Chronik des Versagens (II): Medizinische Ausrüstung

Schon Mitte Februar warnten die EU-Gesundheitsminister bei einem Treffen in Brüssel vor Engpässen bei der medizinischen Ausrüstung. Gehandelt haben sie nicht, jedenfalls nicht gemeinsam. Nun muß die EU-Kommission einspringen – viel zu spät.

Die Brüsseler Behörde will einen „strategischen“ Vorrat medizinischer Ausrüstung zur Behandlung der Coronavirus-Erkrankung Covid-19 anlegen.

Es gehe um Material wie Beatmungsgeräte, Schutzmasken und Impfstoffe, sobald diese verfügbar seien, sagte der EU-Kommissar Janez Lenarcic.

Diese Dinge sollten dann dort in der EU eingesetzt werden, wo sie am nötigsten gebraucht würden – zum Beispiel in Italien.

Das ist löblich – kommt aber viel zu spät. In Italien hat zwischenzeitlich nicht die EU ausgeholfen, sondern China. Deutschland hat Hilfe angekündigt, angekommen ist aber offenbar noch nichts.

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Außerdem muss man strategische Vorräte VOR einer Krise anlegen, nicht mittendrin. Denn derzeit suchen alle EU-Staaten verzweifelt nach Medizin-Ausrüstung.

In Belgien werden nicht einmal Allgemeinmediziner richtig versorgt. In Deutschland ist es nicht viel besser, wie ich von Betroffenen höre.

Auch die Art und Weise, mit der die EU-Kommission ihren Vorrat anlegen möchte, zeigt das ganze Ausmaß des Versagens.

Erstmal ist kein Geld da. Von den vorgesehenen 50 Millionen Euro müssen 40 Millionen erst noch freigegeben werden.

Zudem ist die Kommission von den EU-Staaten abhängig. Mitgliedstaaten könnten die Vorräte auf freiwilliger Basis beschaffen und bis zum Bedarfsfall aufbewahren, so Lenarcic.

„Ich erwarte da keine Schwierigkeiten“, sagte der Kommissar. Etwa ein halbes Dutzend EU-Staaten habe bereits Interesse angemeldet. Der Mann ist Optimist.

Nach den egoistischen Exportbeschränkungen, die es etwa in Detuschland gab, werden die Staaten wohl kaum über Nacht umschalten und Vorräte für alle anlegen. Schon gar nicht in höchster Not.

Vielmehr steht zu fürchten, dass das „strategische“ EU-Programm und die nationalen Beschaffungsprogramme in Konkurrenz zueinander geraten…

Siehe auch „Chronik des Versagens (I): Leerverkäufe

P.S. Auch in Deutschland ist Schutzkleidung rar. Ein Lieferant der Produkte wirft dem Bundesgesundheitsminister jetzt schwere Versäumnisse vor