Die Heuchelei der späten Freunde von Papst Franziskus

Wir sind Papst, heißt es, wenn halb EUropa zur Beisetzung von Papst Franziskus nach Rom eilt. Doch zu seinen Lebzeiten wollte die EU nichts von ihm wissen. Auch in Deutschland gibt es viel Heuchelei.

Erinnern Sie sich noch? Seine erste Reise führte Papst Franziskus 2013 auf die italienische Insel Lampedusa, wo er die „Gleichgültigkeit“ der Welt angesichts des massenhaften Todes von Flüchtlingen im Mittelmeer kritisierte.

Zehn Jahre später bezeichnete er das Mittelmeer als Grab der Menschenwürde. Von der griechischen Insel Lesbos nahm er zwölf Flüchtlinge aus Syrien mit nach Rom. Die EU quittierte es mit Schweigen, das Sterben ging weiter.

Auch seine Friedensappelle verhallten ohne Wirkung. “Ich bin bestürzt über die erneuten schweren israelischen Bombardierungen im Gazastreifen, die viele Tote und Verletzte gefordert haben”, schrieb er im März. Israel protestierte. 

Einen Aufschrei gab es, als Franziskus die Ukraine 2024 aufforderte, eine “weiße Fahne” zu hissen und ein Ende des Krieges mit Russland auszuhandeln. “Schämt euch nicht, zu verhandeln, bevor es noch schlimmer wird”.

Es wurde noch schlimmer.

Die EU hat nichts getan, um Verhandlungen zu erleichtern und Frieden in der Ukraine oder in Gaza zu stiften. Unsere “werteorientierte” Außenministerin Baerbock distanzierte sich vom Oberhaupt der katholischen Kirche.

Kurz vor seinem Tod reihte sich auch Bundestagspräsidentin Klöckner in die Riege der Kritikerinnen ein. Die Kirche solle sich darauf besinnen, Gläubigen spirituellen Halt zu geben, und weniger Politik machen, so die CDU-Politikerin.

Das hindert Klöckner jedoch nicht daran, am Samstag zur Beerdigung nach Rom zu reisen – genau wie Kanzler Scholz, CSU-Chef Söder oder Kommissionschefin von der Leyen. Zu Lebzeiten haben sie Franziskus Worte und Taten ignoriert.

Nun feiern sie ihn als Vorbild und Inspiration. Was für eine Heuchelei…

Siehe auch EU-Spitze würdigt Papst Franziskus – aber nicht seine Friedensbotschaft

P.S. EU-Ratspräsident Costa hat versucht, Papst Franziskus zu vereinnahmen. Franziskus habe die EU als einen Ort gesehen, der Menschen erfolgreicher als jeder andere aus der Armut befreit und echte Freiheiten für alle in einem demokratischen Raum garantiert habe, schrieb er im sozialen Netzwerk X. Beweise lieferte er nicht…