Der Alleingang der „Autokanzlerin“

Während der Handelskrieg zwischen den USA und China voll entbrennt, macht Kanzlerin Merkel auf Appeasement. Sie sei zu Verhandlungen über die Autozölle bereit, sagte die „Autokanzlerin“. Paris und Brüssel sind „not amused“.

„Sie hat klar gemacht, dass uns am Abbau von Handelshemmnissen gelegen ist und dass sie auch bereit ist zur Verhandlung über Zölle im Automobilbereich mit mehreren Staaten, also nicht allein mit den Vereinigten Staaten“, sagte ihr Sprecher Seibert.

Es soll also nicht wie ein Alleingang aussehen – aber es ist doch einer. Denn kurz zuvor haben sich die deutschen – und nur die deutschen – Autobosse mit US-Botschafter Grenell getroffen, in Berlin.

Grenell soll sich offen für eine vollständige Abschaffung der Zölle auf Autos und Autoteile gezeigt haben – was Deutschland als größtem Exporteur natürlich sehr zupass käme. Auch die Konzernchefs waren angetan.

Und nun macht sich die „Autokanzlerin“ den Vorstoß zu eigen – natürlich verklausuliert. In Brüssel fragt man sich nun, ob das Ganze ein abgekartetes Spiel sein könnte. Denn Kommissionschef Juncker fliegt in ein paar Tagen nach Washington.

Wird Juncker dann Merkels „Idee“ vortragen – im Namen der gesamten Idee? Sein Generalsekretär Selmayr, so munkelt man, wäre dafür. Bekanntlich sorgt der deutsche Jurist für den kurzen Draht ins Kanzleramt.

Doch damit würde Handelskommissarin Malmström übergangen, die offiziell allein zuständig ist. Auch Frankreich wäre ausgebootet. Dementsprechend negativ fallen die ersten Reaktionen in Paris aus.

„Das würde den Eindruck erwecken“, dass Europa dem Druck von US-Präsident Trump nachgibt“, zitiert „Le Monde“ einen französischen Diplomaten. Merkels neuerlicher Alleingang stößt auf Widerstand…