Best of 2018 – Türkei
Zum Jahresende macht sogar die EU ‘mal Pause. Außer den üblichen Verdächtigen (Juncker, Oettinger) sorgt niemand für Aufreger. Eine gute Gelegenheit, um die besten Blogposts des Jahres 2018 zu rekapitulieren. Heute geht’s um die Türkei.
Das Land, das der Nato angehört und auch immer noch in die EU strebt, hat sich zu einem echten Sicherheitsrisiko für Europa entwickelt. Warum das so ist, hat dieser Blogpost vom 14.02.18 erklärt:
Türkei wird zum Sicherheitsrisiko
Syrien, Zypern und Ägäis: Dies sind die drei Fronten, an denen die Türkei die Sicherheitsinteressen der EU und der Nato herausgefordert hat. In Syrien drohte sogar eine direkte Konfrontation mit den USA.
Zehn Monate später hat sich an dieser Einschätzung wenig geändert. Der angekündigte Rückzug der USA aus Syrien macht die Lage sogar noch gefährlicher. Nun droht ein Krieg zwischen der Türkei und Syrien.
Angesichts eines drohenden Einmarsches der Türkei in Nordsyrien habe man die syrischen Regierungseinheiten eingeladen, die Kontrolle über Gebiete um Manbidsch zu übernehmen, teilte die Kurdenmiliz YPG am Freitag mit.
Erschreckend ist, wie Politik und Medien auf diese Eskalation reagieren. Sie geben vor allem US-Präsident Trump die Schuld. Dabei ist es doch Erdogan, der die Lage für seine Zwecke ausnutzt. Die EU und die Nato schauen zu.
Wenn die Kurden auf dem Schlachtfeld geopfert werden, dann werden die Europäer dafür eine Mitschuld tragen. Vor allem Kanzlerin Merkel und Außenminister Maas sollten sich schämen.
Denn sie haben Erdogan den roten Teppich ausgerollt – und zwar viele Monate, bevor Trump seinen Schwenk in Syrien andeutete…
Fritz - Ulrich Hein alias hein-tirol
30. Dezember 2018 @ 07:33
Warum ziehen sich die USA aus Syrien zurück? Die simple Antwort könnte lauten, dass die USA mit dem NATO-Partner Türkei keine Konfrontation wollen. Eine andere Antwort könnte auch sein, dass die USA hoffen, dass es zu einem Konflikt Türkei vs. Syrien/Russland kommen wird und ein Bündnisfall eintritt. Damit würde es endlich zu dem erhofften militärischen Schlagabtausch USA/NATO vs. Russland kommen. Der „NATO-Stoltenberg“ führt im Kämmerlein schon den Feixtanz des Rumpelstilzchens auf und ist endlich am Ziel seiner Träume.
Holly01
30. Dezember 2018 @ 09:49
Die Türkei will einen Kurdenstaat verhindern.
Russland will einen Kurdenstaat verhindern.
Iran, Libanon, Israel, Irak wollen einen Kurdenstaat verhindern.
Die USA wollten einen Kurdenstaat (ähnlich wie den Kosovo).
In diesem Staat lägen alle Quellen der relevanten Flüße, von denen die gesamte Region abhängt, plus Ölvorkommen in größerer Menge.
Ein Vasall der von Ländern umgeben ist, die für die Entstehung Land abgeben mussten und der eine Existenzielle Ressource für den gesamten Nahen Osten kontrolliert.
Das wäre der feuchte Traum der USA und der EU gewesen.
Das wird so nicht klappen.
Die bekannten Pipelines und die Trassen lass ich jetzt mal außen vor, das ist ja alles längst bekannt und ausreichend ventiliert.
vlg
Peter Nemschak
31. Dezember 2018 @ 13:21
Die Antwort könnte noch simpler sein: Trump will sein innenpolitisches Versprechen, die Soldaten nach Hause zu holen, einlösen. America First will nicht länger der von seinen Verbündeten ausgenützte Weltpolizist sein. Derzeit herrscht in den USA der Primat der Innenpolitik – koste es was es wolle. Ob das langfristig dem Einfluss der USA auf das globale Geschehen nützt oder schadet, ist sekundär.
Gottfried Lilge
29. Dezember 2018 @ 13:24
Es ist schon selbstoffenbarend, wie Nato und EU bzgl. des völkerrechtswidrigen Einmarsches und Terrorisierung der dortigen Bevölkerung in Afrin schweigen und den die Bevölkerung in der Türkei recht- und gesetzlos in Angst versetzenden Diktator Erdogan hofieren, weiterhin mit Kriegmaterial versorgen und gewähren lassen. Unrecht und Diktatur müssen immer benannt und geächtet werden. Wo bleiben hier die viel beschworenen Werte? Geopfert für den Profit?!
Peter Nemschak
29. Dezember 2018 @ 14:47
Wollen Sie die Welt moralisch belehren und missionieren? Dass das kein gutes Geschäft ist, haben in den letzten 25 Jahren die USA erfahren müssen. Die EU sollte nicht die gleichen Fehler begehen und alles daran setzen, was die Interessen ihrer Mitgliedsstaaten befördert. Ein möglichst rascher Frieden in Syrien liegt in unserem Interesse, auch wenn uns Assad nicht gefällt. Das Kurdenproblem der Türkei werden wir nicht lösen.