Corona: Der “Wellenbrecher” wirkt nicht
Bisher galt Deutschland in der Coronakrise international als Vorbild. Doch in der zweiten Welle stößt das “Modell Deutschland” an seine Grenzen. Die Infektionszahlen liegen höher als in schwächeren Staaten, der deutsche “Wellenbrecher” wirkt nicht.
Die Spatzen pfeifen es von den Dächern: Zwei Wochen nach Einführung des “Wellenbrechers” in Deutschland wird es keine Lockerungen geben. Kanzlerin Merkel und die Ministerpräsidenten werden eher noch nachschärfen müssen.
Eine Überraschung ist das nicht. Denn Deutschland hat zu spät auf die zweite Welle reagiert, sich zu sehr auf trügerische Daten verlassen – und noch dazu allzu schwache Maßnahmen gewählt. Der “Lockdown light” bleibt weiter hinter den EU-Nachbarn zurück.
So haben Frankreich und Belgien nicht nur Restaurants und Cafés geschlossen, sondern auch die meisten Geschäfte. Auch die Kontakbeschränkungen sind viel schärfer – in Belgien ist nur noch ein “Knuffelcontact” erlaubt. Zudem wurden Ausgangssperren verhängt.
Doch selbst das hat lange keine Wirkung gezeigt. Erst jetzt, nach drei Wochen – davon zwei Wochen Schulferien – beginnt sich die zweite Welle in Belgien nachhaltig abzuschwächen. Dennoch sollen die Maßnahmen länger gelten als in Deutschland, bis Mitte Dezember.
Merkel und die Landesfürsten wären gut beraten gewesen, sich an ihren EU-Nachbarn ein Beispiel zu nehmen. Stattdessen saßen sie noch bis vor kurzem auf dem hohen Roß. Und selbst jetzt wollen sie nicht von irreführenden und irrelevanten Daten lassen.
Dies gilt vor allem für die so genannte Inzidenz. Es dürfe nicht mehr als 50 Infektionen pro 100.000 Einwohner geben, heißt es in Berlin. Die Zahl soll in das Infektionsschutzgesetz Eingang finden, Bayerns Söder will sie sogar zum Maßstab für Lockerungen machen.
Dabei gibt es für den Wert 50 keine wissenschaftliche Grundlage. Und selbst in jenen Ländern, in denen sich die Lage bessert – wie Belgien – ist die Inzidenz noch wesentlich höher. Laut WHO lag die 14-Tage-Inzidenz am Wochenende bei 733.
Aber auch Deutschland macht, gemessen an diesem Kriterium, keine gute Figur. Der aktuelle Wert liegt bei 307 – ihn wieder, wie Söder fordert, auf unter 50 zu drücken, dürfte mindestens bis Ostern dauern!
Demgegenüber sehen (vermeintlich) schwächere Staaten besser aus. Albanien liegt bei 230, Russland bei 201, Belarus bei 156. Und das trotz der wöchentlichen Großdemonstrationen ohne “social distancing”…
Siehe auch den Update hier
hyperlokal
16. November 2020 @ 14:58
Ich lese das jetzt so, als seien Sie der Meinung, dass hierzulande ein noch schärferer Lockdown erforderlich ist? Bitte zur Kenntnis nehmen:
https://deutsch.rt.com/meinung/109239-corona-und-vernunftigen-beherrschten/
https://harald-walach.de/2020/11/13/corona-daten-aus-dem-grippe-sentinel-des-rki-neue-cov2-daten-und-die-bedeutung-von-vitamin-d/
http://peds-ansichten.de/2020/11/coronavirus-keine-pandemie-divi-rki/
Ach ja, das sind alles Quellen, die mit einem Pfui konnotiert sind.
ebo
16. November 2020 @ 15:12
Nein, ich plädiere nicht für einen härteren Lockdown. Ich bin allerdings der Meinung, dass die Politik Merkels auf falschen Grundlagen beruht und falsche Versprechen gemacht hat.
Das Gerede vom soften “Wellenbrecher” war von Unsinn. Wer eine Welle brechen will, muß harte Maßnahmen ergreifen. Wer weiche Maßnahmen will, muß sich lange gedulden.
Beides gleichzeitig – einen “Lockdown light” und dann noch ganz kurz – kann nicht funktionieren.
Heindoofi
17. November 2020 @ 11:05
“Modell Deutschland” = Dekorative Hektik ersetzt geistige Windstille, wie auch z.B. das Wort “Wellenbrecher” im Zusammenhang mit Corona: denn ein Wellenbrecher verringert die Höhe aber nicht die Menge des Wasser….
Holly01
16. November 2020 @ 14:11
” Demgegenüber sehen (vermeintlich) schwächere Staaten besser aus. Albanien liegt bei 230, Russland bei 201, Belarus bei 156. Und das trotz der wöchentlichen Großdemonstrationen ohne “social distancing”… ”
@ ebo:
Wenn sich das Verhalten der Menschen nicht grundsätzlich ändert und sich die Zusammensetzung der Gruppe nicht grundsätzlich ändert, bedeutet ein anderer Verlauf, das sich etwas anderes geändert haben muss.
Die Art zu Testen hat sich geändert.
Das Wetter hat sich geändert.
Der Schutz der Risikopatienten hat sich geändert.
Aha, das Gesamtergebnis ändert sich ebenfalls.
Setzt die Politik nun dort an, wo man auf die Änderungen eingehen müsste?
Nein, das tut sie (natürlich) nicht.
Die Kontakte müssen reduziert werde, denn kein Kontakt = keine Übertragung.
Dann werden fixe Größen definiert.
Schulen offen (ist ok, wenn man das so macht wie in Schweden, also Kinder und Großeltern relativ trennen und Erwachsene stellen sich ihrer Verantwortung und versuchen keine Übertrager zu sein, aber das passiert ja alles nicht).
Geschäfte offen (joa, die Leute müssen ja versorgt werden und der wirtschaftliche Schaden soll minimiert werden).
Betriebe offen (Lebensunterhalt).
Der Rest soll die Reduzierung der Kontakte bringen. Das ist bullshit. Es war von Anfang an klar, das Leute, die normal arbeiten und normal einkaufen auch einen normalen Alltag verbringen werden.
Die Bereiche zu zu machen, die mit riesen Aufwand Konzepte aufgelegt haben (übrigens weit gehend wissenschaftlich abgesichert, das es relativ risikoarm ist) werden geschlossen? Wie doof ist das denn?
Es klappt nicht? Wen wundert das ?
Holt mal die Milliarden von den global playern zurück, die sich da gesund stoßen und ihre Jahrzehnte langen versäumten Maßnahmen finanzieren und investiert in der Masse.
NRW steigt bei Thyssen Stahl ein und begründet das mit Covid-19. Ja ist klar Hr.Laschet. Fragen Sie bei Thyssen mal nach den beiden Stahlwerken die die in Amerika (Kontinent) versemmelt haben und wann das war.
Die Maßnahmen stinken und das Geld geht an die falschen Leute.
vlg