déjà là, mettant cette même Démocratie « en péril », laquelle Démocratie n’apporte visiblement aucune sagesse dont on puisse se vanter. D’où la tentation réitérée depuis 1 siècle pour certains Européens lassés de tant de « Bonne Conscience » « sociétalement » inefficace d’élire démocratiquement des dirigeants illibéraux ou pires encore, lesquels confirment qu’effectivement le nationalisme, les mépris des minorités et le problème des frontières est la vraie leçon Européenne. D’ailleurs l’ESPACE Economique Européen signale à l’évidence le goût pour la provocation, prétendant au mépris de toute prudence géopolitique avoir une caution populaire pour s’étendre en Ukraine, en Moldavie, en Géorgie. Quelques exemples en forme de paradoxes : la Pologne moderne a été « redessinée » en 1946, ses frontières se déplaçant vers l’ouest pour laisser place à la Russie et refouler l’Allemagne, expulsant au passage 4 millions d’Allemands et 500 000 Ukrainiens de façon à préserver la « Pureté de la Nation » (après avoir vu (laissé ?) disparaître la plus importante présence juive du continent européo-asiatique) … En 1946, 50% des européens vivaient ailleurs que dans leur lieu d’origine au gré des expulsions, des guerres, des hostilités … En 1946, la France « victorieuse » commençait à lorgner vers le Val d’Aoste et la Sarre, vite mise au pas par ceux qui sont régulièrement sollicités pour nous extirper des nos impasses (1916, 1941, 1993, 2021) … Et en 2021 l’Europe permet encore une fois à (ou incite ?) un président inexpérimenté de se rêver « El Libertador» utilisant encore et toujours les mêmes ingrédients : Nation, Minorités et Frontières face à un autocrate sans scrupules … et une fois de plus ce seront nos « amis » américains qui sont sollicités pour rétablir le calme tout comme en 1918, 1945, 1995 … bien qu’en 1945 nos « ennemis » russes avaient fait le plus gros du travail : l’un comme l’autre ne l’ont jamais fait sans arrière-pensées entraînant les suicides successifs de notre Europe phare de la démocratie : suicide intellectuel en 1914, suicide anthropologique en 1939 et suicide économique en 2021 .
Un ouvrage écrit en 1998, descriptif ou prophétique ? : https://www.babelio.com/livres/Mazower-Le-continent-des-tenebres/1376425
ebo
3. Oktober 2024 @ 10:01
Merci – pour nos amis francophones 🙂
Mais je vous rappelle que la plupart des lecteurs de ce blog ne parlent que l’allemand…
KK
3. Oktober 2024 @ 11:03
Google Translate ist unser Freund – war mir die Mühe, mal eine Sicht von “nebenan” aufzuschnappen, wert 😉
Google Translate est notre ami – cela valait la peine d’avoir une vue “à côté” 😉
(Si vous trouvez des erreurs, veuillez adresser vos réclamations à Google)
Kleopatra
5. Oktober 2024 @ 10:06
Das angeführte Buch heißt im englischen Original „Dark Continent: Europe’s Twentieth Century“ und auf Deutsch „Der dunkle Kontinent: Europa im 20.Jahrhundert“.
Michael
2. Oktober 2024 @ 20:52
“Egal mit welchen [welchem !] Ergebnis.”
Ist das radikaler Pazifismus (!?) oder Fatalismus!?
Michael
2. Oktober 2024 @ 22:06
Sollte an “Skyjumper” adressiert sein … !? (Naja, warum “digital” statt “ analog”!?)
Skyjumper
3. Oktober 2024 @ 09:54
Fatalismus. Ich würde mich nicht als Pazifisten einordnen.
Skyjumper
2. Oktober 2024 @ 17:29
Es ist richtig: Russland kommt in der Region Donbass voran. Langsam aber stetig. Und die gut ausgebauten Verteidigungslinien/Stellungen der Ukraine sind mittlerweile Mangelware geworden. Insoweit sieht es danach aus, als sei der Zusammenbruch der Front nur noch eine Frage von Tagen.
Aber! Zum einen sieht es eigentlich schon seit vielen Wochen so aus als als würde die Front nun stündlich/täglich, nun aber bestimmt, zusammenbrechen. Doch die Ukraine hält sich weiterhin zäh.
Zum anderen, die Gegeninvasion bei Kursk. Seit nunmehr fast 2 Monaten ist Russland nicht in der Lage die Ukraine (die hier als Invasoren über keinerlei feste Stellungen verfügen) wieder über die Grenze zurückzutreiben. Vielmehr ist seit 2 Wochen ein weiterer ukrainischer Einfall hinzugekommen. In Richtung Gluskova, und ziemlich überschaubar. Zusammengenommen macht Russland’s Militär hier alles andere als einen souveränen Eindruck.
Beide Seiten werfen schlimmer mit Propaganda- und Falschmeldungen um sich als ein Prinzenpaar mit Kamelle zur Karnevalszeit. Ich wäre zwar froh wenn es SCHNELL zu Ende wäre. Egal mit welchen Ergebnis. Aber das sehe ich tatsächlich noch nicht.
KK
2. Oktober 2024 @ 18:33
„Und die gut ausgebauten Verteidigungslinien/Stellungen der Ukraine sind mittlerweile Mangelware geworden.“
Die Linien/Stellungen sind ja noch da – nur die Verteidiger gehen der Ukraine langsam aus. Aber es kommt ja Nachschub, da die geflüchteten Männer via „Passverlängerung“ zum Kämpfen in die Heimat geschickt werden…
Skyjumper
2. Oktober 2024 @ 20:42
Das ist zwar auch ein gutes Argument. Aber ich meinte tatsächlich die Stellungen/Linien. Ja, die sind noch da – aber nun in russischer Hand.
ebo
2. Oktober 2024 @ 23:19
Es geht um den angeblichen “Sieg” der Ukraine. Dass Russland den Krieg auch nicht gewinnen kann, steht außer Frage.
In diesem sinnlosen Stellvertreterkrieg gibt es nur Verlierer – außer den USA, natürlich.
Michael
3. Oktober 2024 @ 06:41
Eine merkwürdige Betrachtungsweise. Hat Russland nicht schon die Krim und den Donbass “gewonnen”!? Steigt – auch damit – der Hegemon USA als Hegemonialmacht nicht weiter ab? Etc., etc.?
ebo
3. Oktober 2024 @ 10:00
In der Ukraine ist gar nichts “gewonnen”. Gerade gab es wieder eine große internationale Krim-Konferenz, die den Anspruch der Ukraine auf die Halbinsel bekräftigt hat und auch mit aller Gewalt versuchen wird, ihn durchzusetzen.
Hier ein Statement von Mr. Blinken (sogar auf deutsch): https://de.usembassy.gov/de/4-krim-plattform/
skyjumper
3. Oktober 2024 @ 10:34
2. Versuch, nachdem das I_net den ersten gefressen hat.
Ja und Nein. Es gibt bisher weder einen Sieg noch eine Niederlage. Der Krieg dauert mit aller Brutalität an. Aber es wird irgendwann einen Sieg für die Geschichtsbücher geben. Wie vordergründig der auch mittelfristig sein wird. Bisher sieht es nicht so aus als wenn das ein Sieg der Ukraine sein wird.
Meine Aussage sollte eigentlich sein, dass ich einen Sieg der Ukraine noch nicht ganz abschreiben würde, da auch das russische Milität nicht überzeugt.
KK
3. Oktober 2024 @ 11:10
@ Michael:
Die USA vesuchen mit Hilfe der NAhTOd und EU mit aller Gewalt, Russland möglichst umfassend von den Weltmeeren abzuschneiden, in dem es alle eisfreien Häfen Russlands blockiert. Das betrifft nicht nur die Krim mit Sewastopol, sondern zunehmend auch die Ostsee, nachdem auch noch Schweden und Finnland ins NAhTOd-Kanonenboot geholt wurden. Und das wird sich Russland nicht gefallen lassen können – ganz unabhängig von Putin oder wer sonst das Land regieren mag.
Rubis
3. Oktober 2024 @ 11:56
Ganz klar, die USA/NATO wollen auf die Halbinsel Krim, das wollten sie schon seit der Aufloesung der UDSSR.
Nach dem US-Stuetzpunkt Camp Bondsteel im Kosovo, sollte in Sewastopol eine US-Marinebasis eingerichtet werden, das waere ein weiterer Gewinn fuer die Eindaemmung Russlands gewesen. Der Vertrag Russland-Ukraine ueber die Nutzung des Hafens, geschenkt, die Kuendigung ein klacks!
Das Schwarze Meer sollte vollstaendig unter die Kontrolle der USA/NATO!
Geopolitisch wollte/will man so nah wie nur moeglich an Russland ran, um den militaerischen Rivalen in Schach halten zu koennen. Das selbe Drehbuch wird bei dem wirtschaftlichen Rivalen China angewendet!
Die Menschen auf der Krim interessieren bei den Planspielen nicht,
bei der ersten Orangenen Revolution wurden NATO-Soldaten noch erfolgreich vertrieben, das haette 2014 nicht mehr geklappt.
ebo
3. Oktober 2024 @ 12:24
Das Schwarze Meer ist in der Tat ein zentrales Thema dieses Krieges. Die Nato-Manöver dort 2021 dürften mit ein Grund für den Krieg gewesen sein.