Biden hat EUropa einen Bärendienst erwiesen

Mit dem Verzicht von US-Präsident Biden auf eine erneute Kandidatur bricht eine tragende Säule der europäischen Außenpolitik weg. Doch die EU tut sich schwer, damit umzugehen.

Hinweis: Die “Watchlist EUropa macht Sommerpause. Weiter geht’s am 20. August.

So wollte die wiedergewählte EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen den Abgang Bidens ebensowenig kommentieren wie Ratspräsident Michel. Das seien innere Angelegenheiten der USA, hieß es.

Weniger zimperlich war Außenministerin Baerbock. Bei einem Ratstreffen in Brüssel lobte sie Biden für seine Entscheidung. “Joe Biden stellt die Interessen seines Landes über seine eigenen”, sagte die Grünen-Politikerin. Dafür habe sie „großen Respekt“.

Auch der Außenbeauftragte Borrell würdigte Biden. Es mache einen großen Unterschied, wer im Weißen Haus sitze, betonte er mit Blick auf den republikanischen Präsidentschaftskandidaten Trump.

Der französische Außenminister Séjourné sagte, Europa werde auch künftig seine Interessen verteidigen – egal wer in den USA regiere. “Das ist nicht nur im Interesse der Europäer, sondern auch im Interesse der Stabilität der Welt”.

Das Problem: Die EU hat ihre Außenpolitik von Kopf bis Fuß auf Biden eingestellt; einen Plan B für Trump sucht man vergebens.

Das gilt nicht nur für Deutschland, das seine Ukraine-Hilfe aufs engste mit Washington koordiniert und nicht weiß, wie es ohne Biden weitergehen soll. “Isolated Germany fears a second Trump term”, analysiert die “FT”.

Auch Polen und die Balten sind auf US-Hilfe angewiesen. Dort mehren sich sogar die Stimmen, dass man sich mit Trump arrangieren müsse. Eine Politik gegen die USA dürfte es nicht geben, heißt es in Warschau.

Unfähig, den Realitäten ins Auge zu blicken

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Dabei hat Biden der EU einen Bärendienst erwiesen. Seine expansive Außenpolitik hat den Krieg um die Ukraine mit verursacht. Er hat nicht ein einziges Mal versucht, eine Lösung zu finden und die EU in kontraproduktive Sanktionen verstrickt.

In Gaza hat er sich wegen des humanitären Desasters und seiner Deckung für Israel den Spitznamen “Genocide Joe” erworben, im globalen Süden haben die USA massiv an Vertrauen verloren. Und in China bedroht Biden sogar die für EUropa wichtigsten Märkte.

Doch Berlin und Brüssel sind unfähig, diesen unbequemen Realitäten ins Auge zu blicken. Lieber legen sie sich mit Orban an. Sie wollen den Ungarn strafen, weil der es gewagt hatte, über Alternativen zu Bidens verheerender Politik nachzudenken und Trump zu treffen…

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P.S. Biden hat übrigens auch seiner Partei einen Bärendienst erwiesen. Er hätte viel früher auf eine neue Kandidatur verzichten sollen – so hätte seine Vize Harris bessere Chancen gehabt. Noch besser wäre er rechtzeitig zurückgetreten. Genau das fordert übrigens M. Moore