Deutsche Bank – das Blame Game
Keiner will es gewesen sein. Die Bundesregierung hat angeblich keinen Plan zur Rettung der Deutschen Bank. EZB-CHef Draghi ist angeblich völlig unschuldig. Und die EU-Kommission in Brüssel duckt sich weg.
Dabei hat die Krise der „Deutschen“ durchaus das Potential, eine neue EU-Bankenkrise auszulösen, wie der „EU Observer“ schreibt. Manche fürchten gar ein „Lehman 2.0“.
Die EU-Regeln könnte man in diesem Fall wohl vergessen. Da die „Deutsche“ also systemrelevant gilt, dürfte Brüssel kaum auf einer vorrangigen Beteiligung der Eigner („Bail-in“) bestehen.
Käme es jedoch zu einer staatlichen Stützung, so wie sie die „Zeit“ beschrieben hat, so würde die gesamte EU-Regulierung in Frage gestellt. Wohl auch deshalb duckt sich Brüssel weg.
Am Ende will keiner die Verantwortung tragen. Doch das Blame Game hat schon begonnen. Die Desinformation auch, vor allem in Berlin. Genau das macht die Lage derzeit so kritisch…
Peter Nemschak
29. September 2016 @ 15:10
Wozu gibt es sinnvolle EU-Regeln, wenn sich die Politiker ständig in die Hose machen? Abgesehen davon, ist die Deutsche Bank nicht insolvent, wenn auch nicht komfortabel kapitalisiert. Nicht alle Analysten teilen die pessimistische Einschätzung. Gibt es schon eine Hair-Cut Rechnung für den Fall des Falles, d.h. welche Gläubiger-Gruppen wie viel verlieren würden, wenn sie nicht nachschießen? Die vagen Bemerkungen aus der deutschen Bundesregierung waren offenbar dazu gedacht, die Spekulanten zu verunsichern, und jene, die auf Pleite spekuliert haben, zu veranlassen, einen Teil ihrer Gewinne zu realisieren, was den Aktienkurs gestützt hat. An einem Flächenbrand haben auch die USA kein Interesse, was sich auf die Höhe der Strafe auswirken könnte. Im Durchschnitt wurden in den USA bei ähnlichen Delikten die Strafen bei US-Instituten schlussendlich halbiert. An einer Kapitalerhöhung wird die DB trotzdem nicht herumkommen.
ebo
29. September 2016 @ 15:29
@Nemschak Wenn EU-Regeln nicht anwendbar sind, dann sind sie auch nicht sinnvoll.
Peter Nemschak
29. September 2016 @ 16:58
Warum sollte die Gläubigerbeteiligung nicht anwendbar sein? Wer Cocos gekauft hat, tat dies im vollen Bewusstsein, dass sie im Ernstfall in Eigenkapital konvertieren bzw. nachrangiges Kapital zur Abdeckung von Verlusten herangezogen wird.. Daher meine Frage, ob sich die verschiedenen Gläubigergruppen einen Hair-Cut leisten können und ob sie in der Lage sind Kapital einzuschießen statt Verluste in Kauf zu nehmen, vor allem wenn die Gefahr besteht, dass Verluste auf andere Asset-Klassen, die sie in ihren Büchern haben, überschwappen. Die Situation ist mit Lehmann nicht vergleichbar, da das System heute wesentlich stärker kapitalisiert ist. Allein die Drohung eines Hair-Cuts wird das Verhalten der Gläubiger beeinflussen. Jedenfalls wird die Diskussion wieder beginnen, ob es nicht sinnvoll wäre, Großbanken auf ein kleineres, weniger systemrelevantes Maß zurückzustutzen.
Skyjumper
29. September 2016 @ 16:06
@ebo
Die EU-Regeln (bail-in) sind durchaus anwendbar. Tatsächlich bräuchte man noch nicht einmal jemanden fragen um sie (zwangs) durchzuführen. Es bräuchte einfach nur die Bereitschaft der Politik es auch tatsächlich durchzuziehen und eben nicht im Vorwege die kolportierten Abkürzungen zu nehmen.
Im übrigen ist es ja nun tatsächlich nicht so, dass die DB insolvent ist. Natürlich schaut man derzeit mit einiger Berechtigung auf die EK-Quote (die sehr sehr niedrig ist) und auf die aktuelle Marktkapitalisierung als Gradmesser für eine etwaige mögliche Kapitalerhöhung (und auch da sieht es nicht gut aus).
Allerdings sollte man auch nicht übersehen, dass der Buchwert der DB rund 3 x so hoch ist wie die derzeitige Marktkapitalisierung. Einige Vermögenswerte der DB, wie z.B. die Postbank (~ 8 Mrd. €), sind auch relativ einfach zu versilbern (da selbst börsennotiert).
Es ist eine durchaus ernste Situation, aber absolut nicht hoffnungslos.