Die gute Nachricht aus Brüssel: Das Aus für den Verbrenner
Doch, es gibt sie noch, die guten Nachrichten aus Brüssel. Diese Woche: Ab 2035 werden in der EU nur noch emissionsfreie Autos zugelassen.
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und Frans Timmermans, Exekutivvizepräsident für den Europäischen Grünen Deal, begrüßen die Einigung von Parlament und Rat darauf, dass in der EU ab 2035 nur noch emissionsfreie PKW zugelassen werden dürfen. Damit wird der erste Baustein im „Fit für 55“-Paket der Kommission vom Sommer 2021 Wirklichkeit. Die Übereinkunft ist auch im Vorfeld der Klimakonferenz COP 27 ein wichtiges Signal.
Die neuen Vorgaben werden das Verkehrssystem der EU nachhaltiger machen, zu besserer Luftqualität beitragen und einen wichtigen Schritt zur Umsetzung des europäischen Grünen Deals darstellen.
Ursula von der Leyen schrieb auf Twitter, die politische Einigung sei ein entscheidender Meilenstein für die Verwirklichung der europäischen Klimaziele. „Sie wird Innovation und die führende europäische Rolle in Industrie und Technologie fördern.“
Frans Timmermans erklärte: „Diese Übereinkunft sendet ein starkes Signal an die Industrie und die Verbraucher: Europa vollzieht den Übergang zu emissionsfreier Mobilität. Die europäischen Automobilhersteller ergreifen bereits Initiative; es kommen immer mehr Elektroautos auf den Markt. Die Geschwindigkeit, mit der sich dieser Wandel in den letzten Jahren vollzogen hat, ist bemerkenswert.“
EINORDNUNG: Die Einigung bedeutet nicht, dass keine “alten” Autos mit Verbrennermotor mehr fahren oder exportiert werden dürfen. Allerdings ist sie auch nicht technologieneutral. Die EU setzt fast ausschließlich auf E-Antriebe – dabei sind diese längst noch nicht ausgereift. Zudem fehlt immer noch eine vernünftige Infrastruktur. Und dass man die Entscheidung ausgerechnet in dem Moment trifft, da Strom extrem teuer ist und E-Autos im Vergleich zu Benzinern kaum noch rentabel sind, entbehrt auch nicht einer gewissen Ironie…
Mehr hier (Pressemitteilung der EU-Kommission). Mehr gute Nachrichten aus Brüssel hier.
Thomas Damrau
30. Oktober 2022 @ 18:56
@KK
Korrekt.
Und da die Wohlhabenderen Bürger im Schnitt mehr CO2 und Abfall erzeugen, läuft eine Steuerung über den Preis doppelt ins Leere:
– Wer viel „Müll“ erzeugt, ärgert sich zwar über Umwelt-Abgaben – verspürrt aber trotzdem keine Notwendigkeit, sich einzuschränken.
– Wer eher wenig erzeugt, muss sich noch weiter einschränken.
Das Ganze gilt übrigens auch auf globaler Ebene: Die „reichen“ Länder verursachen die Probleme, haben aber das Geld, sich ein Weiter-so leisten zu können. Die anderen müssen sich einschränken und auf die nächste Flut warten.
Leider glaubt in Deutschland das Parteien-Spektrum von AfD/FDP über CDU/CSU bis GRÜN – und zum großen Teil auch die SPD – das „der Markt“ es richten muss und gesellschaftliche Vorgaben des Teufels sind.
KK
30. Oktober 2022 @ 12:22
@ Thomas Damrau:
Nur, dass das „Haushalten“ einzig über den Preis stattfinden wird, was bedeutet, dass wieder einmal eine bestimmte Klientel keinerlei Einschränkungen zu befürchten hat. Das ist seit ihrer ersten Regierungsbeteiligung als Konzept der Grünen deutlich geworden: Alles nur einfach teurer machen, dass sich der Pöbel das dann nicht mehr leisten kann, während die Reichen weiter protzen.
Etwas, das alle träfe wie zB ein Tempolimit, war schon damals das erste, was die Grünen über Bord warfen – was bei mir den Eindruck erweckt, dass solche Massnahmen immer nur deshalb vor den Wahlen gefordert werden, um sie beim Feilschen als erstes hergeben zu können…
Thomas Damrau
30. Oktober 2022 @ 11:16
Die Sache ist relativ einfach: Wir werden in den nächsten Jahrzehnten mit Energie haushalten müssen:
– keine fossilen Energieträger mehr
– nix mehr von autokratischen Regierungen
– schleppender Ausbau der Regernerativen wegen knapper Rohstoffe, fehlenden Fachkräften, politischen Blockaden, …
Also diverse Gänge runterschalten (Fuß vom Gaspedal, um beim Thema zu bleiben), überlegter handeln, keine Phantastereien wie Porsche mit eFuels, …
Aus meiner Sicht die wahrscheinlichste Entwicklung unter den gegebenen Voraussetzungen. Nur traut sich keine Partei, das zu thematisieren. Die einen (AfD, FDP, CDU/CSU), weil nicht sein kann, was nicht sein darf – die anderen (Grüne und SPD), weil sie ihre Wähler bisher mit der Botschaft „rein technische Transformation ohne große Auswirkungen auf unseren Lebensstil“ geködert haben.
Mal gespannt, wann wir über den Elefanten im Raum („… und was, wenn alles nicht so einfach umsetzbar ist“) sprechen werden.
ebo
30. Oktober 2022 @ 13:00
SPD und Grüne fangen langsam an, reinen Wein einzuschenken. Doch sie tun so, als sei an allem Putin schuld. Dass sie selbst falsche Entscheidungen treffen, wie beim Ölembargo oder bei der Gasumlage, wird verdrängt.
Thomas Damrau
30. Oktober 2022 @ 18:23
@ebo
Reinen Wein würde ich das nicht nennen. Der Ukraine-Krieg dient als “vorauseilende Begründung” dafür, dass in den nächsten drei Jahren
a) die Energiewende zu wenig Fortschritt machen wird
b) die Bekämpfung unserer anderen Umweltprobleme unter den Tisch fallen wird
c) die sozialen Verwerfungen in Deutschland sich vergrößern werden
d) viel Geld für Rüstung verplempert werden wird, das anderswo dringender gebraucht würde
e) die Spannungen zwischen der NATO und dem Rest der Welt zunehmen werden.
BlueLion
30. Oktober 2022 @ 09:23
Der grüne Ministerpräsident von Baden-Württemberg, Winfried Kretschmann, hat das Problem mal auf einem Parteitag schön zusammengefaßt:
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KK
29. Oktober 2022 @ 12:46
Nicht nur die Antriebe sind noch nicht ausgereift und es fehlt die komplette Infrastruktur – es hat auch noch keiner verraten, wo all die Rohstoffe für all die dazu benötigten Sonnenkollektoren, Windräder, Batterien, massiv auszubauende Leitungsnetze, geeignete Heizsysteme usw. herkommen sollen. Bei Diktaturen oder sonst irgendwie missliebigen Staaten soll ja dann nicht mehr eingekauft werden, und eigene hat die EU kaum…
Und wo nicht zuletzt die Fachkräfte, die das alles in so kurzer Zeit ausbauen sollen, so plötzlich herkommen, ohne an anderen Stellen zu fehlen, weiss wohl auch noch keiner so richtig.
Gilt das Verbrenner-Verbot dann auch für Militärfahrzeuge wie Panzer, Panzerhaubitzen und all diese Dreckschleudern?