Die Quittung

Die Ratingagentur Moody’s hat ihre Bewertung für Deutschland mit einem negativen Ausblick versehen. Das Toprating “AAA” wurde zwar noch beibehalten. Doch wegen der steigenden Wahrscheinlichkeit eines Austritts Griechenlands aus dem Euro sehen die US-Analysten nun auch Probleme für Deutschland; im Herbst droht sogar ein Downgrading. Letztlich ist dies die verdiente Quittung für das leichtsinnige Berliner Gerede über einen “Grexit”.Man spielt nicht ungestraft mit dem Feuer – auch nicht, wenn man sich als Schulmeister der Eurozone fühlt. Dies ist die unmißverständliche Botschaft der Moody’s-Analysten. Seit Tagen schon schwadronieren Wirtschaftsminister Rösler, FDP-Fraktionschef Brüderle sowie diverse CSU-Provinzpolitiker über den angeblich unvermeidlichen Rausschmiss Griechenlands und die angeblich unbedeutenden Folgen.

Vielleicht sollten sie einmal nachlesen, was “Moody’s” dazu sagt. Hier die zentrale Begründung für den negativen Ausblick für das deutsche Rating (zitiert nach “FTAlphaville”):

1.) The rising uncertainty regarding the outcome of the euro area debt crisis given the current policy framework, and the increased susceptibility to event risk stemming from the increased likelihood of Greece’s exit from the euro area, including the broader impact that such an event would have on euro area members, particularly Spain and Italy.

Die US-Experten sprechen nicht nur von einer “erhöhten Wahrscheinlichkeit” eines “Grexit”, sondern auch davon, dass dies ernste Konsequenzen für Spanien und Italien und somit für die gesamte Eurozone hätte. Sie sagen damit das Gegenteil von Rösler & Co., die das mit einem “Grexit” verbundene Risiko systematisch herunterspielen. Und sie warnen davor, dass vor allem Deutschland höhere Lasten tragen müsste, wenn die Südländer kollabieren.

Der Hintergrund: Während deutsche Banken in Griechenland kaum noch vertreten sind, sind sie in Spanien und Italien sehr stark exponiert. Im Falle Spaniens ist das deutsche Engagement sogar größer als das Frankreichs. Spanien leidet aber seit Wochen unter der Krise in Griechenland – ein “Grexit” würde daher Madrid und Berlin besonders hart treffen. 

Wenn wir eine funktionierende Bundesregierung hätten, würde Kanzlerin Merkel ihre FDP- und CSU-Truppen zur Ordnung rufen und klarstellen, dass sie einen “Grexit” vermieden will. Sie würde vor die Presse treten und den idiotischen Tatarenmeldungen, wie sie von “Spiegel” bis “Sueddeutsche” mittlerweile fast alle Medien verbreiten, entgegentreten. Und sie würde den Bürgern endlich einmal erklären, wie sie sich eigentlich die Zukunft der Eurozone vorstellt – so wie es Bundespräsident Gauck seit Wochen fordert.

Gehört Griechenland noch dazu? Kann das Spar- und Reformdiktat gelockert werden? Wenn nein, warum eigentlich nicht? Wie erklärt Merkel sich, dass die Hilfe in Spanien nicht hilft, sondern alles nur noch schlimmer macht? Liegt das vielleich auch an den Auflagen? Und was soll aus Italien werden? Wird der ESM aufgestockt? Darf er künftig auch Banken refinanzieren, erhält er gar eine Bankenlizenz? Und wie definiert sie die Rolle Deutschlands in der Eurozone? Das sind nur einige der Fragen, die endlich beantwortet werden müssten. 

Doch das wäre wohl zu viel verlangt von Merkel und ihrer schwarzgelben Chaostruppe. So geht das Berliner Sommertheater munter weiter, mit einem kleinen Unterschied: diesmal ist der Ausblick negativ – auch für Deutschland.