Draghi verringert die Dosis

Wenn es nach den Kritikern der EZB ginge, hätte Präsident Draghi sofort den Ausstieg aus dem Anleiheprogramm verkünden müssen. Stattdessen verringert er nun die Dosis der umstrittenen “Droge”.

„Besser jetzt einen Schock, als später einen Crash“: So begründet der “Handelsblatt”-Ressortchef Finanzen seine Forderung, die EZB müsse das Anleiheprogramm schnell zurückfahren.

Ähnliche Töne hört man auch in Berlin. Doch so kurz nach der Bundestagswahl würde sich Draghi dem Vorwurf aussetzen, er folge den Wünschen der deutschen Politik, wenn er sich daran hielte.

Stattdessen halbiert der EZB-Chef das Volumen: das Anleihe-Programm wird von derzeit 60 Mrd. Euro im Monat auf 30. Mrd. zurück gefahren. Die Dosis der “Droge” wird also verringert.

Allerdings soll das Programm nun bis mindestens Ende September 2018 laufen – und damit neun Monate länger als bislang geplant. So kann Draghi auch die Wahl in Italien “überbrücken”.

Ist das nun die viel beschworene Wende der Geldpolitik? Ich würde eher vom Einstieg in die Wende sprechen. Denn die EZB hält  sich weiter die Möglichkeit offen, das Kaufprogramm auszuweiten.

Die Notenbank werde die Käufe nicht abrupt stoppen, betonte Draghi. Zugleich mahnte er zu Geduld: “Die Wirtschaftserholung ist noch nicht nachhaltig.”

In Berlin sieht man das natürlich anders. Aber die EZB muss nicht nur an Deutschland denken, sondern auch an Italien oder Frankreich. Dort wird jetzt gespart, was dämpfend wirkt…