Chronik des Versagens (VII): Medikamente
Auf dem Höhepunkt der Coronakrise werden nun auch noch Schmerz- und Erkältungsmittel knapp. Dabei warnen Experten schon seit langem vor Engpässen bei Medikamenten.
Die Deutschen horten nicht nur Klopapier, sondern sie decken sich auch mit Pillen ein. Um in der Coronakrise vorbereitet zu sein, greifen sie vermehrt zu rezeptfreien Medikamenten wie Schmerzmitteln, meldet n-tv.
Für die Pharmaindustrie wird das zum Problem. Denn sie leidet schon seit Monaten unter Knappheit bei wichtigen Chemikalien und Rohstoffen. Die Grenzschließungen in Europa haben die Lage nicht besser gemacht.
„Die Knappheit einzelner Medikamente hat sich durch die teilweise geschlossenen Grenzen, durch Hamsterkäufe sowie durch zu großzügige Verschreibungen bereits deutlich verschärft”, warnen die Importeure.
Die Liste der knappen Produkte werde jeden Tag länger. Mittlerweile sind sogar überlebenswichtige Medikamente betroffen – und Chemikalien, die für den Kampf gegen das Coronavirus benötigt werden.
Bereits am 31. März haben neun große Krankenhäuser aus mehreren EU-Ländern einen Hilferuf ausgesendet, berichtet “Le Monde”. Doch die EU-Kommission und die Medizinbehörde EMA hätten nicht reagiert.
Malgré la mise en place, le 10 mars, d’un « Groupe de pilotage exécutif de l’UE sur les pénuries de médicaments causées par des événements majeurs » dont elle fait partie, l’Agence européenne du médicament (EMA) ne semble pas en mesure de répondre à cette question.
Le Monde
Die EMA kündigt zwar “neue Maßnahmen” an, die ernste Engpässe vermeiden helfen sollen – ein Meldesystem, weniger Bürokratie, mehr Produktion. Doch sie kommen reichlich spät, auf dem Höhepunkt der Krise.
Daher scheinen sie kaum geeignet, rechtzeitig Besserung zu bringen. Die Misere in den Apotheken und Krankenhäusern dürfte sich eher noch ausweiten – und das nicht nur für Corona-Patienten.
Einziger “Trost”: Das Problem betrifft nicht nur die EU, sondern die halbe Welt – wir haben uns zu sehr von China abhängig gemacht. Bleibt zu hoffen, dass die Coronakrise ausgestanden ist, bevor die Medikamente ausgehen…
Siehe auch “Chronik des Versagens (VI): Masken” sowie die Dokumentation: “European doctors running low on drugs needed to treat Covid-19 patients“
P.S. Aus Sorge vor einem Arznei-Engpass hat die EU-Kommission nun (8.4.20) sogar die Kartellregeln gelockert. Hoffentlich hilft es…
Immer locker bleiben
9. April 2020 @ 12:42
… bevor die Medikamente ausgehen.” Ok. Im Einzelfall mag es ja ein Problem geben. Im Schnitt werden jedoch 30% (Untergrenze) der Medikamente weggeschmissen, sagt mein Freund Volker wenigstens und der weiß Bescheid. Wenn wir alle mal in unsere Hausapotheke hineinschauen, dann die Sachen wegwerfen, die schon abgelaufen sind, mit dem Rest kommen wir aus, so lange kann die Krise gar nicht dauern. Wir können ja im Internet auch Tauschbörsen organisieren – natürlich rezeptfrei. Ernsthaft: Ich find es problematischer, dass viele Leute, die wirklich krank sind, nicht mehr zum Arzt oder ins Krankenhaus gehen, wie z.B. im Le Soir oder Figaro diese Woche berichtet wurde. Prognose: Die Nachfrage nach rezeptpflichtigen Medikamenten dürfte deshalb zurückgehen. Oder liege ich da falsch?
ebo
9. April 2020 @ 14:23
Ihr Freund Volker ist vielleicht nicht der beste Ratgeber…
EU warnt: Medikamente für Intensivpatienten werden knapp