Das Imperium schlägt zurück, Warnung vor Krieg – und Streit um Sanktionen
Die Watchlist EUropa vom 25. Januar 2025 – heute mit der Wochenchronik.
Vier Jahre lang hat sich die EU in der Illusion gewogen, die USA sei ein wohlmeinender “transatlantischer Partner”. Dabei sollte sie es besser wissen – schon die die erste Amtszeit von US-Präsident Trump war ein Desaster.
Nun schlägt das Trump-Imperium zurück. Als einer der ersten Amtshandlungen kündigte der Wiedergänger im Weißen Haus das Pariser Klimaabkommen auf – einen der größten Erfolge der europäischen Diplomatie.
Die EU erwähnte er zwar zunächst nicht. Doch auf EUropa hat Trump es offenbar besonders abgesehen. Dies hat seine Rede in Davos, aber auch ein Anruf in Kopenhagen deutlich gemacht.
Drohung gegen Dänemark
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Am Freitag telefonierte Trump mit der dänischen Regierungschefin und drohte ihr ziemlich offen mit einer feindlichen Übernahme Grönlands. Dänemark sei jetzt im Krisenmodus, berichtet die FT.
Doch in Brüssel ist davon nichts zu spüren. Die EU-Spitzen haben es bis heute nicht für nötig befunden, Trump vor einem imperialen Übergriff zu warnen. Sie haben wohl nicht ‘mal einen direkten Draht zu ihm.
Das bestätigt meine These, dass die EU für Trump und die neuerliche “Zeitenwende” nicht richtig aufgestellt ist. Kommissionschefin von der Leyen und Außenkommissarin Kallas ducken sich weg.
“Europeans are in denial”
Dabei handelt es sich nicht nur um feiges Appeasement, sondern wohl auch um gefährlichen Realitätsverlust. “I think they are in various stages of denial“, sagte der US-Diplomat M. Froman in Davos.
Die EU-Chefs wollen der Wahrheit nicht ins Auge sehen – und das nicht nur im Falle Dänemarks, sondern auch bei den drohenden US-Strafzöllen, dem Ukraine-Krieg und den Sanktionen.
Sie halten lieber an ihren alten transatlantischen Buzzwords fest und umgarnen Trump mit neuen, wohlklingenden Formeln – doch das dürfte ihn nicht besänftigen, im Gegenteil…
Was war noch?
- Warnung vor Krieg mit Russland. Die EU-Spitzen haben vor der russischen Aufrüstung und der damit angeblich einhergehenden Gefahr eines Angriffs auf EUropa gewarnt. Schon 2028 könnte es so weit sein, erklärte die EU-Außenbeauftragte Kallas unter Verweis auf Geheimdienst-Informationen.
- Streit um EU-Sanktionen. Mit dem Machtwechsel im Weißen Haus wird eine Überprüfung der Sanktionen gegen Russland fällig. Doch die EU will sie einfach verlängern. Nur Ungarns eigenwilliger Regierungschef Orban sträubt sich – nun droht ein Showdown. – Mehr hier
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Von der Leyen ist zurück. Nach einem zunächst verschwiegenen Krankenhaus-Aufenthalt wegen einer Lungenentzündung ist die Kommissionschefin zurück in Brüssel. Dort freute sie sich über eine (für sie) gute Nachricht: Ein belgisches Gericht hat eine Klage im “Pfizergate” abgewiesen. Mehr hier (taz)
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Monika
26. Januar 2025 @ 18:22
… Sie haben wohl nicht ‘mal einen direkten Draht zu ihm…
Das beschreibt das eigentliche EU-Desaster in wenigen Worten. Es ergibt sich aus dem Erkennen, zu 100% aufs falsche Pferd gesetzt zu haben. Man war sich absolut sicher, dass Trump abgeschmettert wird, dass man sich als EU personell vollkommen auf die “Rolle als Zäpfchen” im Allerwertesten der US-Demokraten eingerichtet hat. Diese und keine andere Rolle verkörpert Frau von der Leyen ja in Perfektion und mit Leib und Seele. Nur deshalb war ihre 2.Amtszeit erwünscht und möglich. Auch die gesamte Entourage ist ohne Ausnahme auf den Fortbestand einer US-Regierung unter dem Einfluß des MIK ausgewählt worden. Jetzt steht man bildlich gesprochen nackt im Regen, Tusk als aktueller Ratspräsident versucht es vergeblich noch mit verbalen Schirmchen als Wetterschutz. (..Europa war schon immer großartig…)
Wie kann man von dieser “Truppe im Schockzustand” angemessene Reaktion auf die “Ungeheuerlichkeit” eines Präsidenten Trump erwarten? Diesen Leuten wurde ihr Weltbild unter den Füßen weggezogen, mit ihrer völlig einseitigen “Ausbildung” als Agenten des Werte-Westens wird ihre politische Daseinsberechtigung in Frage gestellt…
Taktisch gesehen müsste die Gruppe aus irgendwelchen vorgeschobenen Gründen “zeitnah Platz machen” für ein neues Team, das besser mit der Persönlichkeit Trumps “harmoniert”.
Aber da steht bombensicher die legendäre “Einstimmigkeit” bei den 27 Mitgliedstaaten im Weg.
KK
26. Januar 2025 @ 19:21
“die “Rolle als Zäpfchen” im Allerwertesten der US-Demokraten eingerichtet hat. Diese und keine andere Rolle verkörpert Frau von der Leyen ja in Perfektion und mit Leib und Seele.”
Leider eben nicht in Perfektion – denn dann wäre sie längst aufgrund Körperwärme geschmolzen und würde keinen Schaden mehr anrichten 😉
Arthur Dent
26. Januar 2025 @ 11:18
Nato-Staaten müssen einander nicht beistehen. Deutschland war Mitglied der Nato, da gab es die Bundeswehr noch gar nicht. Wem hätte Deutschland beistehen können? Deutschland war damals ganz und gar von den Amerikanern abhängig. Adenauer war trotzdem misstrauisch, er wollte unbedingt die amerikanischen Truppen im Land haben – er ging davon aus, dass Washington immer die eigenen Truppen verteidigen würde.
Dänemark wird auf wenig Unterstützung der Europäer hoffen können, Trump wird seinen Willen bekommen, denn Grönland empfindet Dänemark als Kolonialmacht. Die EU wird Dänemark auf die eine oder andere Weise entschädigen.
KK
26. Januar 2025 @ 14:14
“Die EU wird Dänemark auf die eine oder andere Weise entschädigen.”
Warum sollte sie das tun, die EU?
Michael
25. Januar 2025 @ 23:34
Es geht letztlich um den auch historisch aussichtslosen Abstiegskampf der USA – samt Vasallen – als Hegemon! Diesbezüglich gibt Trump anlass zu Hoffnung auf beschleunigten Erfolg!
KK
25. Januar 2025 @ 17:00
“Am Freitag telefonierte Trump mit der dänischen Regierungschefin und drohte ihr ziemlich offen mit einer feindlichen Übernahme Grönlands.”
Also wenn ein Mitglied eines “Verteidigungsbündnis” genannten Militärbündnisses NAhTOd einem anderen Mitglied dieser NAhTOd mit Annektion eines Gebietes – notfalls mit militärischer Gewalt, wie Trump bereits zu einem früheren Zeitpunkt angedeutet hatte, droht – dann wird es Zeit, dieses aggressive Mitglied aus der NAhTOd herauszuwerfen. Einem weiteren NAhTOd-Mitglied, Kanada nämlich, wurde ja in ähnlicher Weise mit Annektion des gesamten Staatsgebietes und Eingliederung in die USA gedroht.
Was erlauben Trump?
Und das Generalsekret der NAhTOd, Rutte, schweigt dazu? Kein Wort von ihm als Hüter des Nordatlantikvertrages, in dessen Präambel sich die Mitglieder zu FRIEDEN, Demokratie, Freiheit und der HERRSCHAFT DES RECHTS bekennen?
Nicht Russland und Putin bedrohen EUropa, es sind die USA und Trump, die EUropa mit militärischer Gewalt und Krieg drohen!
Martin Reeckmann
25. Januar 2025 @ 15:52
Das Problem ist mitnichten Trump (“[Die EU] sollte sie es besser wissen – schon die die erste Amtszeit von US-Präsident Trump war ein Desaster.”), sondern der hierzulande übliche Irrtum über den Sinn der NATO. Der lautet seit dem ersten NATO-Generalsekreträr Lord Ismay: “To keep America in, Russia out and Germany down.” Das gilt auch für die anderen Vasallen.
Der Unterschied zwischen Trump und Biden ist, das der 45. und 47. US-Präsident nicht verlogen daherkommt, sondern mit offenem Visier agiert.
KK
25. Januar 2025 @ 17:03
Der Unterschied ist, dass bislang kein anderer US-Präsident seit Gründung der NAhTOd anderen NAhTOd-Mitgliedern mit militärischer Gewalt und Annektion von Gebieten gedroht hatte.