Das gefährliche Gerede vom “hybriden Krieg”
Die Bundeswehr und die Nato begründen ihre Aufrüstung nicht mehr nur mit dem Ukraine-Krieg, sondern auch mit Cyberattacken, Drohnen und unterbrochenen Unterseekabeln in Europa. Doch das Gerede vom “hybriden Krieg” ist verlogen – und gefährlich.
Erst kommt der “hybride Krieg”, dann der “richtige”: Nach diesem Motto versuchen Nato-Generalsekretär Rutte und viele Sicherheitspolitiker seit Monaten, Deutschland und die EU “kriegsbereit” zu reden.
Moskau führe längst keinen versteckten, „hybriden“ Krieg mehr gegen den Westen – die Angriffe seien offen, erklärte Rutte im Dezember. Zuletzt sprach er von groß angelegten Destabilisierungs-Versuchen.
In Nordeuropa haben diese Warnungen schon verfangen. Schweden, Norwegen und Finnland bauen Bunker und rufen ihre Bürger zu Wehrübungen. Auch in Deutschland macht sich langsam “Kriegsmentalität” (Rutte) breit.
Zwei falsche Beweise
Doch die Warnungen sind verlogen – und gefährlich. Denn fast alle Beweise, die für den “hybriden Krieg” Russlands genannt werden, erweisen sich im Nachhinein als falsch. Gerade gab es wieder zwei solche Fälle.
Erst wurde behauptet, Russland habe die Wahlen in Rumänien via “TikTok” manipuliert. Ein “hybrider Angriff” auf die Demokratie, hieß es. Doch dafür gab es nie Beweise; offenbar stand eine rumänische Regierungspartei hinter der “TikTok”-Kampagne!
Auch eine angebliche russische Sabotageaktion gegen Unterseekabel in der Ostsee löst sich in Luft auf. Europäische und amerikanische Dienste gingen mittlerweile davon aus, dass es sich um Unfälle gehandelt habe, berichtet die “Washington Post”.
“Irrweg” der Nato
Wenn dies stimmt, dann hat die Nato deutlich überreagiert. Sie hat einen Sondergipfel abgehalten und eine neue Ostsee-Mission eingerichtet – angeblich, um Sabotage abzuwenden. In Wahrheit will sie wohl die russische Ostseeflotte ausbremsen.
Und genau da wird es gefährlich. Die Angst vor dem “hybriden Krieg” führt nicht nur zu Aufrüstung. Sie kann sogar selbst dazu beitragen, den Krieg nach Europa zu tragen – es ist eine “self fulfilling prophecy”.
Das sage nicht nur ich. Das sagt auch M. Rühe, der ehemalige Nato-Stratege. In der “Welt” spricht er von einem “Irrweg”. Dummerweise kommt dieser Irrweg den führenden Militärs der Nato gerade sehr gelegen…
Siehe auch Bundeswehr stellt sich auf großen Krieg ein
P.S. Letztlich verbreiten die Kriegstreiber dieselben Fake News, die sie Russland ständig vorwerfen. Desinformation gibt es auf beiden Seiten – doch die Nato und die EU sind auf einem Auge blind…
Herbert
21. Januar 2025 @ 09:37
Liebe Kleopatra, ist es nicht bedenklich, dass bei einem Öltanker dieser Größe -alle- ich widerhole -alle- Systeme gleichzeitig ausfallen?
Vergleiche die Vorkommnisse: USS Donald Cook, USS Mc. Cain und USS Fitzgerald. Dieselben elektronischen Fähigkeiten stehen m.E. auch dem neuen
Ostseekommando der NATO in Rostock zur Verfügung.
Arthur Dent
21. Januar 2025 @ 09:25
Sollte die Nato-Mission “Baltic Sentry” von Rostock aus geführt werden, dürfte das einen Bruch des 2+4 – Vertrages darstellen. Welches Printmedium in Deutschland hat diese Fragestellung bisher aufgeworfen?
KK
22. Januar 2025 @ 00:52
Dass Verträge mit Russland vom Westen nicht eingehalten zu werden brauchen, haben uns doch schon die beiden Minsk-Abkommen gezeigt.
Kleopatra
21. Januar 2025 @ 06:09
Wenn bei den Schiffen von und nach Petersburg kein Vorsatz, sondern lediglich große Fahrlässigkeit (systematisch vernachlässigte Wartung unfähige Bedienungsmannschaften, wie in dem Bericht der WP vermutet) vorliegt, wäre das dennoch ein Grund, den Schiffsverkehr nach Russland in der Ostsee zu unterbinden. Wer Schiffe hunderte von Kilometern gegen den Anker steuert, ohne etwas zu bemerken, hat in der Seefahrt nichts verloren.
Entweder sind die Kapitäne dieser Schiffe Volltrottel oder raffinierte Kriminelle, die sich blöd stellen.
Arthur Dent
21. Januar 2025 @ 09:33
@Kleopatra
Überwachen kann man praktisch nur innerhalb seines Hoheitsgebietes, ansonsten gelten die Regeln des internationalen Seerechts. Beschädigungen an Unterseekabeln kommen recht häufig vor, es gibt praktisch überall Reparatur-Stützpunkte. Außerdem fahren die meisten Schiffe unter der Flagge von Liberia oder den Cook-Islands. Man will halt Steuern sparen. 🙂
KK
21. Januar 2025 @ 11:53
“Wer Schiffe hunderte von Kilometern gegen den Anker steuert, ohne etwas zu bemerken, hat in der Seefahrt nichts verloren.”
Wer andere mittels völkerrechtswidriger Sanktionen daran hindert, normalen Seehandel zu betreiben und auch altes Material einzusetzen, der hat keine Moralkeulen zu schwingen!
Guido B.
21. Januar 2025 @ 03:52
Die NATO befindet sich seit 1991 auf dem Irrweg. Sie ist die Schutzabteilung eines aggressiven Imperiums und eine ständige Bedrohung für den Weltfrieden.
Michael
20. Januar 2025 @ 21:42
Der hybride Krieg ist eine Erfindung der USA, genauer gesagt des Silicon Valley! In diesem Krieg haben die USA bisher alle Schlachten gewonnen!
KK
20. Januar 2025 @ 18:35
Hitler hat immer geleugnet, dass er Krieg wolle – unsere heutigen Politiker hingegen wahren nicht mal den Anschein von Friedfertigkeit!