Die US-Sanktionen gegen Russland könnten auch die EU treffen
Die neuen US-Sanktionen gegen Russland sind nicht so harmlos, wie sie scheinen. Sie zielen auf den Markt für russische Staatsanleihen – und könnten jederzeit auch auf europäische Firmen ausgeweitet werden. Stichtag: 14. Juni.
Ab diesem Datum wird es amerikanischen Banken und Finanzfirmen verboten, neue Schuldtitel aus Russland zu kaufen. Alte Staatsanleihen sind zunächst nicht betroffen, schreibt die „New York Times“. Das könnte jedoch jederzeit kommen.
Ebenso könnte das Verbot auf ausländische – sprich: europäische – Banken ausgeweitet werden.
But it does not stop American institutions from dealing in previously issued Russian bonds. And it does not, for now, apply to foreign banks or investment firms — the way the United States extended the reach of sanctions on Iran.
New York Times
Als „Vorbild“ gelten die Sanktionen gegen Iran. Dort haben die USA es auch europäischen Unternehmen bei Strafandrohung untersagt, zu investieren. Die EU hat es nicht fertig gebracht, dem etwas entgegenzusetzen.
Umso erstaunlicher ist es, dass sich die EU den Russland–Sanktionen anschließt. Weiß man denn nicht, dass US-Präsident Biden mit einer weiteren Verschärfung droht – und „extraterritioriale Sanktionen“ nicht ausschließt?
Diese würden dann auch EU-Unternehmen treffen. Bei den Sanktionen gegen die Gaspipeline Nord Stream 2 ist dies bereits der Fall.
Dort wehrt sich die deutsche Bundesregierung noch – im Fall den neuen Anti-Russland–Sanktionen hat sie aber bereits jede Gegenwehr aufgegeben…
Siehe auch „Der Krieg gegen Russland hat begonnen – an den Märkten“ (Blogpost von 2018. Damals war es noch Trump, der die Sanktionen erließ) sowie „Die USA sind wieder Europas Gendarm“
P.S. Die meisten russischen Staatsanleihen werden übrigens von inländischen Anlegern gehalten. Deshalb trifft die US-Sanktion die Wirtschaft (noch) nicht ins Mark. Aber eine Verschärfung ist bereits angelegt, wie oben beschrieben.
El Zorro
17. April 2021 @ 12:39
Sie haben ja so recht!
Vom Regen (mit Trump) in die Traufe (mit Biden). Die Arroganz Washingtons erinnert an das letzte Aufbäumen vor der Agonie einer dahinsiechenden Weltmacht. Anstatt sich als dritte Kraft zwischen USA und Russland zu etablieren – nach dem Motto: wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte – stellt sich die EU hinter den Verlierer und lässt sich zwischen den Fronten zerreiben.
Dass Baltikum und Polen das o. k. finden, ist ja noch verständlich. Dass aber die westlichen Mitgliedstaaten den US-Sanktions-Wahnsinn nicht nur durchwinken, sondern noch eins draufsetzen, ist an Dummheit und Peinlichkeit nicht zu überbieten. Spätestens jetzt wird klar, dass die „Osterweiterung“ zusammen mit der Bedrohung Russlands durch die NATO zwei schwere Fehler waren.
Das „Europa der Vaterländer“ – angedacht von De Gaulle und Adenauer – hätte die Keimzelle eines Europäischen Bundestaats werden können, der sich weitere Abendländer angeschlossen hätten. Ein multikulturelles Potpourri von 27 Köchen ist schlichtweg ungenießbar. Ee gehört in den Mülleimer der Geschichte.
ebo
17. April 2021 @ 15:42
Macron hat ja seinen DE Gaulle gelesen, er wollte auf Putin zugehen. Doch da ist ihm sofort Merkel in den Arm gefallen – denn wenn es um Russland geht, beansprucht sie die Führung.
Als dann Nawalny ausgeflogen werden musste, hat Macron angeboten, ihn in Paris behandeln zu lassen. Doch eine dubiose deutsche NGO holte ihn nach Berlin. Der Rest ist bekannt.
El Zorro
17. April 2021 @ 20:25
Macron, der Rothschild-Zögling, der gegen Räächts (Le Pen) aufgestellt war und so einen Überraschungssieg einfahren konnte, hat sich nach seiner Mauserung profiliert; zugegeben. Merkel ging den umgekehrten Weg. Sie wird in d e n Geschichtsbüchern eingehen – als absolutistische Drahtzieherin der herrschenden Klasse.