“…dann scheitert der Euro”
Frankreichs sozialliberaler Präsidentschaftskandidat Macron war in Berlin, um sein pro-europäisches Wahlprogramm vorzustellen. Was er dort sagte, wird kaum berichtet – dabei geht es um den (deutschen) Euro.
“Der Euro ist heute eine Art schwache D-Mark, der die deutsche Industrie begünstigt”, sagte Macron in der Hauptstadt des deutschen Europa. Deutschland habe dies seinen Reformen zu verdanken.
Auch Frankreich müsse das neoliberale Programm umsetzen, so der ehemalige Wirtschaftsminister (und Investmentbanker). Was die Frage aufwirft, warum er, Macron, das nicht schon längst getan hat.
Noch interessanter ist aber eine andere Passage seiner “Grundsatzrede”: “Der Status Quo ist gleichbedeutend mit dem Scheitern des Euro in zehn Jahren”, warnte Macron.
Um das zu verhindern, müsse Deutschland weitgehenden Reformen der Währungsunion zustimmen. Die Eurozone brauche ein eigenes Budget und müsse den Austeritäts-Kurs beenden.
Ganz ähnlich hat es auch Noch-Präsident Hollande zu Beginn seiner Amtszeit vor fünf Jahren gefordert. Hollande wollte auch den Fiskalpakt abschaffen. Dummerweise war Kanzlerin Merkel dagegen.
Nichts spricht dafür, dass sie ihre Meinung geändert hat. Doch halt, wie war das noch? “Scheitert der Euro, dann scheitert Europa”. Hat die Europa-Kanzlerin das wirklich schon vergessen?
S.B.
11. Januar 2017 @ 13:01
“Um das zu verhindern, müsse Deutschland weitgehenden Reformen der Währungsunion zustimmen. Die Eurozone brauche ein eigenes Budget und müsse den Austeritäts-Kurs beenden.”
Die Eurozone braucht keine weitere Umverteilung zur künstlichen Lebensverlängerung. Vielmehr muss jeder lebensverlängernde Mechanismus sofort abgeschaltet werden. Ich hoffe doch sehr, dass Macron nicht recht behält und die Euro-Zone samt EU erst in 10 Jahren ihr Ende finden. Je eher, desto besser.
Peter Nemschak
11. Januar 2017 @ 11:52
Von neoliberal sind wir in Europa weit entfernt. Dieses Hirngespinst werden die roten Umverteiler nicht los. Damit jedes Euroland sein Glück nach seiner Facon verfolgen kann, muss ihm eine Austrittsmöglichkeit aus dem Euro geboten werden. Was spricht gegen mehrere Euros in der EU, ein Vorschlag, dem auch Stiglitz etwas abgewinnen kann? Warum wollen sich die Linken vom Gedanken einer unbeschränkt solidarischen Transferunion nicht verabschieden? Von einem eigenen EU-Budget werden nicht alle Mitgliedsstaaten gleichermaßen profitieren. Warum soll der Norden den Süden auf Dauer subventionieren, insbesondere da er keinen Einfluss auf die Budgetgestaltung des Südens hat? Weniger ideologisches Wunschdenken sondern mehr Realitätssinn ist gefragt.
S.B.
11. Januar 2017 @ 12:57
@Peter Nemschak: Wo Sie recht haben, haben Sie recht.