Das deutsche Europa auf Bambi-Niveau

Kaum zu glauben, aber wahr: Die beiden prominentesten deutschen EU-Politiker, Ursula von der Leyen und Günther Oettinger (beide CDU), sind beim „Bambi“ aufgetreten. Sie sollten Europa würdig vertreten – doch das ist ihnen nicht gelungen.

Dieser Meinung sind jedenfalls die Fernsehkritiker der großen deutschen Zeitungen. Wir müssen uns auf ihr Urteil verlassen, denn in Brüssel hat die Bambi-Show niemanden interessiert.

Beginnen wir mit Frau von der Leyen:

EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen framed sich dann noch beherzt die Mythologie zurecht, wie sie sie braucht: Europa sei eine starke Frau gewesen, weil sie schließlich auf einem Stier reiten konnte – und vergisst dabei, dass die entsprechende Geschichte in Wahrheit keine Sternstunde der Rinderdressur beschreibt, sondern Europas gewaltsame Verschleppung durch den in einen Stier verwandelten Zeus.

Spiegel online

Tja, mit der griechischen Mythologie kennt sich die künftige Kommissionschefin wohl (noch?) nicht so gut aus. Hauptsache, EUropa war eine Frau, gell?

Nun zu Herrn Oettinger:

Irgendwann kommt Günther Oettinger auf die Bühne und hält eine Lobrede auf die Königin von Belgien, die ausgezeichnet wird für ihr Charity-Engagement. Das aber gerät kurz in den Hintergrund, weil die zugehörige Laudatio des EU-Kommissars das Zeug hat, Edmund Stoibers berühmter Transrapid-Rede in Sachen Unverständlichkeit und sprachlicher Konfusion den Rang abzulaufen. Obwohl er Deutsch spricht, ist Oettingers Stammelei kaum zu verstehen und wirkt, als versuche da jemand, eine neue lustige Sprache zu erfinden. 

Süddeutsche Zeitung

Wir haben nur kurz in die Sendung hineingezappt – und hatten auch den Eindruck, dass der sonst so wortgewandte Budgetkommissar total von der Rolle war.

Last but not least ein Fazit in Sachen (deutsches) Europa:

Nachdem „Das perfekte Geheimnis“ als bester deutscher Film ausgezeichnet wird, schlägt die Stunde der Ursula von der Leyen. Als Vorspiel gibt es Ausdruckstanz mit Message, anschließend Pro-Europa-Testimonials, die in ihrer Farbigkeit und positiven Grundstimmung wirken, als würden sie aus einem Computergame von 1983 stammen. Dann heißt es Bahn frei für einen aufrüttelnden, von sich selbst ergriffenen Monolog von der von der Leyen, der mit einer 5-Euro-Note beginnt, die Kraft der Gemeinschaft beschwört, wenn wir doch nur alle an einem Strang ziehen. Dabei hört sich Ursula von der Leyen zwischenzeitlich an wie eine Sprechstelle aus einem alten Song von Freddy Quinn, verklärt, rührselig, nur eine Armlänge von romantischer Hysterie entfernt. Alle erreichen diese Worte nicht. Wer in die Gesichter von Günther Oettinger oder Cherno Jobatey schaut, ahnt, dass da noch eine Menge Arbeit vor Europa liegt.

Stern

Dem ist nichts hinzuzufügen…