Die Kosten des Sparwahns

Die einseitige Sparpolitik kommt Europa teuer zu stehen. Sie hat nicht nur die Konjunktur abgewürgt, wie der IWF mittlerweile offen zugibt. Sie hat auch die Arbeitslosigkeit auf einen neuen Höchststand getrieben und die deutschen Exporte gedämpft. All dies lässt sich mittlerweile schwarz auf weiß belegen – wann denken Brüssel und Berlin endlich um?

Nun hat es also auch die „FAZ“ eingesehen: „Sparprogramm schaden der Konjunktur viel stärker als gedacht“, heißt es auf dem Wirtschaftsblog. Der kluge Kopf aus Frankfurt stützt sich dabei auf eine neue Studie des IWF.

Die IWF-Experten räumen erstmals offen ein, dass es bei ihren Wachstumsprognosen für Krisenländer „Fehler“ gegeben habe, weil die so genannten „Multiplikatoren“ viel höher ausfallen als gedacht. Nach den neuen Berechnungen hätte jeder Euro an Haushaltskonsolidierung  nicht  50 Cent vom BIP gekostet, sondern eher 90 Cent bis 1,70 Euro.

Anders ausgedrückt: die Wirtschaftsleistung schrumpft stärker als der Sparbeitrag, was zu einer höheren Schuldenquote und mehr Arbeitslosigkeit führt. Das hätte man freilich auch früher wissen können, ja müssen, wie der „Herdentrieb“ zu Recht einwendet. Eine vorsichtige Korrektur nahm der IWF ja auch schon letzten Herbst vor (siehe „Der IWF denkt um – Merkel nicht„).

Doch nun haben wir „endlich“ auch die Bestätigung aus der Realwirtschaft. Wie die EU-Kommission heute bekannt gab, hat die Arbeitslosigkeit in Euroland mit 18,8 Millionen Menschen einen neuen Rekord erreicht – im November waren zwei Millionen Menschen mehr ohne Job als vor einem Jahr.

Besonders schlimm ist der Arbeitsplatzabbau in den Krisenländern – also genau da, wo IWF und EU ihre falschen Rezepte angewandt haben. In Griechenland stieg die Quote binnen eines Jahres um 7,1 Prozentpunkte – ein brutaler Anstieg.

Der deutsche Arbeitsmarkt kam bisher zwar ungeschoren davon, doch immerhin spüren nun die Exporteure die Krise: Nach einem furiosen Jahr brachen die Ausfuhren im November ein, das Wachstum stagnierte. Schuld ist vor allem die fehlende Nachfrage aus den Euro-Krisenländern.

Die falsche Therapie verschärft also nicht nur die Krise, was zu höheren „Rettungs“zahlungen für Griechenland & Co. führt. Sie bremst auch den Kern der Eurozone aus. Deutschland muss deshalb höhere Kosten stemmen als nötig – und es verliert Geschäftschancen.

Höchste Zeit, den einseitigen Sparkurs zu beenden, sollte man meinen. Doch bei einem Treffen in Berlin machten Kanzlerin Merkel und der griechische Premier Samaras gute Miene zum bösen Spiel: das Glas sei halbvoll, sagte Samaras. Griechenland sei auf einem guten Weg, das Vertrauen der Märkte wiederherzustellen.

Ach so, es geht um die Märkte, nicht um die reale Wirtschaft…

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