Die “Gelben Westen” finden Nachahmer
Am Anfang sah es nur nach einer Protestbewegung gegen (zu) hohe Benzinpreise aus – typisch Frankreich. Doch nun finden die “gelben Westen” auch in Belgien Nachahmer. Entsteht da eine neue populistische Bewegung?
In Belgien kam es zu Blockaden und Ausschreitungen in der französischsprachigen Region Wallonie. Die Polizei mußte eingreifen, wurde aber massiv behindert. Die Versorgung mit Benzin ist teilweise unterbrochen.
Auch in Frankreich geht die Bewegung weiter. Mittlerweile geht es nicht mehr nur um höhere Preise für Diesel und um Protest gegen Präsident Macron, sondern um “la vie chère” – das teure Leben oder die schrumpfende Kaufkraft.
Dass das kein “Fake News” ist, räumt sogar die EU-Kommission ein. Seit der Finanz- und Eurokrise hinkt die Lohnentwicklung hinter der Produktivität her, das Haushaltseinkommen wuchs langsamer als das BIP.
Vor diesem Hintergrund wächst auch die Zustimmung für die Protestbewegung. Immer weniger Franzosen sind bereit, ihre Steuern zu zahlen – immer mehr glauben, dass Steuersenkungen nur den Reichen helfen, meldet “Le Monde”.
Allerdings wendet sich die Bewegung nicht nur gegen die weiter wachsende Ungerechtigkeit, sondern auch gegen höhere Umweltsteuern. Sie spricht daher besonders Wähler der Populisten und Rechten an.
Das könnte nicht nur M. Le Pen helfen, bei der Europawahl. Es könnte auch das Parteiensystem in Frankreich (und darüber hinaus) verändern. Einige Experten ziehen schon Parallelen zur Entstehung der “Fünf Sterne” in Italien…
Julia Ka2
23. November 2018 @ 16:06
Von wegen Streitkultur: In Frankreich gab es 1789 eine „Révolution“ der König wurde abgesetzt und dann gab es die „Guillotine“.
Luciérnaga rebelde
23. November 2018 @ 14:29
Von wegen “Populismus” empfehle ich sehr folgende Analyse der Nachdenkseiteb: https://www.nachdenkseiten.de/?p=45586
Erich Ganspöck
23. November 2018 @ 11:21
Ich habe so meine Zweifel, dass aus diesen Protestbewegungen mehr wird. Franzosen sind im Gegensatz zu den deutschen Lämmern gerne bereit, für ihre Ansichten und Wünsche auf die Straße zu gehen. Aber ohne eine einigende Führung wird das im Winde verwehen. Denken wir nur an die Occupy-Bewegung. Die Piraten haben sich schon lange wieder in ihre Betriebssysteme zurückgezogen und #metoo ist de facto am Ende. Auch die irregeleiteten “Omas gegen Rechts” werden hoffentlich bald von der Bildfläche verschwinden. Es halten sich nur die mächtigen NGOS wie Greenpeace oder WWF oder – typisch Deutschland – DUH.
Mir geht es weniger um den Dieselpreis. Ich möchte, dass die unsinnigen und willkürlich festgelegten Grenzwerte verschwinden und die Messstationen dort aufgestellt werden, wo sie einen echten Wert liefern. Wenn ich ein Thermometer vor den offenen Kachelofen halte wird es auch sehr hohe Temperaturen anzeigen; messe ich mitten im Zimmer dann ist der ein korrekter Mittelwert. Aber das kann man gewissen Personen aus gewissen Parteien alles leider nicht klar machen, denn wer keine Ahnung von Ökologie, Physik und Chemie hat, der fällt auf jeden Rasputin herein. Leider kuscht sogar die deutsche Autoindustrie – will sie sich selbst abschaffen?
Claus
23. November 2018 @ 08:52
Es scheint, als würde die Politik so nach und nach von den zwecks Machterhalt aufgestellten falschen Tatsachenbehauptungen (volksmündlich auch „Lügen“) eingeholt. Und was hilft da? Noch mehr Lügen! Muss man sich wundern, wenn das Volk aufmuckt? Mit einer ähnlichen Streitkultur wie in Frankreich oder Belgien wäre auch in Deutschland mindestens einmal pro Woche „Gelbe Westen Tag“. Gründe?
„Muss Deutschland für die Schulden anderer Länder aufkommen? Ein ganz klares Nein! Der Maastrichter Vertrag verbietet ausdrücklich, dass die Europäische Union oder die anderen EU-Partner für die Schulden eines Mitgliedstaates haften“. CDU-Wahlplakat 1999.
„Es bleibt dabei, dass die Förderung erneuerbarer Energien einen durchschnittlichen Haushalt nur rund 1 Euro im Monat kostet – so viel wie eine Kugel Eis.” Jürgen Trittin, Umweltmister, 2004.
“Mit mir wird es keine Pkw-Maut geben.” Angela Merkel, 2013.
„Die die Renten sind sicher“, „Niemand hat die Absicht eine Mauer zu bauen“, „Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort“ etc., etc., lassen wir es dabei.
„Man kann einen Teil des Volkes die ganze Zeit täuschen und das ganze Volk einen Teil der Zeit. Aber man kann nicht das gesamte Volk die ganze Zeit täuschen. Abraham Lincoln, 16. Präsident der USA, 1886. Wie recht er hat(te)!
Kamelia
23. November 2018 @ 08:46
Bestraft wird derjenige der mit 52 anstatt 50 km fährt, dies füllt die Staatskassen. Radare, Strafen und neue Steuern, schwer zu ertragen, und dabei kommen täglich Neuankömmlinge in aller Illegalität und der Staat ist hilflos braucht aber Geld.
Wo bleibt der Rechtsstaat?
Wünsch
24. November 2018 @ 17:41
Es soviel kluge Frauen – Julia, Du bist eine und hat leider so recht! Ein Mann, der sich darüber freut.
Julia Ka2
23. November 2018 @ 07:55
@Pjotr 56
Was aus den Löchern kriecht sind auch Menschen die sich an der Nase herumgeführt fühlen.
Wie schön wurde uns ein Europa ohne Grenzen vorgemalt. In Brüssel wird über die Köpfe hinweg von nicht Gewählten alles bestimmt, eine Schar von Lobbyisten hat jetzt mehr Macht als die Bürger. Es geht um die Kaufkraft und die Identität der Menschen und nicht um Sklavenhaltung.
Wer das nicht versteht ist mitschuldig an den kommenden Konflikten und wird in den Geschichtsbüchern als Brandstifter eingehen. Doch lieber spricht “man ” von Populisten und öffnet immer mehr die Wannen anstatt zuzuhören. Grenzenloses Europa ist noch bei weitem nicht unter Dach und Fach und dann will “man” jetzt die Tore schnell öffnen für die ganze Welt. Das Großkapital wird dies begrüßen doch die Menschen werden langsam wach und werden für das kämpfen was Generationen vor ihnen aufgebaut haben. Frieden bedeutet auch die Menschen zu respektieren.
Pjotr56
30. November 2018 @ 16:20
@Julia Ka2
Mein Kommentar bezog sich in erster Linie auf “Allerdings wendet sich die Bewegung nicht nur gegen die weiter wachsende Ungerechtigkeit, sondern auch gegen höhere Umweltsteuern. Sie spricht daher besonders Wähler der Populisten und Rechten an.
Das könnte nicht nur M. Le Pen helfen, bei der Europawahl. Es könnte auch das Parteiensystem in Frankreich (und darüber hinaus) verändern. Einige Experten ziehen schon Parallelen zur Entstehung der “Fünf Sterne” in Italien…” von ebo.
Als ich kürzlich im Treffen von #aufstehen dafür warb, sich auch hier gelbe Westen anzuziehen, erntete ich wenig Zustimmung, im Gegenteil.
Man fürchtete mit irgendwelchen Gewaltexzessen aus Frankreich in Verbindung gebracht zu werden.
Im Grunde bin ich ganz bei dir. Für mich kommt einzig eine linke Gegenbewegung in Frage, und das deutsche Dilemma dazu habe ich ja beschrieben.
Ebo hat an ja anderer Stelle übrigens behauptet, im Bund (D) gäbe es gar keine Austerität.
Es sind letztendlich diese Irrtümer, die mich regelmässig verzweifeln lassen, denn die Lage ist verdammt ernst.
Pjotr56
22. November 2018 @ 17:29
Na und? Mir geht es inzwischen tierisch auf den Sack, dass allerorten akribisch vor den Rechten/Rechtsruck usw. gewettert/gewarnt, gefürchtet wird.
Seit Reichskanzler Brünings Austeritätspolitik sind die realen Folgen derselben doch allseits und bestens bekannt!
Die Linke verzettelt sich in Flügelkämpfe und bietet ob ihrer inneren Zerstrittenheit keine glaubwürdige politische Perspektive.
Die SPD verrät ihr Klientel wie eh und je.
Das Kapital strickt in aller Ruhe einstweilen weiter an der bisher perversesten Form des Kapitalismus, dem Neoliberalismus; Marionettenregierungen stehen allerorten bereit.
Und da wundert sich noch jemand, dass die Nazis wieder aus ihren Löchern kriechen?
Ich fass es nicht!
Was sagte B. Brecht noch über Fressen und Moral?