„Manfred, jetzt ist mal gut“
Für die Linke war die Europawahl eine riesige Enttäuschung. Im neuen EU-Parlament ist sie nur noch mit 41 Abgeordneten vertreten – statt 51. Nun geht sie in die Opposition und stichelt gegen Manfred Weber.
„Wir hatten ein Imageproblem“, erklärt der deutsche Spitzenkandidat Martin Schirdewan die Wahlschlappe. „Es war nicht klar, wozu man die Linke im Europaparlament noch braucht.“
Nach der Wahl hat sich das nicht geändert – im Gegenteil: Das bürgerliche Lager läßt die Genossen links liegen, die von den Sozialdemokraten versprochene „progressive Allianz“ ist nicht in Sicht.
Nun ziehen die Linken die logische Konsequenz – und gehen in die Opposition. „Man drängt uns in diese Rolle, und wir nehmen sie gerne an“, so Schirdewan. So werde man zur einzig demokratischen Alternative.
Denn die Konkurrenz von AfD, Lega und anderen Rechtsauslegern sieht man bei den Linken weder als demokratisch noch als Alternative an. „Wir sind konstruktiv, die nicht“, so Schirdewan.
Schlechte Noten stellt der Linken-Politiker auch den „bürgerlichen Parteien“ aus, allen voran den Konservativen von CDU/CSU/EVP. Deren Verhalten schwäche das Europaparlament.
„Von der Wahlurne ins Hinterzimmer“
Schließlich hätten sie schon im Vorfeld der Europawahl transnationale Listen verhindert und so die Spitzenkandidaten entwertet. Und danach sei es „direkt von der Wahlurne ins Hinterzimmer“ gegangen.
Dem EVP-Kandidaten Manfred Weber (CSU) empfiehlt Schirdewan, den Rückzug anzutreten. „Die sollten sagen: Manfred, jetzt ist mal gut“, empfahl er den etablierten Parteien, zu denen auch die Grünen zählen.
Einen Ersatzmann hat Schirdewan auch schon parat: Der Franzose Michel Barnier habe bei den Verhandlungen zum Brexit immer mit der Linken gesprochen und einen „positiven Eindruck“ hinterlassen…
Siehe auch „Dann kann Merkel abdanken“ (Interview mit G. Gysi)