Die inszenierte Krise (II)
Das Ende ähnelt zum Verwechseln dem Anfang: Wie zum Beginn des Schuldenstreits mit Griechenland im Februar inszenieren die Gläubiger auch diesmal die Krise. Es ist ein Spiel mit verteilten Rollen, Deutschland soll nicht der Buhmann sein.
Armer Tsipras. Als der damals noch neue griechische Premier im Februar sein Amt antrat, stand er gleich vor einem Ultimatum der Eurogruppe: Ende Februar müsse ein Deal stehen, sonst sei alles vorbei.
Finanzminister Schäuble drohte, Kommissionschef Juncker besänftigte, dabei war die Krise inszeniert: Dass das zweite Hilfsprogramm im Februar endet, war ein willkürliches Datum, es wurde dann auch verlängert.
Genauso ist es jetzt auch wieder. Während Tsipras nach Medienberichten eine neue Verlängerung beantragt haben soll, machen die Gläubiger wieder Druck:
Es bleibe nur noch eine Woche, der IWF zieht schon mal ab und löst eine neue Marktpanik aus. Diesmal ist die Inszenierung besonders perfide… Weiter gehts bei members only! Mehr zum Thema Grexit hier, zur Eurokrise hier
Critic
14. Juni 2015 @ 20:02
Es geht doch nur darum, das griechische Volk für die Wahl einer unliebsamen Links-Regierung abzustrafen. Griechenland darf keinesfalls gut aus der Misere herauskommen, denn das wäre ja ein Vorbild für andere in die Enge getriebene Länder (z.B. Spanien),in Bälde links, d.h. “falsch” zu wählen. Dafür, dass der dumme deutsche Michel sich nicht die Mühe macht, etwas Ursachenforscbung zu betreiben,gibt es Beispiele in der deutschen Geschichte zuhauf.
GS
13. Juni 2015 @ 13:38
Bei der Welt las ich gerade, dass das entscheidende Datum nun nicht mehr der 30.06., sondern der 20.07. sei. Begründung: Ein Zahlungsausfall gegenüber dem IWF (30.06.) gelte wohl nicht als echter Default. Na dann…
ebo
13. Juni 2015 @ 17:47
Das passt ja zu meiner These, dass auch diese Krise inszeniert ist – mit falschen Deadlines, theatralischen Abreisen, merkwürdigen Sondertreffen in Bratislava etc. pp. Meine These lautet weiter, dass sie keinen Grexit wagen, Tsipras aber gerne pleite lassen gehen würden, um ihn danach beiseite zu schieben…
H.Ewerth
13. Juni 2015 @ 13:33
Eigentlich müsste jedem in Deutschland doch aufgefallen sein, dass man bei so einseitiger Propaganda keine anderen Ergebnisse erwarten konnte und kann. Wenn dem deutschen Michel seine Vorurteile bestätigt werden, dann zieht man auch wenn es sein muss, in einem Krieg und schreckt auch vor Völkermord nicht zurück? Die Geschichte hat das schon des Öfteren gezeigt.
Für mich ist das schlimme, das nicht einmal Griechenland alleine die Schuld an dieser Krise in Europa trägt, im Gegensatz zu Deutschland damals.
Einseitige europäische Verträge, eine Währungsunion ohne eine gemeinsame Fiskal, Steuer und Sozialunion hatte nur den Zweck, alles niederkonkurrieren zu können. Kaum war die gemeinsame Währung da, führte Deutschland den größten Niedriglohnsektor in Europa ein, weil sich die anderen Länder ohne eigne Währung nicht mehr wehren konnten.
Hinzu kam die Deregulierung der Finanzmärkte, in dessen Folge massive Fehlspekulationen dazu führten, dass Steuerzahler Banken retten musste. Nun war es auch nicht mehr eine Finanzkrise sondern eine Staatschuldenkrise? Das ein so kleines Land wie Griechenland, für die Verwerfungen in Europa alleine verantwortlich sein soll, dass bitte schön kann doch ernsthaft niemand glauben?
Im Übrigen, alle die, welche so vehement eine “Hilfe” für Griechenland ablehnen, sollten wissen, dass gerade einmal 5% nach Griechenland überwiesen wurden, die 95% gingen an Internationale Banken. Das Deutschland auch noch an der Krise verdient, ignoriert man natürlich auch. Alleine die niedrigen Zinsen brachten Deutschland einen “Gewinn” von ca. 80 Milliarden, und sollte Griechenland einmal tatsächlich, ein Totalausfall werden, (was ja die Mehrheit der Deutschen will) dann hätte Deutschland noch immer einen Gewinn von ca. 3 Milliarden erzielt?
Ich frage mich wieso eigentlich ausgerechnet Deutschland so kompromisslos in der Griechenfrage ist? Weiß man denn nicht mehr, woher man einst kam, um wem man seinen wirtschaftlichen Wiederaufstieg nach dem 2. WK. zu verdanken hatte und hat? Ausschließlich den internationalen Gläubigern, welche beim Londoner Schuldenabkommen 1953 dem Deutschland einen Schuldenschnitt von über 50 % gewährten, Marshallplan, und ein langfristiges Rückzahlungsmoratorium (alles das, was man Griechenland verweigert)?, Im Gegensatz zu Deutschland, ist Griechenland nicht verantwortlich für die Krise in Europa, trotzdem lehnt eine Mehrheit in Deutschland weitere “Hilfen” ab? Obwohl Deutschland für zwei Weltkriege und Völkermord verantwortlich war, half man Deutschland beim Wiederaufbau? Griechenland dagegen, welches nicht alleine die Schuld trägt, soll diese Hilfe nicht erhalten?
S.B.
12. Juni 2015 @ 16:37
“Armer Tsipras.”
Nun wollen wir mal nicht in kollektivem Mitleid versinken. Schließlich hat sich der gute Mann wählen lassen und wusste, was auf ihn zukommt. Ihm selbst gehts bestimmt nicht schlecht in seiner Schauspielerrolle.
Im Übrigen: Ja, das ist alles nur ein riesen Theater. Nach der letzten Woche kommt die allerletzte, dann die allerallerletzte usw usf. Und täglich grüßt das Murmeltier…
ebo
12. Juni 2015 @ 17:31
Normalerweise hat jede neue Regierung 100 Tage, um sich zu finden. Die GroKo in Berlin brauchte sogar noch mehr. Tsipras setzt man nun schon zum zweiten Mal die Pistole auf die Brust. Dabei ist er doch nun wirklich ein armer Mann 😉