Wahlkampf mit Fritten

Will die EU nun auch noch gut gebräunte Pommes Frites verbieten? Einige Meldungen aus Deutschland erwecken diesen Eindruck. Doch aus Belgien, der Heimat der Fritten, kommt Entwarnung.

„Der Vorstoß aus Brüssel ist nicht praktikabel und überflüssig. Er wird als Belastung empfunden und ist Gängelei“. So kündigte Bundeslandwirtschaftsminister Schmidt Widerstand gegen neue EU-Regeln an.

Vertreter der 28 EU-Staaten hatten vergangene Woche neue Vorgaben für Lebensmittelhersteller, Restaurants und Backstuben beschlossen. Sie wollen das krebserzeugendes Acrylamid eindämmen – auch in Pommes Frites.

Deutschland stimmte im Ausschuss nicht etwa gegen die neuen Regeln, sondern enthielt sich gemeinsam mit fünf weiteren Ländern der Stimme. Die übrigen 22 Vertreter votierten dafür.

„Es gibt immer Handlungsbedarf, um das Essen gesünder zu machen“, kritisiert Schmidt. Aber das müsse über Informationen,  geschehen und nicht über Detailanweisungen aus Brüssel.

Aber warum hat Deutschland dann nicht dagegen gestimmt? Ist das Ganze womöglich nur ein Wahlkampfmanöver des CSU-Ministers gegen „die da in Brüssel“?

Dies legt jedenfalls die gelassene Reaktion der Belgier nahe. Die leidenschaftlichen Pommes-Hersteller – angeblich sind die belgischen die besten der Welt – geben nämlich Entwarnung.

„Die belgischen Fritten sind gerettet“, melden die lokalen Medien. Denn die neuen EU-Regeln enthielten keine Klauseln, die die belgischen „Fritkots“ zu grundlegenden Änderungen zwingen.

Die Pommes sollen zwar nicht dunkelbraun verbrannt sein, doch sie müssen auch nicht vor dem Frittieren blanchiert werden, wie die Belgier zunächst befürchtet hatten.

CSU-Mann Schmidt will dennoch weiterkämpfen. Er hofft, dass das Europaparlament die neuen Vorschriften abmildert. Drei Monate haben sie dafür Zeit – danach ist übrigens die Wahl gelaufen!