“Betreute Demokratie” im Europaparlament

Das neu gewählte Europaparlament soll nicht allein über wichtige EU-Jobs entscheiden – da könnte ja was schief gehen. Deshalb steht es nun unter besonderer Betreuung.

Die Präsidentin des Europaparlaments hat eine merkwürdige Auffassung von Demokratie. Beim gescheiterten EU-Gipfel am Montag hat sie es zugelassen, dass die Staats- und Regierungschefs über ihre nächste Amtszeit feilschen.

Dabei ist das normalerweise Sache der neu gewählten Abgeordneten. Sie wählen den oder die Parlamentspräsidenten bei der konstituierenden Sitzung in Straßburg, die erst im Juli stattfindet. Doch Metsola wollte wohl nicht so lange warten.

Die konservative EVP-Politikerin hat zudem gelobt, sich um eine Mehrheit für Kommissionschefin von der Leyen (ebenfalls EVP) zu bemühen, die für eine zweite Amtszeit noch vom Parlament bestätigt werden muß.

Zu diesem Zweck hat es am Donnerstag sogar eine Sitzung der Fraktionschefs gegeben, an der auch der scheidende Ratspräsident Michel teilgenommen hat – ein ungewöhnlicher Vorgang.

Man habe eine “gemeinsame Verantwortung für einen reibungslosen Ablauf” bei der Besetzung der EU-Topjobs, twitterte Michel hinterher.

Das nennt man wohl betreute Demokratie. Aber für Metsola hat es sich ausgezahlt: Die EVP hat sie erwartungsgemäß für eine neue Amtszeit nominiert…

Dieser Beitrag ist zuerst in unserem Newsletter “Watchlist Europa” erschienen. Mehr Newsletter und Abonnement per Mail hier. Siehe auch “Macht von der Leyen schon wieder undurchsichtige Deals?”