Die neue EU-Doktrin in einem Tweet
Was macht EU-Kommissionschefin von der Leyen in Kiew? Sie feiert den Europatag – und definiert die neue EU-Doktrin.
Dafür reicht ein einziger Tweet. Hier ist er:
Für von der Leyen ist Kiew die Hauptstadt Europas.
Denn dort, so proklamiert sie, würden unsere Werte täglich verteidigt.
Wer so denkt und spricht, ist bereit, alles zu geben – und die EU immer tiefer in den Krieg zu ziehen.
Oder?
european
10. Mai 2023 @ 18:13
@KK
Kein Problem. Hier ist das Schätzchen:
https://www.historia-hamburg.de/esland-2-euro-2022-bfr-slava-ukraini-hoch-lebe-die-ukraine.html
KK
10. Mai 2023 @ 17:41
Wie erkenne ich diese estnische Münze auf den ersten Blick, damit ich ihre Annahme ablehnen kann?
Hekla
10. Mai 2023 @ 15:47
@european: dazu fallen mir Bilder von Olympia 1936 in Berlin ein, auf denen einige der ausländischen Sportler, darunter auch Afroamerikaner, mit dem damals in Deutschland obligatorischen Gruß im Olympiastadion einmarschiert sind.
Das war damals mit Sicherheit als eine freundliche und höfliche Geste gegenüber dem Gastgeberland gemeint und nicht als Ausdruck der politischen Überzeugung; so wie „Slava Ukraiini“ wahrscheinlich auch nur Solidarität auf eine schlichte Formel bringen soll. Nur – „Gutmeinen“ allein ist auch diesmal alles andere als gut, man sollte schon genau wissen und begreifen, was man da so unbedarft nachplappert.
european
10. Mai 2023 @ 08:18
Alle Verrücktheiten sind immer noch irgendwie zu toppen. Man fasst es nicht:
Estland hat gerade eine 2-Euro-Gedenkmünze herausgebracht mit der Aufschrift „Slava Ukrani“. Offensichtlich ist niemandem klar, dass gerade dieser Aufruf mehr als kritisch zu sehen ist. Auch im Bundestag verstiegen sich kürzlich einige Politiker unterschiedlicher Couleur dazu, ihre Reden mit „Slava Ukraini“ zu beenden. Da fällt dem Zuschauer die Kinnlade herunter.
Eine recht gute Zusammenfassung über den Hintergrund dieses Grußes findet sich hier: https://www.mdr.de/nachrichten/welt/osteuropa/ostblogger/ukraine-ruhm-grussformel-100.html
„Denn zwar stammt „Ruhm der Ukraine“ schon aus der Zeit des Unabhängigkeitskampfes 1917/18. Besonders assoziiert wird die Formel, besonders in der Variante mit der „Helden“-Antwort, aber mit der „Organisation Ukrainischer Nationalisten“, kurz OUN um Stepan Bandera. Bandera und die OUN hatten zwischen den Weltkriegen für eine von Sowjet-Russland unabhängige Ukraine gekämpft – und während des Zweiten Weltkriegs dazu zeitweise auch mit Hitlers Wehrmacht kollaboriert.“
Es ist die gleiche Kategorie, in die auch der unheilvolle Gruß der Deutschen während der Nazizeit fällt. Aber wir nehmen es nicht nur hin. Wir plappern es nach.
KK
10. Mai 2023 @ 02:14
„Wer so denkt und spricht, ist bereit, alles zu geben – und die EU immer tiefer in den Krieg zu ziehen.“
Wer so denkt und spricht, sollte umgehend aus dem Amt der Präsidentin der EUropäischen Kommission entfernt werden. Und wenn sie nicht freiwillig geht, dann sollte sie jemand tragen!
Zu allererst hat sie sich um die ihr anvertraute EU samt deren fast einer halbe Milliarde Bürger zu widmen, und nicht den Marionetten der Oligarchen und Nazis eines korrupten Drittstaats (oder den US-Interessen von Pfizer und Komplizen). Und schon gar nicht hat sie am Ende einer Rede „Slawa Ukrajini“ zu skandieren, wie schon so oft vor dem EU-Parlament oder sonst in der Öffentlichkeit geschehen!
Zum Hintergrund des Grusses hier mal eine Stimme des MDR aus einer Zeit, als die ÖRR noch kritisch waren: https://www.mdr.de/nachrichten/welt/osteuropa/ostblogger/ukraine-ruhm-grussformel-100.html
Peter Michael
9. Mai 2023 @ 21:38
Monika – absolut richtig deine Ausführungen.
Eigentlich peinlich für uns. Frau v.d. Leyen sollte doch umziehen, nach dem sie wegen Unfähigkeit, Korruption und Landesverrat (wegen hoher Schäden zu Lasten der Allgemeinheit und der Bevölkerung insbesondere) zurückgetreten ist.
Die Ukraine hätte sicherlich Verwendung für sie.
JF
9. Mai 2023 @ 14:45
Irgendwie habe ich das Bild eines Teenie-Groupies vor Augen, das hysterisch jauchzend sein Idol anhimmelt.
european
9. Mai 2023 @ 15:01
Das trifft es sehr genau.
Dieses Bild beschrieb auch Gabriele Krone-Schmalz in ihrem letzten Vortrag. Sie bemerkte mit sichtbarer Fassunglosigkeit, dass sich die EUCO-Praesidentin nicht genierte, wie ein verliebter Teenager um Selenskyj herumzuhuepfen.
Man ist ja schon fast dankbar, dass sie nicht schon wieder in ihrem Gelb-Blauen Outfit herumlaeuft.
Hekla
9. Mai 2023 @ 14:23
Ich finde Ihre Analysen meistens überzeugend und teile sonst Ihre Einschätzungen, aber hier habe ich das Gefühl, dass Sie das etwas überbewerten. Für mich ist das der x-te selbstreferenzielle Aufguss von “die Ukraine verteidigt die Werte Europas”, ja ganz Europa. Das hören wir von vdL nicht zum ersten Mal und diesmal selbst für ihre Verhältnisse recht unterkomplex formuliert. Wo sehen Sie hier einen so qualitativen Unterschied zu den bisherigen abenteuerlichen Statements des EU-Spitzenpersonals, dass man von einer neuen Doktrin sprechen könnte? Wenn schon Doktrin, dann nicht mehr ganz neu, dieser rote “Werte”-Faden zieht sich seit dem russischen Angriff durch alle EU-Aussagen durch. Aber in dem Punkt, dass vdL und ihre EU-Kollegen offensichtlich bereit sind, alles, sprich ganz Europa mitsamt der Bürger für die Ukraine zu opfern, gebe ich Ihnen recht. Mein Geld, mein Wohlstand, mein Demokratieverständnis, meine Zukunft
und wenn es schiefgeht, mein Leben und das Leben meiner Familie für die Freiheit der Ukraine. Und das gleich 448 millionenfach. Nur: das ist jetzt auch nicht neu.
ebo
9. Mai 2023 @ 14:46
Sie haben recht, an dem Tweet ist nichts neu, und man sollte ihn auch nicht überbewerten. Aber er fasst das Denken der EU-Chefin gut zusammen – und markiert einen Einschnitt: Statt den Europatag in Brüssel oder in Straßburg zu feiern, wo immerhin Kanzler Scholz geredet hat, zog es von der Leyen vor, Kiew zu besuchen und Selenskyj zu huldigen. Das ist schon einen Blogpost wert…
Monika
9. Mai 2023 @ 17:00
Ich finde einfach das Datum bemerkenswert:
Am 8.5. gedenken wir der Befreiung Deutschlands vom Nationalsozialismus/Faschismus und einen Tag später schon schreit Frau von der Leyen Hurra! und sowas wie: „Der König ist tot, lang lebe der König“… In Anbetracht, dessen, dass wir von Nationalsozialismus und Faschismus in der Hauptsache von der damaligen Sowjetunion befreit wurden, unter dem Opfer von 27 Millionen Toten, ist das höchst befremdlich (zum Vergleich: Amerika hat in all seinen völkerrechtswidrigen Kriegen und Miltäraktionen seit WK 1 rund 500000 Tote beklagt)
Der Tweed ist eine perfide Beleidigung und bodenlose Relativierung der russischen Leistungen im Hinblick auf die Befreiung Deutschlands. In Grund und Boden sollte sie sich schämen.
Erstaunlich, dass von anderen EU-Staaten diesbezüglich keine Klagen oder wenigstens Kommentare zu dieser Instinktlosigkeit kommen…