„Die USA führen nicht mehr“
Was für ein „glücklicher“ Zufall: Während US-Präsident Trump Strafzölle (auch) gegen die EU verhängt, diskutiert der „German Marshall Fund“ in Brüssel über die transatlantischen Beziehungen. Man macht sich Sorgen.
Doch diese Sorgen gelten nicht einmal so sehr den umstrittenen Zöllen auf Stahl und Aluminium. Es geht vielmehr um die „systemic leadership“. Der ehemalige US-Handelsbeauftagte Zoellick sieht schwarz.
„Die USA führen nicht mehr“, sagt er mit Blick auf das Welthandelssystem und die WTO-Regeln. Die Frage sei, ob das Handelssystem bestehen könne, wenn die USA aussteigen. „Das ist das wahre Risiko“.
Zudem sieht Zoellick einen amerikanischen Paradigmenwechsel: Trump schaue nicht mehr auf das Gesamtsystem, sondern auf einzelne Staaten, von denen er „Reziprozität“ fordert. Zum Beispiel von Deutschland.
Trump prangert (zu Recht) die hohen Einfuhrzölle auf amerikanische Autos an (10%), doch er übersehe hohe US-Zölle in anderen Segmenten, so Zoellick. Ganz ähnlich sieht es Handelskommissarin Malmström.
Die Schwedin setzt allerdings immer noch auf Verständigung. „Wir teilen die Sorgen um chinesische Überproduktion“, sagt sie. „Lasst uns darüber sprechen, statt auf unilaterale Maßnahmen zu setzen.“
Die EU sei doch keine Bedrohung für die nationale Sicherheit in den USA, so Malmström weiter. „Daher zählen wir darauf, dass wir (von den Strafzöllen) ausgenommen werden.“
Auf den chronischen, von Brüssel und Berlin systematisch geförderten Handelsbilanzüberschuss der EU geht sie nicht ein. Dabei ist er es, den Trump als „Bedrohung“ empfindet…
Siehe auch meinen Kommentar auf taz.de: „Vorsicht, Falle“
Winston
11. März 2018 @ 23:08
Eigentlich nix neues was Trump da sagt.
Das stark auf Export basierte Merkelsche Wirtschaftsmodell prangerte auch Obama an. Nur bei Obama blieb es beim anprangern, Trump hingegen schreitet zur Tat und er wird imho nicht zu bremsen sein, von der EU schon gar nicht.
Stefan
15. März 2018 @ 11:25
Und wo soll das hinführen? Es wird auf beiden Seiten des Atlantiks nur Verlierer geben. Interessant finde ich den aktuellen Kuschelkurs von Elon Musk. Der Saubermann aus der Sonne der das Image der Teflonpfanne pflegte beklagt sich plötzlich über Zölle und positioniert sich klar als der Geschäftsmann der er ist. Im Grunde nicht verwerflich, seine Anhänger könnten aber überrascht sein.
Baer
10. März 2018 @ 12:56
@fThomas,
Also wo die Amerikaner führen hätte ich gerne näher erläutert.
Den Amis läuft derzeit alles weg,sowohl der Petrodollar bei der Bezahlung von Rohöl,
Ein Krieg/ Scharmützel geht baden,im Inneren werden die Bürger immer mehr versklavt.
Wenn das unter Führung zu verstehen ist,dann führen Sie,aber bestimmt nicht in die richtige Richtung .
Ein Tipp, weniger US Kriegsfilme schauen ….
Winston
11. März 2018 @ 23:21
Das Bretton Woods System ist nicht aus dem Gleichgewicht gekommen, es ist kläglich gescheitert, schon lange.
Man sollte bedenken dass das Bretton Woods System wesentlich flexibler war als das Euro System.
Wenn schon das Bretton Woods System dysfunktional war und zu Ungleichgewichte führte und schleisslich genau aus diesen Gründer scheiterte. dann wird das wesentlich restriktivere Euro System erst recht scheitern.
Ein Europäer
10. März 2018 @ 10:51
Also, der Donald ist ein Businessman und ein Dealmaker. Der geborene Politiker ist er nicht. Der Welthandel und das Bretton Woods System ist aus dem Gleichgewicht gekommen, das ist eine Tatsache. Die Frage nun ist, sind wir dazu bereit mit der USofA zusammen eine Lösung zu finden, oder wollen wir “Weiter so” machen? Wir als Europa und EuropäerInnen sind wir Systemrelevant und haben eine gewisse Verantwortung gegenüber der Weltgemeinschaft, ob es uns gefällt oder nicht. Der Dealmaker, wie alle Businessmen, ist offen für Verhandlungen, man muss es einfach clever anstellen.
Thomas
9. März 2018 @ 14:56
Das Gegenteil ist der Fall. Die USA führen wieder. Und zwar in die richtige Richtung.
Peter Nemschak
9. März 2018 @ 11:36
Wodurch gefördert? Wenn auf Grund der guten Konjunktur die zinsen in den USA steigen wird der dollar tendenziell stärker werden und den Handelsüberschuss des Euroraums verstärken. Die Welt hängt nun einmal zusammen. Die politische und wirtschaftliche Verantwortung der USA für das internationale System hat der Welt Wohlstand und Frieden gebracht. Es über Bord zu werfen ist kurzsichtig und dumm, auch für die USA. Aber: es stehen heuer Kongresswahlen an, und da will Trump auf die billige Tour kurzfristig Eindruck bei seinen Wählern im Rust-belt machen. Vielleicht führt das Verhalten von Trump unbeabsichtigt dazu, dass ich der Rest der Welt endlich der Problematik der Überkapazitäten der Stahlindustrie (vor allem in China) annimmt. Durch Protektionismus lässt sich das Problem nicht lösen. Als hochentwickeltes High-tech Land macht es für die USA ökonomisch wenig Sinn, Massenstahl zu erzeugen. Das können die Entwicklungsländer billiger. Die EU muss etwaige Strafmaßnahmen mit Augenmaß treffen. Handelspolitik eignet sich nicht für die Emotionen der Massen.
ESSAY
May/June 2017 Issue Foreign Affairs
United States Trade
The False Promise of Protectionism
Why Trump’s Trade Policy Could Backfire
By Douglas A. Irwin