Deutschland in der Krise: Der Abstieg des Superstars

Wie kommt Deutschland aus der Coronakrise? Was bleibt von der versprochenen Solidarität mit der EU? Teil zwei einer fünfteiligen Serie auf “Lost in EUrope”.

Dies ist ein Vorabdruck aus der Neuauflage unseres E-Books “Die Coronakrise und die EU: Todesstoß oder heilsamer Schock?” Das vollständige Buch kann für 2,99 Euro hier heruntergeladen werden.

Als Merkel im Mai 2020 den Weg für ein schuldenfinanziertes europäisches Wiederaufbau-Programm („Next Generation EU“) frei machte, konnte sie sich des Beifalls vieler Beobachter sicher sein.

Wer anders als Merkel wäre besser geeignet, die EU aus der Krise zu führen, hieß es damals. Dass Deutschland am 1. Juli 2020 den halbjährlich rotierenden EU-Vorsitz übernahm, erschien manchen wie eine göttliche Fügung.

Doch kurz darauf begann der Abstieg des vermeintlichen Superstars. Die deutsche „Corona-Präsidentschaft“, wie sie in Berlin genannt wurde, startete zwar noch mit einem Erfolg: Beim EU-Gipfel im Juli 2020 wurde die „Next Generation EU“ nach tagelangem harten Ringen auf den Weg gebracht.

Doch danach kam lange Zeit nichts mehr. Die zweite Welle der Pandemie, die im Herbst 2020 einsetzte, traf Deutschland und die EU unvorbereitet.

Es gab zwar endlich genug Schutzmasken, doch immer noch keine europa-weit funktionierende Tracking-App. Die EU hatte keine gemeinsame Teststrategie und auch keine abgestimmten Regeln für Reisen und Quarantäne.

Ausgerechnet Deutschland trug mit einsamen Entscheidungen zum Flickenteppich bei. So untersagte Berlin sogar Dienstreisen zu den EU-Institutionen in Brüssel, während Urlaubsreisen in die Türkei möglich blieben.

Ein einsamer “Wellenbrecher”

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Als die Infektionszahlen in die Höhe schossen, gab es keine europaweit koordinierte Strategie – sondern wieder nur nationale Alleingänge.

In Berlin glaubte man zunächst, die Lage mit einem befristeten „Wellenbrecher“-Lockdown unter Kontrolle bringen zu können. Andere Länder wie Belgien oder Frankreich waren da längst in einen „vollen“ Lockdown gegangen.

Dort entspannte sich die Lage, während sie in Deutschland immer schlechter wurde.

(Wird fortgesetzt)