Die Engländer gehen, „broken English“ bleibt

Der französische Europaminister C. Beaune hat sich dafür ausgesprochen, die Mehrsprachigkeit in der EU zu fördern. Es könne nicht angehen, dass in Brüssel alle nur noch „broken English“ sprechen – und das nach dem Abgang der Engländer. Doch ausgerechnet die Deutschen wehren sich.

Liegt es daran, dass kaum noch jemand Französisch spricht? Oder daran, dass man Geschäfte fast nur noch in englischer Sprache macht? Jedenfalls stieß Beaunes Vorstoß in der „Brussels Bubble“ – und in der Berliner EU-Blase – auf vehemente Ablehnung.

Rückwärtsgewand, egoistisch, weltfremd – das sind die Attribute, die die erhitzte Twitter-Debatte prägen. Ich habe es gewagt, für Beaune Partei zu ergreifen – und wurde heftig attackiert. Sogar professionelle Europa-Versteher winkten ab.

Dabei ist es doch absurd, dass alle in der EU Englisch sprechen, obwohl die Engländer gehen. Neuerdings hält sogar der deutsche EU-Botschafter seine Briefings auf Englisch ab. Und deutsche EU-Parlamentarier radebrechen miteinander in „Denglish“.

Ein wenig mehr Sprachen-Vielfalt würde niemandem schaden. Schließlich will die EU doch „Einheit in Vielfalt“. Zunächst wäre es sinnvoll, die beiden offiziellen Arbeitssprachen der EU-Kommission neben Englisch – Deutsch und Französisch – wieder aufzuwerten.

Das wäre keineswegs abwegig oder inpraktikabel. In Brüssel war es bisher gute Praxis, dass Gesetzestexte und Pressemitteilungen gleichzeitig in English und Französisch vorgelegt wurden. Ausgerechnet die deutsche Chefin von der Leyen rückt davon jetzt ab.

Dabei sollte ihr doch an der Förderung der Sprachenvielfalt besonders gelegen sein. Die CDU-Politikerin ist schließlich im frankophonen Brüssel geboren und aufgewachsen. Doch anders als ihr Amtsvorgänger Juncker pflegt sie die Sprache nicht, im Gegenteil.

Immer mehr Vorlagen auf Englisch

Immer mehr Vorlagen aus ihrem Haus kommen nur noch auf Englisch. Mittlerweile muß man sich in der EU-Kommission schon rechtfertigen, wenn man noch Französisch sprechen will. Auch Protestbriefe haben daran bisher nichts geändert.

Beaune will nun die französische Ratspräsidentschaft 2022 nutzen, um Französisch zu retten und andere Sprachen zu fördern. Schön wär’s, wenn Deutschland ihn dabei unterstützen würde. Doch derzeit sieht es nicht so aus – im Gegenteil. Er wird verlacht.

Vor allem aus der Berliner EU-Blase schlägt ihm Hohn und Spott entgegen. Dabei schätzt man dort doch angeblich die deutsch-französische Zusammenarbeit. Aber Französisch sprechen? No way…

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