“Der Tag, an dem die EU starb”
Nach Italien meldet nun auch Spanien mehr Corona-Tote als China. Das Versagen der EU – der Mitgliedsstaaten wie der Institutionen – wird immer offensichtlicher. Und die Kommentare werden, kurz vor einem neuen Krisengipfel, immer bitterer.
So schreibt die bulgarische Zeitung “Trud” unter dem Titel “Der Tag, an dem die EU starb”:
“Die EU ging als eine Union der Werte nun wirklich zugrunde. (…) Die Coronavirus-Pandemie ist eine Gefahr und ein kritischer Punkt für die Europäische Union. Sie illustriert besonders deutlich, dass die Versuche der Globalisten, den Nationalstaat durch übernationale Macht zu ersetzen und die nationalen Gemeinschaften in eine lockere Masse von Bürgern der Welt aufzulösen, völlig erfolglos sind.”
Von “Totalversagen” spricht auch die “Frankenpost” aus Hof:
Jeder Staat begegnete der Virus-Krise, die ja eine globale ist, ironischerweise mit nationalem Ansatz. Ein Land nach dem anderen macht seine Grenze zu, kein Aufschrei aus Brüssel ist zu hören. Gemeinsames Vorgehen? Fehlanzeige. Europa sieht nur zu. Wo ist die Antwort dieser wunderbar gedachten Staatengemeinschaft? Wie kommt es, dass China, Russland oder Kuba Ärzteteams nach Italien schicken, die Europäische Union spürbar nichts veranlasst und sich durch Ursula von der Leyen erst äußert, als alles schon gesagt und festgestellt ist? Jedes System beweist seine Tauglichkeit in der Krise. Was die EU im Umgang mit dem Coronavirus zeigt, grenzt an Totalversagen.
Zum bevorstehenden Videogipfel meint die spanische Zeitung “El País”:
“Eine schwere Rezession steuert wegen der durch das Coronavirus verursachten produktiven Lähmung auf Europa zu. Die Reaktion der Regierenden, um diese zu vermeiden oder zumindest zu minimieren, muss viel ehrgeiziger und entschlossener sein als bisher, wenn sie das Vertrauen der Öffentlichkeit in die EU aufrechterhalten und ihre völlige Diskreditierung, einschließlich ihrer Auflösung, vermeiden wollen. Der für morgen geplante Gipfel der Staats- und Regierungschefs muss daher Platz für die Aktivierung aller verfügbaren Mechanismen schaffen (…).”
Doch genau das ist nicht zu erwarten, wie aus einem Entwurf für den Gipfel-Beschluss hervorgeht. Die EU plant keine neuen Finanz-Instrumente.
Die üblichen Verdächtigen – Deutschland, die Niederlande, Finnland – sträuben sich gegen Coronabonds und unkonditionierte Hilfen vom Euro-Rettungsfonds ESM.
Beim Gipfel droht deshalb Streit. Belgien, Frankreich, Griechenland, Irland, Italien, Luxemburg, Portugal, Slowenien und Spanien fordern ein “gemeinsames Schuldeninstrument”.
Es ist in der Tat bitter nötig. Denn nur so läßt sich sicherstellen, dass alle EU-Staaten einen fairen und finanzierbaren Zugang zu frischen Krediten behalten.
Doch bisher sieht es nicht so aus, als würden sich Kanzlerin Merkel und ihr bester Freund, Premier Rutte, erweichen lassen. Sie lehnen den Vorstoß ab.
Wenn es dabei bleibt, könnte der 26. März tatsächlich als der “Tag, an dem die EU starb” in die Geschichte eingehen – jedenfalls was die finanzielle Solidarität betrifft…
Siehe auch “Coronavirus: Die EU versagt” (eine frühere Presseschau) und “Die verdrängte Krise” (kurz nach dem Brexit geschrieben, als noch niemand von Corona sprach)
P.S. Nach CDU-Mann Altmaier hat sich auch SPD-Genosse Scholz gegen Coronabonds ausgesprochen. Es ist wieder genau wie in der Eurokrise…
P.P.S. Wie befürchtet, läuft der EU-Gipfel nicht gut:
Schwere Krise beim EU-Videogipfel: Italien lehnt Schlußfolgerungen als viel zu mutlos ab, Spanien schließt sich einem 10-Tages-Ultimatum an. Es war (leider) absehbar: "Der Tag, an dem die EU starb" https://t.co/f9634qN5Vl via @lostineu #eu #euco
— Eric B. (@LostinEU) March 26, 2020
Maximillian
26. März 2020 @ 21:41
China, Russland und Kuba helfen in Italien. Das findet kaum irgendwo Erwähnung.
Übrigens ist die Schweiz auch ganz arg betroffen, wenn man die Fälle pro 100.000 Personen zählt.
Alexander
26. März 2020 @ 14:21
Zwei Aussagen aus einem Interview mit der Philosophin Donatella Di Cesare:
“Wir haben es alles akzeptiert und befolgt, obwohl wir als disziplinlos gelten.”
“Ich finde keine Worte mehr, um meine Enttäuschung über die EU auszudrücken, und noch schlimmer: Ich finde keine Worte, das europäische Projekt jetzt noch zu verteidigen.”
https://www.zeit.de/politik/ausland/2020-03/italien-coronavirus-krise-konsequenzen-donatella-di-cesare
Baer
26. März 2020 @ 12:26
Die EU kann nicht sterben,denn sie hat noch nie gelebt,nur ihre Eliten haben sich vollgesogen.
Der Angriff durch Bill Gates,Soros und weitere Kriminelle wird weiter durchgezogen,und die Politikdarsteller laufen voran.
Mediziner mit Sachverstand werden diffamiert,bzw.kommen erst gar nicht zu Wort.
Jetzt erkennt man, das 750 Mrd. nicht reichen.
Ich sage voraus,dass nach Verbrauch der Hilfen nur noch Alte und Vorerkrankten in Quarantäne bleiben,und alle anderen wieder zur Arbeit gehen werden,bevor das gesamte System kollabiert.
Allerdings wird die Quittung für die Politik nicht positiv ausfallen.
Und das ist gut so……
Fidas
26. März 2020 @ 12:15
Schwarze Null, EU-Expotweltmeisterschaft, Massenmigration…
Reliquien des misslungenen Versuchs Europa zu führen.
Claus Hiller
26. März 2020 @ 12:11
Der „Tag, an dem die EU starb“ liegt vermutlich schon längere Zeit zurück, zu den „Sargnägeln“, die Deutschland zu gut einem Drittel willfährig geliefert hat bzw. noch liefern wird, gehören:
* Bankenrettung aufgrund von Euro-Verschuldungsorgien
* Griechenland-Rettung
* EFSF, ESM und wie sie alle heißen
* EZB-Käufe von Schrottpapieren
* Target 2-Bilanz
* EU-Einlagensicherung
* Nullzinspolitik
* Zerschlagung der deutschen KfZ-Schlüsselindustrie durch irrwitzige CO2-Vorgaben
* Konfuse Migrationspolitik
* Finanzierung der Klima-Hysterie
Der letzte Sargnagel könnte „Corona“ heißen, und die Folgen für Gesellschaft und Wirtschaft sind noch nicht absehbar. Aber die Party auf der Brüsseler Titanic scheint fröhlich weiterzugehen, und die Bordkapelle spielt flotte Weisen dazu (z.B. EU-Erweiterung Balkan-Länder).
Ich würde gern sehen, was in 20 Jahren in den Geschichtsbüchern steht.
Holly01
27. März 2020 @ 10:19
Herr Hiller,
Ihre Beispiele sind entlarvend. Alles ist mit einem Ursprung zu erklären: Die Weigerung Deutschland in irgend einer Form die extreme Umverteilung Deutschlands (von Unten nach Oben, vom Merkantilismus, vom Zins Spread der Euro Staaten) auch nur einzuschränken.
Wir (Deutschland) plündern die EU aus.
Den Geplünderten die Verwerfungen vorzuwerfen ist wirklich der Gipfel der Unverschämtheit. Das Sie das hier bringen will ich Ihnen nicht vorwerfen.
Ich bin wütend das man Ihnen (und vielen anderen) inhaltlich so einen Scheiss andreht und sich selbstgerecht als „besser“ hinstellt.
DAS wird nicht funktionieren. DIESES Kartenhaus wird zusammenbrechen und uns auf die Füße fallen.
Ich prognostiziere jetzt schon, das dann das Selbe passiert, wie bei den neoliberalen Folgen, die durch die Epidemie, die tauchen ab und verstecken sich im Schatten.
Sie werden auf eine ganz billige Art fehl informiert …..
vlg
Claus Hiller
29. März 2020 @ 15:18
Liebe @Holly01, ich würde sehr gern auf Ihren Kommentar antworten, auch auf die Punkte “entlarvend” und “Ausplünderung”, muss aber gestehen: ICH KANN ES NICHT ! Er erschließt sich mir inhaltlich nicht.
PS: Etwas mehr Präzision hätte ich mir allerdings vorstellen können, WER hier (in Deutschland) die EU ausplündert und davon etwas hat. Etwa die Kassirerin vom Discounter? Die KiTa-Erzieherin? Der Lokführer?
Alexander
25. März 2020 @ 20:47
Lieber ebo, mich erinnern solche Überschriften an die “immer tieferen Tiefpunkte” (R. Völler) der Nationalmannschaft im Jahr 2003!
Mit einem Land wie Deutschland ist keine Gemeinschaft möglich! Das sollten die anderen EU-Staaten bzw. Euro-Staaten endlich einsehen und die richtigen Konsequenzen ziehen!
Pjotr56
25. März 2020 @ 17:51
Vielleicht schaffen die ja wenigstens diese dusselige Zeitumstellung, die uns am kommenden Wochenende bevorsteht, ab. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt 😉
ebo
25. März 2020 @ 20:55
Ach, das war doch nur ein Wahlkampfversprechen von J.-C. Juncker! Das bindet nur den, der daran glaubt…