Die deform(at)ierte Union

EU-Politiker treten neuerdings in allen möglichen Formationen auf – je nachdem, wie es ihnen in den Kram passt. Ein Zeichen für die Deformation der EU – oder sogar für ihr Scheitern?

Gerade erst wurde ein neues “Format” aus der Taufe gehoben: Ein britisch-europäischer “Gipfel“, an dem nur drei Leute teilnahmen: Premier Starmer, von der Leyen und Costa. Das war in London und angeblich historisch.

Kurz zuvor hat die EPG getagt – die “Europäische Politische Gemeinschaft”. Was dieses “UPO” (unbekanntes politisches Objekt) bringen soll, ist immer noch nicht klar. Der Treffpunkt wechselt, zuletzt sah man sich in Tirana.

Ganz viele Meetings gibt es in Kiew. Beim letzten Mal wurde das sog. “Kiew-Format” geboren – mit Frankreich, Deutschland, Großbritannien und Polen. Italiens Meloni soll deshalb stinksauer sein, denn sie war nicht dabei.

Inflation der Formate

Ohne festen Wohnsitz ist die “Koalition der Willigen”. Anfangs traf man sich in Paris, dann in London, zuletzt bei der Nato in Brüssel. Beim nächstenmal geht es vielleicht nach Berlin – wer weiß das schon?

Und wer weiß schon, was diese Inflation der europäischen Gipfel und Formate bringen soll? Offenbar wenig – denn die letzten Treffen endeten mit einem flehentlichen Anruf bei US-Präsident Trump in Washington.

Ich neige daher zu der These, dass die De-format-ion der Europäischen Union kein Zeichen ihrer neu gewonnenen Flexibilität und Souveränität ist, sondern eher ein weiteres Krisensymptom.

Die “Polykrise” ist längst in eine “Permakrise” übergegangen, wie die Experten sagen. Danach kommt vermutlich der Permafrost – oder die polyforme Union, die sich nicht an die lästigen EU-Regeln halten muß…

Mehr zur EU-Krise hier

P.S. Die Suche nach neuen Formaten und Führungsstrukturen ist auch eine – hilflose – Antwort auf die neue Weltlage. Die EU sieht sich von innen und außen bedroht, kann sich nicht mehr auf die USA verlassen, will aber auch nicht ablassen. Und der deutsch-französische “Motor” zieht nicht mehr…