Coronakrise: Die fünf wichtigsten Erkenntnisse dieser dramatischen Woche
Europa ist wieder Epizentrum der Corona-Pandemie, die EU muß ihre Impfstrategie nachbessern. Doch was war sonst noch wichtig in dieser dramatischen Krisenwoche? Hier die fünf wichtigsten Erkenntnisse aus unserem Live-Blog. Sie passen nicht ganz zum Mainstream, sorry.
- Die Corona-Impfstoffe haben wegen der Delta-Variante massiv an Wirkung nachgelassen, laut WHO sinkt die Effizienz auf 40 Prozent. “Die Datenlage deutet darauf hin, dass die Übertragung vor dem Auftreten der Delta-Variante durch die Impfstoffe um etwa 60 Prozent reduziert wurde. Mit Delta ist dieser Wert auf etwa 40 Prozent gesunken”, erklärte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus. Hersteller wie Biontech/Pfizer arbeiten zwar bereits an neuen Wirkstoffen, haben sie bisher aber noch nicht freigegeben. – Siehe auch “Biontech hat ein Problem II”
- Eine hohe Impfquote schützt nicht dauerhaft vor neuen Problemen. So hat Portugal, das bisher immer als Vorbild zitiert wurde, neue Einschränkungen angekündigt. In Israel wird sogar ein neuer Lockdown erwogen – trotz der Booster-Impfung, die bisher ebenfalls als Vorbild galt. Die Wirkung der “Booster” hat jedoch offenbar kaum mehr als drei Monate angehalten…
- Die EU hinkt der Entwicklung weiter hinterher. Der Impfrückstand vom vergangenen Frühjahr wurde zwar aufgeholt, das “Impfdebakel” ist überstanden. Doch obwohl laut EU-Kommission über 70 Prozent der Erwachsenen vollständig geimpft sind, gibt es weiter große Disparitäten und Lücken, wie Österreich, Bayern und Sachsen zeigen. Auch beim Boostern kommt die EU zu spät. In Israel hat man damit schon im August angefangen – wir haben schon damals vor Problemen mit Biontech gewarnt…
- Das Versprechen, mit der Impfkampagne werde Corona seinen Schrecken verlieren, konnte ebenso wenig gehalten werden wie die Aussage, es werde keine generalisierte Impfung von Kindern geben. Jetzt sollen sogar schon Fünfjährige gegen Corona geimpft werden – und das, obwohl man weiß, dass die Wirkung der Vakzine nachgelassen hat.
- Der EU-Impfpass wird immer mehr zweckentfremdet und zu einem Kontroll-Instrument umgewandelt. Ursprünglich sollte er einfach nur unbeschwertes freies Reisen erlauben – durch eine Harmonisierung der Regeln. Kurz darauf wurde er zum “Gesundheitspass” oder “Covid Safe Ticket”, mit dem der Zugang zum öffentlichen Leben beschränkt wurde. Nun soll er auch noch zeitlich befristet werden, um die Menschen zum Boostern zu zwingen. Das Instrument der Öffnung und Befreiung hat sich in ein Druckmittel verwandelt, das der sozialen (und digitalen) Kontrolle dient…
Vieles lässt sich sicher mit der Delta-Variante und neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen erklären. Wir unterstellen keine bösen Absichten und wenden uns gegen Verschwörungstheorien. Dennoch stellt sich heraus, dass Kritiker und Skeptiker in manchem Recht behalten haben; neuerdings wird sogar ein Impfzwang erwogen.
Zudem zeigt sich erneut, dass die Politik nicht den Mut hat, eigene Fehler und Fehlentschätzungen einzugestehen. In Brüssel tut man immer noch so, als sei die EU-Impfkampagne ein voller Erolg gewesen. Und niemand will Verantwortung dafür übernehmen, dass Europa schon wieder das Epizentrum der Pandemie ist…
Siehe auch “Coronakrise: Macht euch endlich ehrlich”. Mehr Details zu den News dieser Woche finden sich in unserem Live-Blog hier
Marianne Brull
26. November 2021 @ 20:02
Man hört so garnichts von den russischen, chinesischen und sogar kubanischen Vakzinen. Warum wohl???
ebo
26. November 2021 @ 20:42
Man hört auch nichts von der Freigabe der Patente, die z.B. Südafrika gefordert hatte…
european
27. November 2021 @ 14:08
Selbst wenn man die Patente nicht freigegeben hätte, dann hätte man aber in dieser Zeit schon längst überall geförderte Laboratorien aus dem Boden stampfen können, um die Produktionsstätten im globalen Süden drastisch zu erhöhen. Es ist ja nicht so, dass es überhaupt keine Alternative zur Patentfreigabe geben würde.
Es kann tatsächlich gute Gründe geben, mit einer Patentfreigabe vorsichtig zu sein, u.a. Haftungsgründe, wenn z.B. dadurch ein verunreinigtes Produkt mit gleichem Namen auf den Markt kommt. Man braucht sterile Räume mit besonderen Anforderungen uvm. Ich denke, dass wir Laien da vielleicht auch eine unzureichende Vorstellung über den Prozess haben. Die Dinge sind eben doch oftmals komplexer.
Die Preise stören mich viel mehr. In Zeiten dieser Pandemie wäre es tatsächlich angesagt gewesen, das Vaccin nur zum Selbstkostenpreis anzubieten. AstraZeneca ist der einzige Anbieter, der das macht. Weiterhin hätten wir auch noch einen sehr guten italienischen Impfstoff, wenn ReiTera die Gelder dazu bekommen würde. Es scheitert an 49 Mio. Nur zum Vergleich: BionTech wurde mit 350 Mio von der Bundesregierung gefördert und ist m.E. der teuerste Impfstoff oder zumindest einer der teuersten.
Es nutzt aber sowieso alles nichts, wenn die Zahl der Impfgegner weiterhin so hoch ist.
W. Reuther
27. November 2021 @ 10:53
Das mag mehrere Gründe (u.a. geopolitische und kommerzielle) haben. Ein Grund könnte sein, dass sie besser schützen. Sputnik ist seit Monaten an die Delta-Variante angepasst (ist wohl bei einem Vektorimpfstoff einfacher zu bewältigen, so wie bei den jährlichen Grippeimpfungen). Zudem hält wohl die Wirkung länger an: Meine Frau, die mit Sputnik geimpft ist, hat nach neun Monaten immer noch 1400+ Antikörper. Ärzte raten ihr dringend von einer Auffrischung bei diesem Stand ab. Trotzdem wird sie im Westen als „ungeimpft“ eingestuft. Meine Antikörper (mit Biotech geimpft) fielen zwischen dem ersten und dem sechsten Monat nach der Impfung von 1700 auf 500.
ebo
27. November 2021 @ 11:06
Interessant! In Brüssel heißt es immer, Sputnik habe nicht die zur Beurteilung notwendigen Daten geliefert…