Die Europawahl hat ihren Skandal – aber anders, als gedacht

Immer wieder hat die EU-Kommission vor russischen Störmanövern bei der Europawahl gewarnt. Nun gibt es tatsächlich einen Skandal – doch die involvierte Russin ist nur Fake, und das Ziel ist nicht die EU oder Brüssel, sondern die Rechte in Österreich. Was steckt dahinter?

Gemeint ist natürlich die Affäre um den FPÖ-Führer und Vizekanzler Heinz-Christian Strache, der nach der Veröffentlichung kompromittierender Videos aus Ibiza seinen Rücktritt eingereicht hat. Und das eine Woche vor der Europawahl.

Als Auslöser dienten keine „Fake News“ made in Russia, wie man sie in Brüssel seit Wochen ankündigt – sondern Enthüllungen von „Spiegel“ und „SZ“. Auch der Satiriker Jan Böhmermann ist wohl irgendwie involviert.

Offenbar sollte Strache gezielt vor der Europawahl „abgeschossen“ werden – warum sonst haben die Urheber des Videos so lange mit ihrem Leak gewartet?

Klar scheint auch, dass das Ganze einen russischen „Beigeschmack“ haben sollte. Warum sonst diente eine angebliche russische Oligarchen-Nichte als Lockvogel?

Schön dumm, dass Strache in diese plumpe Falle tappte – und skandalös, dass er bereit war, die „Kronen“-Zeitung zu manipulieren und österreichische Firmen an fremde Mächte zu verkaufen.

Das zeigt wieder einmal, wie korrupt viele Rechtspopulisten sind – und wie unpatriotisch, trotz der nationalen Fassade. Strache & Co. halten die Hand auf und sind bereit, ihr Land zu verraten.

Deutlich wird aber auch, dass die EU lieber vor ihrer eigenen Haustür kehren sollte, statt ständig mit dem Finger auf andere zu zeigen. Auch die Brüsseler Kommission muss sich an die eigene Nase fassen.

Noch im Juni 2018 hat Kommissionschef Jean-Claude Juncker Strache in der EU-Kommission empfangen – und hinterher öffentlich gelobt. Auch mit Kanzler Sebastian Kurz war er zufrieden. Beide setzten sich für die EU ein, hieß es damals!

Nun steckt Kurz in einer Regierungskrise, womöglich gibt es bald Neuwahlen in Österreich. Und seine konservativen Buddies – neben Juncker ist dies vor allem EVP-Spitzenkandidat Manfred Weber – müssen sich einmal mehr fragen, ob sie nicht auf die Falschen gesetzt haben…

Und dann wäre da noch die Frage, wer eigentlich hinter den Enthüllungen steckt. Offenbar waren da Profis am Werk. Sie sorgen für eine Skandalisierung der Europawahl – aber ganz anders, als die Brüsseler Experten dies seit Wochen vorhersagen

Siehe auch „Juncker kann mit Populisten“ und „Das Janusgesicht der Rechten“

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