“Dunkelflaute” treibt Strompreis – Scharfe Kritik an Deutschland
Schweden und Norwegen haben Deutschland scharf kritisiert, weil der Strompreis in die Höhe geschnellt ist. Das ist eine Folge der “Dunkelflaute” – und der grünen Energiepolitik.
Der norwegische Energieminister Terje Aasland bezeichnete die Situation als „absolut beschissen“. Auch die schwedische Energieministerin Ebba Busch regt sich laut der Zeitung „Aftonbladet“ über die deutsche Energiepolitik auf.
Die Entscheidung Deutschlands, seine Kernkraftwerke abzuschalten, habe erhebliche negative Auswirkungen auf die Strompreise in Schweden habe. „Ich bin sauer auf die Deutschen“, sagte sie.
Hintergrund ist die sog. “Dunkelflaute”, die auf dem europäischen Strommarkt die Preise in die Höhe treibt. Am Donnerstagabend lag der Preis für eine Megawattstunde an der Börse bei 936 Euro.
Selbst auf dem Höhepunkt der Energiekrise waren die Preise nicht höher als 900 Euro gestiegen. Der plötzliche Anstieg trifft vor allem industrielle Abnehmer, indirekt aber auch Nachbarländer.
Bundeswirtschaftsminister Habeck (Grüne) wollte mit dem Kraftwerkssicherheitsgesetz gegensteuern. Es soll dafür sorgen, dass neue Gaskraftwerke gebaut werden, die als Reserve dienen.
Nach dem Platzen der Ampel-Koalition gibt es dafür jedoch keine Mehrheit mehr; die Noch-Regierung hat das Vorhaben aufgegeben. Eine Reform des Energiemarkts ist auch nicht in Sicht…
Siehe auch Industriestrompreis: Habecks Offenbarungseid
Arthur Dent
14. Dezember 2024 @ 14:25
Ergänzung
Es ist übrigens nicht die Dunkelflaute, die den Preis treibt – Preise sind menschengemacht. Solche Wetterlagen hat es schon immer gegeben. (ein großer Preistreiber ist die CO2-Bepreisung, vor allem, wenn jetzt die konventionelle Kraftwerke auf Hochtouren laufen). Nicht nur, dass die nationalen Stromnetze miteinander zu einem europäischen Verbundnetz gekoppelt, die Strompreisbörsen auch. Insgesamt verspricht man sich dadurch Vorteile, sonst hätten ja nicht soviele mitgemacht. (Übrigens lagen die Großhandelspreise in den Jahren 2015 – 2023 zwischen Frankrich und Deutschland fast identisch).
european
14. Dezember 2024 @ 14:52
Die CO2-Bepreisung ist einfach nur eine weitere Mehrwertsteuer. Die Firmen zahlen sie und geben sie an ihre Kunden weiter und letztlich landen sie beim Endverbraucher.
Arthur Dent
15. Dezember 2024 @ 09:33
Die weitere MwSt. steigt aber beständig ziemlich automatisch
european
15. Dezember 2024 @ 11:12
Natürlich. Das macht sie ja so interessant für die „herrschende Klasse“.
Klimapolitik hat m.E überhaupt nichts mit Klima oder Umwelt zu tun. Es geht reinweg um Ausbau von Macht und Unterdrückung. Da sind solche Instrumente perfekt.
Helmut Höft
14. Dezember 2024 @ 09:09
Tzja, so geht Zusammenarbeit: Selber fressen macht fett!
Die Schweizer haben sich bitterlich beschwert über unabgestimmtes Verhalten Deutschlands. Sie habe gerne den billigen Nachtstrom verwendet ihre Pumpspeicherwerke über Nacht aufzufüllen und am Tag – wenn Strom gebraucht wird und teuerer ist – wird er in den Stromverbund eingespeist (und Geld verdient).
Zitat: „Die Energiewende, der Atomausstieg, mit all den daraus sich ergebenden Folgen, wurde von Deutschland verkündet ohne vorherige Abstimmung mit den europäischen Ländern – obwohl es einen europäischen Stromverbund gibt. Die deutsche „Energie-Wende-Ausstieg“-Politik – so richtig und wichtig sie auch ist – hat Auswirkungen auf den europäischen Stromverbund und hätte daher der internationalen Abstimmung bedurft (siehe hier: Pumpspeicher werden unrentabel). So ist das deutsche Vorgehen rücksichtslos und unsolidarisch.“ Das Link zum Beitrag auf Focus funst leider nicht mehr (depubliziert? )
Siehe https://www.hhoeft.de/mythos/index.php/2019/12/03/zwischenruf-031219/
Monika
15. Dezember 2024 @ 16:13
„DEPUBLIZIERT“
Was für ein herrlicher Euphemismus für Geschichtsklitterung… Wenn die Masche von der „journalistischen Aufarbeitung von Archivmaterial“ wie sie derzeit Telepolis vorexerziert, Schule macht, treten wir damit unsere gesamten „digitalen Archive“ in die Tonne, ganz im Geiste des Orwellschen „Wahrheitsministerium“.
Arthur Dent
14. Dezember 2024 @ 00:13
Es ist noch nicht so lange her, da hat man den Begriff „Dunkelflaute“ in das Reich der Mythen und Sagen eingeordnet. Heute an der Tagesordnung. Dass im Notfall das Ausland uns mit Strom aushilft, na, dafür hat man doch das europäische Stromverbundnetz. In Deutschland hat man auch immer nur Pläne für das Abschalten von Kraftwerken gemacht, für den Zubau nicht. Umgekehrt wäre es besser gewesen – aber hinterher ist man ja immer schlauer. Die Bürger sollen ja auch massiv Strom sparen und den Rest schiebt man mit Smartmetern zwischen E-Autos, Waschmaschinen oder Fernsehern hin und her. Muss man halt Prioritäten setzen. Für den Wasserstoffhochlauf um grünen Stahl zu produzieren braucht man noch ungefähr 15.000 große Windkraftanlagen, 170 Elektrolyseure, 20 GW Gaskraftwerke, 10.000 km Pipelines in Deutschland (etwa 50.000 km in Europa) – alles bis 2030. Ach ja, und Spezialschiffe. Gibt aber bis jetzt nur eins weltweit glaub ich, von Kawaski gebaut. Stückpreis so um die 500 Mio. Dollar.
Übrigens: Frankreich hat im Winter einen doppelt so hohen Stromverbrauch wie im Sommer. Mit jedem Grad unter null, was es kälter wird, benötigt Frankreich 2,5 Gigawatt mehr Strom. Das schaffen die französischen Kernkraftwerke nicht.
Sumawe
13. Dezember 2024 @ 22:08
Hätte sich Norwegen vielleicht früher überlegen sollen, ob sie bei der Nordstream -Zerstörung wirklich mitmachen wollen…
Karl
14. Dezember 2024 @ 08:34
Oder Norwegen setzt seine Hilfe der Pipelinesprengung hier fort?
Norwegen verfolgt Eigeninteressen: „Die Vereinbarung [Norwegen-Deutschland] umfasst Erdgas-Lieferungen, die einem Drittel des Bedarfs der deutschen Industrie entsprechen.“ https://www.tagesschau.de/wirtschaft/energie/sefe-equinor-gas-100.html – Wann kehren wir zum Lieferanten Russland zurück?
Somebody
13. Dezember 2024 @ 15:32
Könnte mal bitte wer bei den finnischen Grünen nachfragen, das kommt doch immer noch schöner wenn diese die Hießigen aufgrund ihres Einsehens so wissenschaftsfeindlich aussehen lassen wie sie in dieser Frage sind^^.
Das witzlose ist ja, dass es aktuell in D immer noch 4 Übertragungsnetzbetreiber gibt, insofern die Trennung recht einfach sein sollte aber da kann man halt nur als Nordlicht für sein, es sollte dennoch immer eine schöne Entgegnung auf Söder oder sonstige Deppen sein, die mal wieder den Länderfinanzausgleich schlecht machen wollen, denn mit diesem Hebel hätte schon das ganze letzte Jahrzehnt eine Korrektur der Industriezentrierung auf Bayern/BaWü/RLP Einzug halten können.
Ohne Frankreich wäre sowieso der Großteil Westeuropas vermutlich netzinstabil, wobei FR gestern ungewöhnlich viel aus D importiert hat, wohl aber auch noch mehr als sonst exportiert.
Ein Kappen oder auch nur deutlich in Frage stellen der Liefermengen wäre vermutlich für Norwegen und Schweden schädlicher als für den Rest Europas aber 93,6 Cent pro KWh Börsenpreis, da bleibt einem die Spucke weg.
Skyjumper
13. Dezember 2024 @ 16:54
Der Preis des Stromes, so abschreckend der auch bereits ist, ist nur die eine Seite der Medaille. Die andere Seite sind die technischen Möglichkeiten überhaupt die erforderlichen Strommengen über Grenzknoten zu importieren/exportieren. Diese sind auf ca. 24 GWh beschränkt. Früher war das einmal ungeheuer viel, heute kommen wir bereits dichter daran heran als uns lieb sein kann. Donnerstag Abend z.b. waren es ~ 17 GWh, was ein gutes Viertel des deutschen Gesamtverbrauchs zu diesen Zeitpunkt war.
@Somebody
Für die Stromproduzenten in Schweden u. Norwegen mögen das ja prima Bedingungen sein, für den ganzen Rest der Wirtschaft, und die vielen E-Heizungen der Bevölkerungen, ist es dagegen pures Gift. Oder wo sehen Sie bei einer etwaigen Leitungskappung die Schädlichkeit für Norwegen/Schweden?
Somebody
13. Dezember 2024 @ 17:22
Hatte dabei, neben Auswirkungen auf den Markt, primär auch an die Aufrechterhaltung der Netzstabilität, den Schwankungsausgleich gedacht.
Somebody
13. Dezember 2024 @ 17:25
PS: Woher kommt die Angabe für den Grenzaustausch? Sie dürfte ja dementsprechend für jede Verbindung seperat gelten und wieso die Begrenzung in Verbrauch statt Leistung sein solte, erschließt sich mir komplett nicht.