Berlin will Erdogan helfen, Paris spricht von Erpressung
Der neue Türkei-Konflikt offenbart erneut die deutsch-französischen Differenzen in der Außenpolitik. Wie schon in der Nato droht auch in der EU ein explosiver Richtungsstreit.
Der französische Außenminister Jean-Yves Le Drian hat die Grenzöffnung der Türkei für Flüchtlinge scharf kritisiert. “Die Europäische Union wird sich dieser Erpressung nicht beugen”, sagte Le Drian.
“Die Grenzen Griechenlands und des Schengen-Raums sind geschlossen, und wir werden alles dafür tun, dass sie geschlossen bleiben”, fügte er hinzu.
Die Nato müsse den Druck auf die Türkei erhöhen, hieß es in Paris weiter. Die Türkei müsse erklären, auf welcher Seite sie im Syrien-Konflikt stehe, forderte Le Drian.
Das ist so ziemlich genau das Gegenteil dessen, was man so aus Berlin hört. Kanzlerin Merkel hat das Wort Erpressung nicht in den Mund genommen, ihr Außenminister auch nicht.
Stattdessen plant Merkel schon wieder neue Hilfen im Rahmen des sog. Flüchtlingsdeals. Dass der von Präsident Erdogan krachend aufgekündigt wurde, spielt offenbar keine Rolle.
Außerdem hat Berlin erstmals Hilfen für die umkämpfte syrische Stadt Idlip in Aussicht gestellt – genau wie von Erdogan gefordert. Sogar die türkische “Schutzzone”, die AKK vorgeschlagen hatte, ist wieder im Gespräch.
“Ich hoffe, dass Erdogan versteht, dass Nato und EU im Gegensatz zu Putin verlässliche Partner der Türkei sind”, sagte Kramp-Karrenbauer. Zudem brachte sich Sanktionen gegen Russland ins Gespräch.
Paris fordert also Druck von der Nato auf die Türkei, Berlin will Nato und EU für die türkische Politik einspannen. Und die “geopolitische EU-Kommission” schweigt.
Vielleicht ist sie ja auch “hirntot”, um mit Frankreichs Präsident Macron zu sprechen? Oder sucht sie händeringend einen deutsch-französischen Kompromiss?
Siehe auch “Griechenland verteidigen – und die Türkei schmieren?”
Baer
5. März 2020 @ 16:45
Gotseidank gibt es die Russen in Syrien,denn sonst wäre dort schon total Land unter ,und die Amerikaner würden sich vieles unter den Nagel reissen.
Türken raus aus Syrien….EU glänzt durch Expertise und Handlungsfähigkeit.Wie immer…..
Peter Nemschak
4. März 2020 @ 19:07
Was spricht gegen einen Rückzug der Türkei aus Syrien und gegen die Einmischung der Türkei in Libyen ? Das würde Druck von den Fluchtbewegungen nehmen.
Holly01
4. März 2020 @ 23:08
Die machen da keine Sightseeing-Tour. Die haben Absprachen (sicher mit den USA, aber auch mit Russland, der EU und der NATO), die haben Aufgaben und Ziele und die sind nicht mal zum Kaffee eben über die Grenze gefahren.
Sie lassen doch immer den harten raus hängen und wollen Krieg anfangen und gewinnen.
DAS ist Krieg. Anfangen kann jeder, aber dann wird es schwierig und teuer ist das auch noch.
DAS spricht gegen einen Rückzug, dann hätten die sich das von Anfang an gespart.
vlg
Fidas
5. März 2020 @ 11:53
Der Zankapfel ist Syrien und das östliche Mittelmeer. Nach dem Untergang des Osmanischen Reichs hat die Türkei dort wenig zu melden . Hauptplayer seitdem sind England und Frankreich. Die USA haben es nicht geschafft sich dort nachhaltig zu etablieren , Russland hat seit Beginn des Syrien Krieges erkennbare Fortschritte gemacht. Deutschland hat keinen direkten Einfluss und kann keinen indirekt über die EU nehmen. Es positioniert sich überall gegen Russland, was ihm (auch) in dieser Region sicher keine Vorteile bringt . Sein notorisches Türkei Verständnis führt jetzt obendrein zu schwere Verwerfungen innerhalb der EU.
Es ist sonnenklar , dass der Syrienkrieg die Destabilisierung der EU zur Folge hat.
Und vergessen wir nicht , dass Bürgerkriege schlimmer sind als Kriege unter Staaten.
Holly01
5. März 2020 @ 13:27
@ Fidas:
Der Zankapfel ist das Öl und das Gas und das Wasser.
Wir wollen ja nicht verdrängen, wie die Türkei mit Zypern umgeht ……
Die Türkei führt einen Krieg um Ressourcen. Diese Rohstoffe bringen dann den gewünschten Einfluss und die sehr erwünschten Einnahmen.
Frankreich und das UK reden zwar viel, aber effektiv, sind die da raus.
Syrien hält mit russischer Hilfe einen Korridor, um den geht es imo im Detail.
vlg