Heimspiel für die Brexit-Party – Sogar Tinder liebt die EU

Am Donnerstag beginnt die Europawahl – ausgerechnet im Brexit-Land UK. Dort wird die Abstimmung zu einem verkappten zweiten Referendum über den EU-Austritt – und über Premierministerin Theresa May.

Diese Wahl sollte eigentlich nicht stattfinden, jedenfalls nicht in UK. Doch weil der von Brüssel diktierte Austrittsvertrag nicht rechtzeitig in London ratifiziert wurde, müssen die Briten nun neue Abgeordnete fürs Europaparlament in Straßburg wählen!

Es ist eine widersinnige Farce – mit potentiell großen Auswirkungen. In London kursieren nicht nur Gerüchte über einen Rücktritt von Premierministerin May – sondern auch Umfragen, die die EU das Fürchten lehren sollten.

“Brexit Party set to make European elections HISTORY – largest share of UK vote in 25 YEARS” meldet der “Express”. Die neue Partei von Nigel Farage könnte bis zu 37 Prozent der Stimmen einfahren.

Mays Tories und die oppositionelle Labour-Party hingegen müssen mit historischen Niederlagen rechnen. Und die proeuropäischen Remainers sind zersplittert; sie können Farage wenig entgegen setzen.

Nun rächt es sich, dass die EU ihren Brexit-Vertrag ausgehandelt hat, ohne auf die Verhältnisse im britischen Unterhaus Rücksicht zu nehmen. Die parlamentarische Mehrheiten in der ältesten Demokratie Europas spielten keine Rolle.

Was in London nicht durchging, könnte sich nun im Europaparlament in Straßburg rächen – und die ohnehin schwache europäische Demokratie ad absurdum führen…

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Watchlist

  • Die Niederlande wählen am Donnerstag auch ihre Europaabgeordneten. Dort geht es um die mittlerweile schon “klassische” Frage: Werden die EU-Gegner und Nationalisten zulegen – und die Regierung von Mark Rutte in Bedrängnis bringen? Die letzte Fernsehdebatte zwischen Rutte und dem Rechtspopulisten  Thierry Baudet ging daneben, wie der britische “Guardian” berichtet...

Was fehlt

  • Das ungewöhnliche “Engagement” der Wirtschaft für die Europawahl. Konzerne wie Volkswagen, die Lufthansa oder Spotify rühren die Werbetrommel, um die Bürger für die Wahl zu mobilisieren – und den lukrativen EU-Binnenmarkt zu sichern. Sogar die Partnerbörse Tinder ist dabei – die “Liebe” für EUropa kennt offenbar keine Grenzen mehr, nicht einmal online…

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