Die kommende Krise

Die Konjunkturaussichten für 2019 sind eh’ schon mau. Doch nun droht der EU und Deutschland auch noch ein Doppelschock: Der Brexit und die neuen US-Strafzölle auf (vorwiegend deutsche) Autos. Kommt die große Krise?

Das hängt vom Timing ab, sagen Experten wie W. Münchau. Wenn der Brexit geordnet verläuft und US-Präsident Trump mit seinen Autozöllen zögert, könnte die Sache noch glimpflich ausgehen.

Wenn es hingegen zum chaotischen Brexit-Crash kommt und Trump kurz davor oder danach auch noch den Zollhammer schwingt, könnte dies eine neue Krise auslösen, vielleicht sogar eine Rezession.

Doch das ist mir zu kurz gedacht. Wir haben es nicht mit kurzfristigen, konjunkturellen Risiken zu tun, sondern mit langfristigen, strukturellen Problemen. Jenseits der aktuellen, durchaus disruptiven Konflikte kommen zwei brisante Mega-Trends zusammen.

Der eine Trend ist, dass der Freihandel und die Liberalisierung der Märkte an ihre Grenzen stoßen. Die USA machen dicht, fast alle anderen Märkte sind schon offen, neue Handelsabkommen bringen kaum noch Extra-Wachstum.

Das neoliberale Paradigma, dem die EU immer noch nachhängt (“Wir sind die Champions des Freihandels”), läuft sich tot. Deshalb greifen die Abkommen auch immer tiefer in die Politik ein – Zollschranken aufheben reicht nicht mehr.

 

Der zweite Trend ist, dass Deutschland “das China der Eurozone” geworden ist, immer größere Exportüberschüsse erzielt und sich dabei immer mehr von der EU abkoppelt. Die wichtigsten Kunden sind jetzt die USA und China, Frankreich ist abgeschlagen.

Doch auch der Exportweltmeister kann nicht ewig so weiter machen. Deutschland hat gigantische industrielle Überkapazitäten aufgebaut, die eines Tages wie eine Blase platzen werden. Berlin könnte dann versuchen, sie auf Europa abzuwälzen.

Doch die EU-Staaten verfolgen – auf deutschen Druck – genau dieselbe Strategie: Wachstum durch Export, auf Teufel komm raus! Hier ist ein schwerer innereuropäischer Konflikt angelegt, der früher oder später ausbrechen wird.

Selbst wenn es Deutschland gelingen sollte, die EU gefügig zu halten: Irgendwann macht sich das Export-Modell selbst kaputt, weil den deutschen Überschüssen französische oder italienische Defizite gegenüberstehen.

Eines nicht mehr allzu fernen Tages werden die Importeure nicht mehr in der Lage sein, ihre Schulden zu bezahlen. Es ist die kommende Krise – das deutsche Europa stößt an seine inneren, hausgemachten Widersprüche.

Der Brexit und Trump sind nur ein Vorgeschmack, fürchte ich…

Siehe auch “Die Malaise im Binnenmarkt”