Blackout in Spanien: Der Russe war’s nicht, vielleicht der Solarstrom?
Der Blackout in Spanien hat die EU kalt erwischt. Auch 24 Stunden nach dem gigantischen Stromausfall hatte Brüssel keine Erklärung. Die üblichen Verdächtigen – Russland, China – scheiden wohl aus.
Die EU-Kommission wollte sich am Dienstag nicht zu möglichen Gründen äußern. Sie spricht sich jedoch dafür aus, die Stromverbindungen zwischen Spanien, Portugal und dem Rest des Kontinents zu stärken.
“Ein stärker vernetztes System innerhalb der Europäischen Union ist für alle besser”, sagte eine Sprecherin. Das ist allerdings umstritten. Bei einer engeren Anbindung hätte der Blackout womöglich noch größere Kreise gezogen.
Statt in aller Ruhe eine unabhängige Untersuchung abzuwarten, ging Brüssel in die Offensive. Das EU-System sei über jeden Zweifel erhaben, hieß es in einem internen Briefing für Journalisten. Alles andere sei “Desinformation”.
Desinformation ist in Brüssel die Chiffre für russische (oder chinesische) Attacken. Doch in diesem Fall liegt offenbar kein Cyberangriff vor. Der Netzbetreiber REE hat dies jedenfalls vorläufig ausgeschlossen.
Eine Untersuchung von externen Experten habe ergeben, dass es keinerlei Eingriffe in die Steuersysteme gegeben hat, die den Vorfall hätten verursachen können, hieß es in Madrid. Der Russe war’s also nicht.
Könnte es vielleicht am Solarstrom gelegen haben? Nein, heißt es in Brüssel. Die Sonnenenergie sei sicher, die Netze seien für alle Fälle gewappnet. Doch auch da kommen aus Madrid ganz andere Informationen.
Einbruch von 60 Prozent
Dort heißt es, 15 Gigawatt Solarleistung seien offenbar auf einmal weggebrochen. Das waren 60 Prozent des landesweiten Verbrauchs.
„Das Stromnetz in Europa ist nicht dafür ausgelegt, dass so viel Erzeugungsleistung ausfällt“, erklärt Energie-Experte V. Hagenmeyer. „Es ist ausgelegt für einen Verlust von drei Gigawatt, viel weniger.“
Wenn das stimmt, dann hätte eine stärkere Vernetzung womöglich zu noch größeren Problem geführt. Fest steht, dass Frankreich die Panne sehr schnell in den Griff bekam – mithilfe von Atomkraft…
P. S. Der grüne Europaabgeordnete M. Bloss widerspricht. Die Erneuerbaren hätten Spanien und Portugal gerettet…
Arthur Dent
5. Mai 2025 @ 11:49
Es liegt nun einmal in der Natur der Sache, dass hochkomplexe Systeme in unvorhergesehener Weise plötzlich zusammenbrechen können.
Allerdings haben zumindest in Deutschland die Anzahl der Redispatches (manuelle Eingriffe zur Netzstabilisierung) seit Beginn der Energiewende zu Anfang der 2000er Jahre von damals einstellig bis heute auf über 17.000 pro Jahr zugenommen. Wir haben eine 50-Hertz-Wechselstrom-Netzspannung, die nur um 0,1 Hertz nach oben oder unten abweichen darf. Danach wird das Netz instabil. Je mehr Wind- und Solarstrom eingespeist wird, desto empfindlicher die Netzstabilität.
Skyjumper
29. April 2025 @ 21:08
„P. S. Der grüne Europaabgeordnete M. Bloss widerspricht. Die Erneuerbaren hätten Spanien und Portugal gerettet… “
Lügen ohne zu Lügen. Typisch EU.
„Atom-, Gas- und Kohlekraftwerke sind ausgefallen. “
Nein, die sind nicht irgendwie ausgefallen, sondern wurden aus Sicherheitsgründen planmässig abgeschaltet, da insbesondere Atomkraftwerke auf eine sichere externe Stromversorgung angewiesen sind. Und nun braucht es seine Zeit um alles ordentlich wieder hochzufahren und ins Netz zu integrieren. Bis dahin sind die Regenerativen wirklich die Rettung.
Nach dem was ich gelesen habe (aber auch nur spekuliertes) gab es einfach viel zu viel Solarstrom, dann kam ein Leitungsausfall (durch einen Waldbrand) nach Frankreich hinzu über den eigentlich Strom abfliessen sollte. Ohne die Retter hätte es gar keiner Rettung bedurft (laut Spekulation).
Was mich allerdings tatsächlich sehr beeindruckt hat ist, wie schnell Spanien und Portugal die Netze wieder weitgehend ins Laufen gebracht haben. Das ist viel viel schneller als Skeptiker das für so einen Fall vorhergesagt haben. Das war nun wirklich ein großer Blackout mit Schwarzstarterfordernis. Und dann lief nach rund 12 Stunden der Großteil wieder. Respekt. Das macht Hoffnung.
KK
30. April 2025 @ 00:51
„Das ist viel viel schneller als Skeptiker das für so einen Fall vorhergesagt haben. …Und dann lief nach rund 12 Stunden der Großteil wieder. Respekt. Das macht Hoffnung.“
Nun, das kann aber auch damit zusammenhängen, dass auf der iberischen Halbinsel eben NICHT alles miteinander kreuz und quer vernetzt ist wie auf dem Rest des Kontinents, sondern lediglich über einige wenige Punkte mit Frankreich. Genau das könnte aber – nach einer Meinung – auch massgeblich für den Ausfall verantwortlich gewesen sein.
Vielleicht kommt es im Rest EUropas wegen der weitergehenden Vernetzung ja nicht so leicht zu einem Ausfall – allerdings wenn, könnte es sich genau deswegen dann aber auch nicht so schnell und einfach wieder beheben lassen.
Wie lange war es noch im Münsterland anno 2005 dunkel und kalt?
Skyjumper
30. April 2025 @ 09:31
“Wie lange war es noch im Münsterland anno 2005 dunkel und kalt?”
Rund 1-2 Wochen (für die meisten), in einigen Fällen auch Monate. Allerdings kann man das fairerweise nicht vergleichen. Im Münsterland kam es (durch den vorherigen Schneefall) zu massiven physischen Schäden wie umgeknickten Strommasten, gerissenen Leitungen etc. Solche Schäden reparieren sich natürlich nicht binnen Stunden.
KK
29. April 2025 @ 18:31
„Alles andere sei “Desinformation”.“
Wenn unsere Politiker anfangen, alle anderen Aussagen als die eigenen von vorn herein derart als „Desinformation“ abzuqualifizieren, dann heisst das für mich inzwischen, dass von demjenigen selbst gelogen wird, dass sich die Balken biegen… ob es nun um „unprovozierte“ Angriffskriege, „Delegitimierung“ der sogenannten Demokratie oder auch nur das Wetter geht.
Michael
29. April 2025 @ 17:57
„ Fest steht, dass Frankreich die Panne sehr schnell in den Griff bekam – mithilfe von Atomkraft… .“ Dabei lautete eine andere Theorie es habe an den maroden französischen Atomkraftwerken gelegen… .“ Wenn man nur wüßte dass man – wieder einmal – Nichts weiß wäre das ein riesiger Fortschritt! Aber zumindest in Brüssel weiß man nicht einmal das!
palman
29. April 2025 @ 19:53
. . . und da selbst auf sog. FACH-“Seiten” die ANZAHL der franz. KERN-Reaktoren – kurioser-weise – “niemals und nicht” erwähnt wird, folgendes:
– erst kürzlich wurde der “57.” (sieben-und-fünfzig”) MEILER in Betrieb genommen !?! – und das bei n u r ca. “68” Mio. Einwohnern !?! – in den U.S.A. laufen dagegen NUR etwa “92” MEILER – für gut “330” Mio. Verbraucher !?!
Fazit: – eigentlich stellt FRANCE im EU-VerbundNetz “permanent” die sog. GRUND-LAST zur Verfügung – alles weitere kommt NUR bei Bedarf “hinzu” !?! – noch Fragen ?!? 😉