Der (deutsche) Euro ist das Problem
Für Deutschlands Exporteure war 2016 ein neues Rekordjahr. Auch der Eurozone geht es wieder deutlich besser als in den Krisenjahren nach 2009, vor allem Spanien holt kräftig auf.
Doch vergleicht man die Euroländer mit den Nicht-Euroländern in der EU, so kommt man zu einem anderen Ergebnis: Sowohl beim Wachstum als auch bei der Neuverschuldung stehen Briten, Polen & Co. besser da.
Der Euro ist das Problem, nicht die Union (also die EU), schlußfolgert J. Weeks vom Blog “Social Europe”. Die Währungsunion verhindere eine nachhaltige Erholung.
Besonders bemerkenswert seine Analyse der “Wettbewerbsfähigkeit”, die Deutschland immer wieder wie ein Mantra vor sich herträgt und sogar von den Krisenländern fordert.
Wenn man die W. am Leistungsbilanz-Überschuss misst, so haben es Nicht-Euroländer leichter, voran zu kommen – weil sie ihre Währung abwerten und so ihre Exporte steigern können.
Genau das erleben wir derzeit in Großbritannien, wo sich die Wirtschaft trotz Brexit recht ordentlich entwickelt. Für Länder wie Griechenland hingegen ist der Euro eine Falle.
Denn sie können nur durch “innere Abwertung”, sprich Lohnkürzung und Sozialabbau, an W. gewinnen. Die Eurogruppe bereitet schon das nächste Kürzungs-Memorandum vor.
Gleichzeitig werden die Krisenländer von Deutschland in Grund und Boden konkurriert – neuerdings hat selbst China schon Mühe, mit den deutschen Exporten mitzuhalten…
Peter Nemschak
10. Januar 2017 @ 12:37
Auch eine “äußere” Abwertung wirkt nicht dauerhaft wohlstandssteigernd, da die Preise für Importgüter steigen. Außerdem steckt in den meisten Exportgüter ein hoher Importanteil von Vorprodukten. Warum schaffen es manche Länder, vor allem im Süden, nicht in Drittländer zu exportieren? Es liegt am Mangel an hochwertigen Gütern, die auch am Inlandsmarkt fehlen. Griechenland ist ein Beispiel, wo selbst dauerhafte Konsumgüter mangels Eigenproduktion importiert werden müssen.
ebo
10. Januar 2017 @ 12:45
@Nemschak Griechenland leidet vor allem unter der Austerität und den immer neuen Memoranden, die für den Staat, die Bürger und potentielle Investoren die Zukunft verbauen. Dass man mit Abwertungen gut leben kann, zeigt gerade UK.
S.B.
10. Januar 2017 @ 13:01
@ebo: Ja, aber Abwertung allein hilft auch nichts, wenn man nichts anzubieten (Export) hat. Peter Nemschak hat da schon recht. Das GR auch und zur Zeit insbesondere unter der fremdbestimmten Austerität leidet, steht außer Frage.
ebo
10. Januar 2017 @ 13:32
@S.B. Was haben die Briten denn anzubieten (im Export)? Griechenland hat immerhin den Tourismus. Doch für Athen ist der Euro immer noch überbewertet…
S.B.
10. Januar 2017 @ 14:21
@ebo: GB war 2015 der neuntgrößte Exporteur mit gut 450 Mrd. Irgendetwas werden die also schon anzubieten haben. 😉
“Doch für Athen ist der Euro immer noch überbewertet…” – Da gibt es keine Frage…
ebo
10. Januar 2017 @ 14:24
Klar, Finanzdienstleistungen, alte Aktien und neue toxische Produkte 😉
S.B.
10. Januar 2017 @ 14:55
@ebo: Der war gut… 😉
Peter Nemschak
10. Januar 2017 @ 18:02
Wenn es so schlimm wäre, hätte Griechenland den Euro längst verlassen. Offenbar überwiegen die Vorteile, erstens durch das Druckmittel der Ansteckungsgefahr, wenn die EU nicht weiter kreditiert und andere finanzielle Vorteile.für Griechenland innerhalb der Eurozone. Aus Liebe zur EU ist Griechenland nicht im Euro geblieben. betrachten wir die Sache nüchtern und emotionslos.
Oudejans
10. Januar 2017 @ 11:48
Wo ein Deutscher hinexportiert, wächst kein Gras mehr.
S.B.
10. Januar 2017 @ 09:30
Nicht der deutsche Euro ist das Problem, sondern der Euro. Auch für D, für das der Euro viel zu günstig ist, ist er nämlich ein Problem, dass sich aber real noch nicht in seiner Endkonsequenz offenbart. D exportiert wie wild und zwar auf Pump (siehe Target 2-Salden). Diese (Target 2-) Schulden können die Schuldner-Länder nie beglichen. Wer haftet dafür? Der deutsche Steuerzahler. Sozusagen eine Subvention (= Umverteilung)der Exportindustrie von hinten durch die Brust ins Auge. Jedenfalls ist eine derart ausufernde Exportindustrie eine enorme Fehlentwicklung, die vom für D günstigen Euro befördert wird.
Die EU an sich ist darüber hinaus ebenfalls ein Problem, denn sie gängelt Länder wie GR, deren Wirtschaft mit dem Euro nicht funktioniert, zusätzlich politisch. Dies ist nicht Sinn und Zweck der EU.