Der Bruch (part one)
Mit seinem Rückzug aus dem Pariser Klimaschutz-Abkommen vollzieht US-Präsident Trump einen ebenso brutalen wie bewußten Bruch mit Europa und der EU. Es dürfte nicht der letzte sein.
Als Nächstes könnte sich Trump Deutschland vorknöpfen. Zwar glaubt in Brüssel kaum jemand, dass er den Exportweltmeister frontal angehen und die angedrohten Strafzölle verhängen wird.
Aber er könnte ausgewählte Produkte und Branchen treffen – die Stahlbranche ist bereits alarmiert. Die EU will jedoch keine gezielten Sanktionen zulassen; Brüssel möchte Berlin beistehen.
Wie die Abwehr aussehen soll, ist jedoch unklar. Bisher war die EU nicht einmal in der Lage, die Sticheleien des türkischen Sultans Erdogan gegen Österreich und Deutschland abzuwehren.
Trump könnte auch noch weitere Fronten eröffnen – zum Beispiel im IWF, der bekanntlich (auf ausdrücklichen deutschen Wunsch) in Griechenland eine fatale Schlüsselrolle spielt.
Wenn die USA die Beteiligung am laufenden dritten Bailout blockieren sollten, stünden Kanzlerin Merkel und Finanzminister Schäuble dumm da. Sie haben sich ohne Not von Washington abhängig gemacht.
Zunächst wird Trump die EU jedoch zusammenschweißen – und in die Arme Chinas treiben, bekanntlich eine der fortschrittlichen und umweltfreundlichen Mächte dieser Welt.
Wenn das alles nicht so traurig wäre, müssten Europäer und Chinesen dem Trump Donald fast dankbar sein…
P.S. So einfach ist das mit den Chinesen aber auch nicht. Beim EU-China-Gipfel ließen sie den erwarteten Schulterschluss zum Pariser Klimaabkommen platzen, weil sie von der EU endlich als Marktwirtschaft anerkannt werden wollen. Motto: Freier Handel ist wichtiger als gutes Klima – nicht nur für Trump…
Siehe auch “Von wegen Schicksal” und “Nicht abwehrbereit”
Winston
3. Juni 2017 @ 08:43
“Als Nächstes könnte sich Trump Deutschland vorknöpfen.”
Angesichts der Non stop Trump Hetze in den Deutschen Medien, ist davon auszugehen, ja.
Merkel hofft dass das US DEM Establishmente es gelingt Trump zu beseitigen. Sollte dies nicht gelingen wars das mit EU un Euro, imho.
Die Handelsüberschuss Debatte gabs schon unter Obama und VW war imho ein Warnschuss.
Wenn Merkel meint gegen Trump anstinken zu können soll sie das, wünsche Ihr viel Glück aber sie soll nicht ganz Europa mit ins Boot nehmen. Merkel benutzt Europa um ihre Interessen durch zu setzen. Merkel spielt mit dem Feuer.
kaush
2. Juni 2017 @ 23:26
Interessant wie heute die Deutschen Regierungssender das dargestellt haben: Ein voller Erfolg für die EU. Das mit dem nicht zustande gekommenen Schulterschluss, ein kleiner kosmetischer Makel…
Anders bei den österreichischen Kollegen von ZIB2: Eine Klatsche für die EU.
Und das stimmt.
Was das den Ausstieg aus dem Pariser Abkommen angeht und die Reaktionen darauf:
Was für ein dümmliches Schaulaufen im Sprüche klopfen. Einfach ärgerlich, für wie Blöd uns diese Politiker halten. Ich finde das eine echte Beleidigung.
Dieses Abkommen ist (wie die Vorgänger) eine reine Absichtserklärung, an die sich keiner hält.
Garzweiler & Co lassen Grüßen.
Oudejans
3. Juni 2017 @ 23:01
Er hat Regierungssender gesagt. Hatespeech! Maas, Maas, Maas mach hin!
Peter Nemschak
2. Juni 2017 @ 08:59
…einen Bruch mit dem größten der Teil der Staatenwelt. Die USA werden sich weiter aus der Weltpolitik zurückziehen und den Weg für China und andere freimachen. In den Augen von China sind die USA eine “defending power”, Russland und die EU “losing powers”. Die Geschichte wird zeigen, ob China recht hat. Auch nach Trump wird die Welt nicht mehr die selbe sein. Ob die Demokratie in den USA überleben wird, wenn die traditionell herrschende weiße Majorität Gefahr läuft, demografisch von den Farbigen überrundet zu werden, bezweifeln manche Politikwissenschaftler. “Is America Still Safe for Democracy?”, Foreign Affairs May/June 2017
Claus
2. Juni 2017 @ 08:27
Zu Trump und Klima habe ich nichts Treffenderes gesehen als gestern bei Steinhöfel:
„Der Pariser Klimavertrag ist die Quintessenz der absoluten Dekadenz der politischen Klasse. Wenn Du bei einem Ariana Grande-Konzert in die Luft gesprengt wirst, erklären dir der Bürgermeister von London und der französische Regierungschef: „Gewöhn Dich dran. Da können wir nichts tun. Absolute Sicherheit kann es nicht geben. Aber wenn Du möchtest, dass wir die Temperatur des Planeten im Jahr 2100 um ein halbes Grand senken. Das kriegen wir hin.“ Sie brauchen nur ein paar hundert Milliarden von Dir, lieber Steuerzahler.“
ebo
2. Juni 2017 @ 09:48
Gewagter Vergleich…