Brüssel folgt Washington: EU-Strafzölle gegen China
Feuer frei für den Handelskrieg mit China: Nach den USA will auch die EU hohe Strafzölle auf günstige chinesische Elektroautos verhängen.
Die Europäische Kommission hat vorläufige Strafzölle auf Elektroautos aus China angekündigt. Betroffen sind die chinesischen Hersteller BYD, Geely und SAIC.
Wie die Brüsseler Behörde mitteilte, gilt für BYD ein Importzoll von 17,4 Prozent, für Geely von 20 Prozent und für den staatlichen chinesischen Volkswagen-Partnerkonzern SAIC von 38,1 Prozent. Sie sollen voraussichtlich ab Juli greifen.
Die EU folgt damit (wie üblich) den USA, die vor einem Monat noch höhere Strafzölle verhängt und Europa damit unter Zugzwang gesetzt hatte. Denn ohne EU-Zölle dürften viele chinesische E-Autos auf den europäischen Markt drängen.
Das US-Unternehmen Tesla, das in China produziert und ebenfalls von hohen Subventionen profitiert (in den USA, in China und sogar in Deutschland), ist von den neuen europäischen Strafzöllen nicht betroffen.
Eine Begründung nannte die EU-Kommission nicht – honni soit qui mal y pense 🙂
Siehe auch Was nach der Wahl kommt (die China-Zölle waren nur ein kleiner Vorgeschmack)
Arthur Dent
14. Juni 2024 @ 12:56
@Karl
Definiere SUV! Wenn man ein E-Auto nicht permanent laden will, muss allein die Batterie eine Tonne wiegen (siehe Energiedichte). Theoretisch müsste man der Autoindustrie soviele Verbrennerautos wie möglich abkaufen, damit sie die Umstellung auf E-Autos finanzieren kann. Der Verbrenner wird teurer, weil die Stückzahlen nicht mehr, die E-Autos sind teuer, weil sie die Stückzahlen noch nicht erreichen.
Meine Autos kaufe ich nach meinem Geldbeutel, meistens Gebrauchte. Da ist das E-Auto ein Totalausfall. Wenn die Batterie nach rund acht Jahren erledigt ist, kann man es wegschmeißen.
Arthur Dent
13. Juni 2024 @ 23:47
@european
ein Leistungsbilanzdefizit haben die USA schon seit Jahrzehnten. Bspw. liefert Germany erstklassige Maschinen und Autos in die USA, im Gegenzug bekommen wir grün bedrucktes Papier, mitunter nicht einmal das – nur einen Schuldschein, auf dem ein Anspruch auf grün bedrucktes Papier ausgewiesen wird. 🙂
Skyjumper
14. Juni 2024 @ 10:00
Stimmt. Aber die EU hat keine primäre Weltleitwährung. Und keine Flugzeugträgerflotte, und keine internationalen Dienstleister ala Google, Microsoft und Co. Auch so niedliche Herrschaftsinstrumente wie z.B. SWIFT sucht man in der EU vergeblich.
China, Russland, der globale Süden allgemein, wissen sehr genau warum sie versuchen müssen sich mit aller Macht von diesen Rahmenbedingungen zu befreien. Erst wenn sie das geschafft können sie es sich leisten das US-Leistungsbilanzdefizit nicht mehr zu tolerieren.
Der EU fehlen all diese Bollwerke nahezu komplett.
ebo
14. Juni 2024 @ 10:17
Falsch. Swift ist ein belgisches Unternehmen gleich vor den Toren von Brüssel. Es unterliegt EU-Recht. Früher war es mal unabhängig – die Eu hätte das nutzen können. Doch stattdessen hat man den USA über das Bankdatenabkommen den Zugriff gewährt. Nun wurde es auch noch für den Wirtschaftskrieg gegen Russland instrumentalisiert. Die Uu hat eine wichtige Waffe an die USA ausgehändigt, und nichts dafür bekommen – außer den Spott und den Schaden
Skyjumper
14. Juni 2024 @ 11:18
Formal korrekt. Aber sie benennen dann ja selbst die Gründe aus denen ich SWIFT dann letztlich als ein Instrument der USA einordne. Und man könnte das noch deutlich umfangreicher ausführen.
Arthur Dent
13. Juni 2024 @ 10:02
Was erlaubt sich China? How dare you? Die Erzählung war ja eine andere: Wir im Westen haben oder entwickeln die klimafreundliche Technik und machen sie auch für alle bezahlbar. Wenn alle Welt sieht, wie toll sie funktioniert, dann “unterstützen” wir die ganze Welt im Kampf gegen den Klimawandel (wir sind die Guten, die Tollsten, die Besten). Und jetzt kommt so’n shithole-country und stellt die Dinge auf den Kopf.
Nun, es gibt überhaupt keine umweltfreundlichen Autos. Umweltfreundlich ist die Muskelkraft. Der Großteil der Umweltrechnung liegt schon auf dem Tisch, da ist das Auto noch keinen Kilometer gefahren. Das weltweite Schürfen nach Rohstoffen, deren Transport um die halbe Welt und die Produktion, auch von E-Autos, PV-Anlagen, Windrädern usw., belastet die Umwelt mehr als letztendlich ein “sparsamer” Verbrennermotor.
Um jährlich 12.000 Tonnen grünen Stahl zu erzeugen (wie in einem Bremer Stahlwerk) muss man einen gigantischen Aufwand betreiben für die Herstellung von grünem Wasserstoff. Man braucht praktisch schon zwei Windparks, mehrere Tausend Quadratmeter PV-Anlagen und zur Sicherheit nochmal zwei Gaskraftwerke. Und Milliarden Liter hochgereinigten Wassers. Und Elektrolyseure. Und ob das jemals wirtschaftlich wird, wissen die Götter.
Und noch etwas: der Klimawandel ist gekommen, um zu bleiben. Der verschwindet nicht wieder. Ob man sich nun vegan ernährt oder Fahrrad fährt, bis zum Ende aller Tage. Da kann man noch so viele Windräder aufstellen, vor allem, wenn man sie dort aufstellt, wo kaum Wind weht, nur weil der Plan es so vorsieht. Nach allem was man weiß, ist Deutschland durch den Klimawandel nicht in seiner Existenz bedroht – es bedarf einer Risiko- und Technikfolgenabschätzung.
Karl
14. Juni 2024 @ 12:09
und Sie wollen noch mehr SUV? Schon jetzt werden SUV-Käufer, die oberen 10.000 für Dienst- und Firmenwagen, jedes Jahr mit 5 Milliarden Steuergeldern subventioniert. — Wollen Sie die Subventionen verdoppeln, sodass dann die KFZ-Steuer vollständig für SUV-Subventionen verwendet wird?
european
13. Juni 2024 @ 07:26
Die EU hat gegenüber China ein Handelsbilanzdefizit in Höhe von 400 Mrd. Euro. In deutscher Sprache heißt das dann “Schulden, nix als Schulden” haben wir.
https://www.rnd.de/wirtschaft/europas-abhaengigkeit-von-china-handelsbilanz-mit-400-milliarden-euro-defizit-XME5E4XUBVBTBBNMDW3ITHFBYE.html
Interessant sind die Produkte. An oberster Stelle steht Stahl, gefolgt von Straßenfahrzeugen und Chemischen Erzeugnissen. Alles Produkte, deren Existenz/Produktion in Deutschland und EU durch die aktuelle Politik – einschließlich der planlosen Sanktionitis initiiert durch Ursula von der Leyen – höchst gefährdet sind. Zu teuer in der Herstellung, uneffektiv. Die Unternehmen wandern ganz einfach ab.
“Wir handeln jeden Tag mehr als 2 Milliarden Euro”, sagte Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Allerdings verkauften chinesische Firmen im vergangenen Jahr Waren für 400 Milliarden Euro mehr in die EU als umgekehrt. „Solche Ungleichgewichte sind nicht nachhaltig“, meinte die Kommissionschefin.”
Ich bin gespannt, wann die “Ungleichgewichte” innerhalb der EU mal unter dem Aspekt “Nachhaltigkeit” besprochen werden. Ob dann die deutsche EUCO-Präsidentin auch so rabiat gegen die deutschen Exportüberschüsse vorgehen wird, dürfte angezweifelt werden. Schutzzölle können die Defizitländer sowieso nicht erheben und dann sind nämlich diese Überschüsse auch kein Ungleichgewicht, sondern ein europäischer Motor, eine Lokomotive.
Jaja. Wenn zwei das gleiche tun, ist es noch lange nicht dasselbe 😉
Helmut Höft
13. Juni 2024 @ 11:18
Du hast selbstverständlich recht, european. Es hat keinen Sinn, eine Abhängigkeit (von den USA) gegen eine andere Abhängigkeit (von China) zu tauschen. Handel muss immer und überall ausgeglichen sein, sonst geht à la longue eine von beiden Seiten über die Wupper. Punkt. Europa muss sich einen! Wie das gehen soll? Who knows? Aber keinesfalls geht das ausschließlich „Top down“ – und keinesfalls mit Erweiterung und Erweiterung usw. Bestehende Regime – die EU so wie sie jetzt ist – haben ein hohes Beharrungsvermögen, und ihre Institutionen kämpfen um die Rechtfertigung ihrer Existenz, notfalls indem sie sich dauernd etwas Neues einfallen lassen.
Das Grundproblem ist das kapitalistische Wirtschaftsmodell – verknüpft mit Bildung in der gesamten Breite der Bevölkerung: Immer mehr, immer (kosten-)effizienter … dazu gehört: Kosten reduzieren – z. B. Löhne – und den Rest an Kosten „externalisieren“ sprich: in die Umwelt verklappen. Auch hier noch einmal der berühmte Adam Ferguson (1696) https://oll.libertyfund.org/quotes/adam-ferguson-on-social-structures-not-the-execution-of-any-human-design: „Environment of today, is a result of human action, but not a result of any human design.“
Skyjumper
13. Juni 2024 @ 15:05
Wenn ich mir die veröffentlichten Meinungen so ansehe, auch den Kommentar von @Helmut Höft z.B., fürchte ich, dass das eigentliche Problem der EU noch lange nicht annährend in seiner (zukünftigen) Größe erkannt wurde.
Es ist völlig egal ob sich die EU eint oder nicht. Und es ist auch nicht das kapitalistische Wirtschaftsmodell in der EU welches mittelfristig zum (großen) Problem wird.
Das Problem (der EU) besteht darin dass die Rohstoffe und die Energieressourcen dieses Planeten geografisch sehr ungleich verteilt sind, und dass die EU dabei in den allermeisten Hinsichten mit einen zu kurzen Hemdchen dasteht.
Jahrelang haben wir Rohstoffe und Zwischenprodukte importiert, in der EU veredelt, und die Endprodukte mit Aufschlag in der Welt verkauft. Davon haben wir gelebt wie die Maden im Speck.
Die Basisstoffe (vornehmlich) aus Afrika und Südamerika, die Energie (vornehmlich) aus Russland und den OPEC-Staaten, und die Zwischenprodukte (vornehmlich aus Fernost. Genau letzteres ändert sich gerade massiv. China produziert und exportiert zunehmend Endprodukte, und eben nicht mehr nur die Teilchen. Südkorea baut längst die kompletten Schiffe, komplette Fernseher, Waschmaschienen und und und. Den Aufbruch der kleinen asiatischen “Tigerstaaten” hat der Westen verkraftet. Die analoge chinesische Entwicklung werden wir nicht verkraften. Das innere Wirtschaftsmodell in der EU, egal ob kapitalistisch, kommunistisch sonst-wie-istisch, bricht damit im Kern zusammen.
Wir werden von Produzenten zu Konsumenten. Nur haben wir dann nichts mehr womit wir unsere Konsum-Rechnungen zukünftig bezahlen können.
Und wenn man über China hinaussieht haben wir nicht mal mehr einen Wissens-/Bildungsvorsprung mit dem wir unsere Rechnungen zukünftig bezahlen können. Wie sämtliche einschlägigen Untersuchungen aufzeigen laufen uns die asiatischen Staaten in Teilen längst den Rang ab. Ganz allgemein gesehen holt der “globale Süden” stetig auf. Die brauchen in 1-2 Jahrzehnten kein Europa mehr, weder als EU, noch als Nationalstaaten. Afrika “kann Bildung” (irgendwann) – Europa kann aber keine Rohstoffe.
european
13. Juni 2024 @ 16:49
@Skyjumper
Dieser Erkenntnis kann man nur zustimmen. Von daher ist die europaeische Hybris nur insofern zu erklaeren, dass wir uns am Ende einen Vorteil von einem Niedergang Russlands versprechen. Das Land mit den groessten Rohstoffvorkommen wird filettiert, aufgeteilt und jeder bekommt ein Stueck vom Kuchen. Nicht Russland will sich den Westen unterjochen (Wir haben naemlich nichts, wir sind voellig uninteressant), sondern es macht wesentlich mehr Sinn, wenn der Westen sich Russland unterjocht, was bisher noch nie funktioniert hat. Aber wer sind schon Napoleon oder Hitler gegen Ursula von der Leyen. 😉
Wie sagte Lindsay Graham vorgestern im Interview: Die Ukraine sitzt auf einer 12 Milliarden schweren Goldgrube.
https://geopoliticaleconomy.com/2024/06/13/ukraine-12-trillion-minerals-west-china-russia/
Anstatt uns also in Diplomatie zu ueben, Nachbarschaften zu pflegen und Geschaeftspartnerschaften auf unserem Kontinent aufzubauen, lehnen wir uns an den Hauptinteressenten dieser Aktion auf einem anderen Kontinent und hoffen, dass wir am Ende ein Brosamen vom Tisch des reichen Mannes abbekommen, wenn wir nur alles geben, damit die ukrainischen Bodenschaetze nicht an Russland und darueber an China geraten.
H. Flassbeck hat vor Jahren mal einen interessanten Vortrag darueber gehalten, wem die Welt gehoert.
https://youtu.be/9-3pVMCNbi0?feature=shared
Ich bin auch sicher, dass Frankreich mit Niger im Gespraech bleiben wird, wenn man bereit ist, fuer Uran den Weltmarktpreis zu zahlen.
Manchmal bleibt einem nur noch der blanke Zynismus uebrig.
Thomas Damrau
12. Juni 2024 @ 15:15
So etwas nennt Nibelungentreue. Wo auch immer Joe Biden eine Eskalation provoziert: Die EU marschiert mit. Und am Ende hat wieder keiner einen Plan, wie man aus der Nummer rauskommt.
Sowohl die USA als auch die EU sitzen im Glashaus, wenn sie anderen Staaten Subventionsvorwürfe an den Kopf werfen. Die EU subventioniert z.B. Agrar-Exporte, die in Afrika einheimischen Produzenten das Leben schwer machen. Oder auch: Ohne massive staatliche Unterstützung wäre nie ein Airbus-Konzern entstanden. (https://de.wikipedia.org/wiki/Airbus#Subventionen.)
Gerade die deutschen “Exportweltmeister” dürften sich am Ende nicht beschweren, wenn überall auf der Welt die Grenzen für Importe zugemacht werden. Aber vermutlich sehe ich das mal wieder falsch: Westliche Subventionen kombiniert mit westlichem Protektionismus sind cool – während die Industrieförderung der anderen pfui ist. Denn “wir” sind ja schließlich die Guten.
exKK
13. Juni 2024 @ 02:11
Was will die Kommission denn jetzt? Das Klima mit bezahlbaren Elektroautos retten, oder China in den A*** f***?