Die Leiden der deutschen Sparer
Die Nullzinspolitik der EZB kostet die deutschen Sparer angeblich 436 Milliarden Euro. Zu diesem Ergebnis kommt die DZ-Bank in einer Studie, aus der die Medien breit zitieren. Doch stimmt das überhaupt?
Die deutschen Sparer sind die Hauptleidtragenden der Niedrigzinspolitik der Notenbanken, heißt es immer wieder. Sie bekommen keine Zinsen mehr auf das Ersparte. Das stimmt, ist aber nur ein kleiner Teil der Wahrheit. Wer Vermögen hat, profitiert massiv von der EZB-Politik. Der Grund für die Kritik aus Deutschland liegt ganz wo anders.
Was man für sein Erspartes bekommt, hängt stark davon ab, wie man es anlegt. Während es für Giro- und Sparguthaben und für Anleihen kaum noch etwas gibt, haben Immobilien, Aktien und Betriebsvermögen in den letzten Jahren kräftig an Wert zugelegt, angetrieben insbesondere von den niedrigen Zinsen.
Immerhin drei Viertel des Bruttovermögens der Deutschen, also des Vermögens vor Abzug der Schulden, besteht aus Immobilien und Betriebsvermögen. Im vermögensmäßig mittleren Fünftel der Bevölkerung liegt der Immobilienanteil bei gut der Hälfte, in der gehobenen Mittelschicht und bei den Wohlhabenden bei knapp 70 Prozent.
Bei den Reichen beträgt er nur knapp 60 Prozent. Weil diese aber knapp ein Viertel ihres Vermögens in Betriebsvermögen halten, haben sie den höchsten Sachvermögensanteil am Portfolio.
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Peter Nemschak
24. Mai 2017 @ 08:18
Das Sparverhalten in Deutschland und Österreich unterscheidet sich von dem in anderen Ländern der EU. Zum einen ist die Sparrate ungeachtet des niedrigen Zinsniveaus strukturell höher, zum anderen ist das derzeit real ertragslos Sparbuch nach wie vor des Sparers liebstes Kind. Auch kleine Sparguthaben können intelligenter als in Sparbüchern angelegt werden. Faktum ist, dass die Schuldner, auch Staaten, von den niedrigen Zinsen profitieren, manche mehr, andere weniger. Wären die Zinsen höher, würde dies als Schuldenbremse für reformunwillige Staaten dienen. Bei höheren Zinsen würde der deutsche Staat weniger profitieren, dafür aber andere Länder zu Reformen ihres Gesellschaftssystems gezwungen werden oder aus der Eurozone ausscheiden müssen. Die derzeitige Zinspolitik der EZB führt zu einer Fehlallokation von Kapital. Dazu gehört auch der künstlich verstärkte Immobilienboom.
Claus
24. Mai 2017 @ 09:44
Faktum ist ebenso, dass das, was die EZB derzeit treibt, schlichtweg illegitime Staatsfinanzierung ist. Und denkt man an die Lebensversicherungen, die noch immer einen nicht unwesentlichen Teil der Vermögensanlage des “Normalbürgers” darstellen – das wurde ihm ja so eingeredet – so ist der Brennwert als Ofenfeuerung vermutlich schon höher als ihr Kapitalwert – ebenfalls durch die Nullzinspolitik. Und da die Versicherungen in Berlin vorstellig geworden sind, um aus ihrem Ungemach rausgehauen zu werden, bekommen sie demnächst das Nutzungsrecht an den Autobahnen verscherbelt – mit anschließenden garantieren Traumrenditen. Da darf der Mann mit dem Ford Fiesta dann nochmal schön zahlen.
Peter Nemschak
24. Mai 2017 @ 10:19
Zustimmung !