Coronakrise in Portugal: Wo ist die EU?

In Portugal herrscht der Corona-Notstand. Gleichzeitig hat Portugal den EU-Vorsitz. Doch wo ist die EU in Portugal, wenn es um Hilfe geht? In Brüssel ist die sanitäre Katastrophe in Westeuropa nicht einmal ein Thema.

Impfstoffe, Pharmakonzerne und von der Leyen: Das sind die großen Themen, die derzeit in Brüssel diskutiert werden. Das Impfdebakel, die Rolle von „Big Pharma“ und die Verantwortung von Kommissionschefin von der Leyen halten die EU-Kapitale in Atem.

Doch von Portugal hört man nichts. Dabei hat das Land nicht nur den rotierenden EU-Vorsitz inne – es ist auch Schauplatz der größten sanitären Katastrophe in EUropa. In Portugal herrscht der Corona-Notstand, in der Hauptstadt Lissabon macht man Triage.

Die EU-Kommission scheint dieses Drama noch nicht bemerkt zu haben. Sie stellte heute einen Plan gegen Krebs vor – ganz so, wie es der (gescheiterte) Spitzenkandidat der konservativen EVP, Weber, 2019 im Europawahlkampf versprochen hatte.

Einen Plan gegen das Sterben und den Kollaps des Gesundheitssystems in Portugal sucht man vergebens. Gesundheitskommissarin Kyriakides und „European Way of Life“-Kommissar Schinas haben Wichtigeres zu tun – die EVP-Versprechen umsetzen!

Auch von der Leyen kommt das Wort Portugal nicht von den Lippen. Dabei sollte die Ex-Verteidigungsministerin doch wissen, was die Bundeswehr gerade tut: Sie hat einen Hilfseinsatz begonnen – mit Intensivmedizinern, Hygieneexperten und Anästhesisten.

Das ist gelebte deutsche, meinetwegen auch europäische Solidarität. Die deutschen Soldaten werden gefeiert wie Helden, das ist erfreulich. Aber es ist kein EU-Einsatz. Deshalb meine Frage: Wo ist die EU in Portugal, wo bleibt die Hilfe aus Brüssel?

Wo sind die Notfallpläne für Länder, in denen das Gesundheitssystem kollabiert, wo die EU-Verzeichnisse von freien Krankenhausbetten, wo die Luftbrücken für Corona-Opfer? Ach so, diese Pläne gibt es gar nicht?

Dann ist es höchste Zeit, dass Portugal die Initiative ergreift und die EU aufrüttelt. Es hat ja den EU-Vorsitz, wenigstens das…

P.S. Nun kommt heraus, dass die Bundeswehr nicht etwa das öffentliche Gesundheitssystem in Portugal unterstützt, sondern ein privates Krankenhaus. Das hat ein Geschmäckle – denn die Privaten stehen in der Kritik, da sie sich bisher wenig an der Pandemie-Bekämpfung beteiligen…