Die Terrorgefahr, die nicht so heißen darf
Kurz vor der Fußball-EM in Deutschland und Olympia in Frankreich wächst die islamistische Terrorgefahr. Doch sie darf nicht so heißen, wie die “Messerattacke” in Mannheim zeigt.
Ein Afghane hatte am Freitag in Mannheim fünf Teilnehmer einer Kundgebung der islamkritischen Bewegung Pax Europa sowie einen Polizisten mit einem Messer verletzt. Der Beamte erlag später seinen Verletzungen.
Mittlerweile hat die Bundesanwaltschaft hat die Ermittlungen übernommen. Dies deutet auf einen islamistischen Terroranschlag hin. Dennoch ist weiter von einem Angriff aus “religiösen Gründen” die Rede.
Dabei sind die Indizien ziemlich klar. Sowohl der Modus Operandi als auch das Anschlagsziel entsprächen dem, was der “Islamische Staat – Provinz Khorasan” (ISPK) in Europa propagiert, so der Terrorexperte Peter R. Neumann.
Zudem gibt es auch noch ein Bekenner-Video mit einem afghanischen Kommandeur. Es handele sich vermutlich um dieselbe Gruppe, die in Moskau zugeschlagen hat, so Neumann.
Doch während dort sofort von einem islamistischen Terroranschlag und vom “IS” die Rede war, wird der Fall in Deutschland verharmlost. Warum? Darf die Terrorgefahr nicht so heißen?
Hat man Angst, dass die klare Benennung der Bedrohung so kurz vor der Fußball-EM und der Olympiade das deutsche Publikum verunsichern könnte? Und was machen eigentlich die europäischen Behörden?
Siehe auch “Akute Terrorgefahr auch in Europa“
exKK
5. Juni 2024 @ 16:12
Märchen sind ja oft grausam – das schliesst Sommermärchen nicht aus…
Arthur Dent
5. Juni 2024 @ 15:01
Falls mit dem “Terror-Anschlag” eine politische Botschaft verknüpft war (war früher so üblich), dann hab ich sie nicht verstanden.
Annette Hauschild
5. Juni 2024 @ 14:17
Dass der Generalbundesanwalt im Fall des Mannheimer Messerstechers die Ermittlungen an sich gezogen hat, kann auf einen islamistischen Hintergrund hindeuten, muss es aber noch nicht. Obwohl ich das auch für wahrscheinlich halte, dass es einen gibt. Auch die baden-württembergische Generalstaatsanwaltschaft hätte die Ermitlungsführerin sein können, nur der GBA hat bundesländerübergreifende Kompetenzen, Das ist sinnvoll bei bundesländerübergreifenden Ermittlungen. Bei einer GenSTa müßte man mit Hilfskonstruktionen bei polizeilichen Ermittlungen in anderen Bundesländern arbeiten, das ist etwas umständlicher. Siehe den Fall Amri, bei dem LKA NRW und Polizei Berlin erfolgreich aneinander vorbei gearbeitet haben.
european
5. Juni 2024 @ 07:47
Das Overton-Magazin hat im letzten Jahr eine Übersetzung eines Blog-Artikels von TomDispatch.com veröffentlicht, der mE sehr aufschlussreich ist. Er fällt unter die Kategorie Trau-Schau-Wem oder auch „Wer sind eigentlich unsere Freunde?“ Ein sehr lesenswerter Artikel, der die Chronologie des „War on Terror“ erläutert und sehr einleuchtend belegt, warum die USA in Afrika kein Problem haben, sondern das Problem sind. Nicht nur für Afrika, sondern auch für Europa, wenn man sich die Auswirkungen ansieht.
https://overton-magazin.de/top-story/das-pentagon-erklaert-seinen-krieg-gegen-den-terror-in-afrika-fuer-gescheitert/
„Allein die nackten Zahlen verdeutlichen das Ausmaß der Katastrophe. Als die Vereinigten Staaten in den Jahren 2002 und 2003 ihre Forever Wars begannen, zählte das Außenministerium insgesamt nur neun terroristische Anschläge in Afrika. In diesem Jahr haben militante islamistische Gruppen auf diesem Kontinent nach Angaben des Pentagon bereits 6756 Anschläge verübt. Mit anderen Worten: Seit die Vereinigten Staaten ihre Anti-Terror-Operationen in Afrika verstärkt haben, hat der Terrorismus um 75.000 % zugenommen.“
Ganz ähnlich wie im Tanz der Vampire, wo der Professor am Ende das Unglück in die Welt trägt, wurde das Problem des Islamismus durch die permanenten Putsche, Regime-Change-Aktivitäten, Drohnenmorde uvm. erst so richtig befeuert. „Engagements“ wie Libyen, Afghanistan, Irak, Syrien, die Orchestrierung und Finanzierung des sogenannten arabischen Frühlings etc. haben das Feuer geschürt und nicht zuletzt auch die Fluchtbewegungen in Richtung Europa in Bewegung gesetzt. Wir haben natürlich gehorsam durch fleißige Sanktionierungen und auch aktive Beteiligungen an diesen Kriegen mitgeholfen und auch mit dazu beigetragen, dass Menschen in ihren Heimatländern keine Perspektive mehr haben. Von Libyen wissen wir von massiven Menschenrechtsverletzungen, Sklavenhandel, Verbrechen gegen die Menschlichkeit, Vergewaltigungen und versuchen mit viel Geld, das Problem in Schach zu halten. Von Marokko wird ähnliches berichtet. Vom Irak wissen wir, dass während des Krieges wesentlich mehr Menschen gestorben sind oder verletzt wurden als jemals durch Saddam. (Der übrigens mal der USA best buddy war. Auch das sollte man nicht vergessen)
Wir brauchen uns über nichts zu wundern. Wir folgen den falschen Göttern.
Helmut Höft
5. Juni 2024 @ 11:27
Danke für das Link, european. Die Zunahme des Terrors seit Bekämpfung desselben ist schon, na sagen wir, beachtlich. *kopfkratz*
Bei der Gelegenheit sei noch einmal an die LRA erinnert https://de.wikipedia.org/wiki/Lord%E2%80%99s_Resistance_Army und der Pseudojagd nach deren Chef Joseph Kony durch “unsere Freunde”. Diese haben folgerichtig die “Suchaktion” dazu benutzt, ihre Präsenz im Bezirk “USAFRICOM” auszubauen. https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/7/75/Unified_Combatant_Commands_map.svg/330px-Unified_Combatant_Commands_map.svg.png Den Kony hat mein leider nicht gefunden. Nebenbei: Das Hauptqurtier des USAFRICOM ist in Stuttgart (nicht in Ramstein, da sind andere vom großen Freund stationiert)
Anmerkg.: Durch die hiesige Öffentlichkeit wird jeder “böse” Terrorist, fast schon mit Rang und Namen bekannt, getrieben. Die “guten” Terroristen – nein nicht Mafia, Drogenkartelle & Co, die “Christizisten”, Evangelikalen, Opus Dei usw. – sind in der Öffentlichkeit weitgehend unbekannt. Warum ist das so? o)
Und Ja! Unsere “besten Freunde” kriegen in ihrem Hinterhof keine Ordnung hin, Beispiel: US-Regierung drückt Mindestlohn in Haiti:Zwei Dollar am Tag https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/wikileaks-us-regierung-drueckt-mindestlohn-in-haiti-zwei-dollar-am-tag-1.1105782 Ob es da Zusammenhänge gibt Armut, Kriminalität, Terror, Migrationsdruck …? Man weiß ja sowenig …
Monika
5. Juni 2024 @ 12:11
Marcus Schneider, “Wertekollision”, ist ein -mal wieder lesenswerter- Beitrag bei IPG über die Sicht der “Restwelt” auf Amerika und Deutschland. Der Beitrag “spielt” im Völkermord von Gaza und handelt vom Absturz deutscher Vertrauenswürdigkeit auf allen Ebenen, mehr noch als gegenüber den Amerikanern. Die Methodik eines wertewestlichen “war forever” tritt erst seit der Eskalation des Westens in der Ukraine so richtig ins kollektive Bewusstsein der Welt.
Bislang schämten sich viele der angegriffenen Staaten ihres Opfertums, außerdem gab es bei diesen “Vergewaltigungen” des Westens unter amerikanischer Führung lange kein Entkommen. Man musste es hinnehmen wie eine Seuche, die man hoffentlich irgendwie überleben würde.
Erst seitdem Russland den unverhohlenen Versuch der Kolonisierung und seiner Zerschlagung abwehren konnte, besteht nach Jelzin soetwas wie ein Schimmer Hoffnung. Zumal der wirtschaftliche Aufschwung und das geopolitische Verhalten Chinas eine größer angelegte “östliche Option” eröffnet hat.
“Wir sind im Namen des Herrn unterwegs”, und bringen de facto Tod und Verderben .. Ist fatal bemerkte Schlich bei Wilhelm Busch, aber gottlob nicht für mich … jubiliert Schlich als Zuschauer und Stripppenzieher. Zeit, dass der globale Strippenzieher ins rechte Licht gesetzt wird.
Stef
4. Juni 2024 @ 19:49
„Doch während dort sofort von einem islamistischen Terroranschlag und vom “IS” die Rede war, wird der Fall in Deutschland verharmlost. Warum? Darf die Terrorgefahr nicht so heißen?“
Rhetorische Fragen verdienen ebensolche Antworten.
In Moskau war der ukrainische Geheimdienst der Auftraggeber, umso lauter muss man davon ablenken.
In Mannheim hat unser Geheimdienst versagt, was es zu zerstreuen gilt.
Unbeschadet dessen finde ich die Fragen berechtigt und scharfsinnig!