Bayer-Monsanto: Die EZB rechtfertigt sich
Hat die EZB die Übernahme des umstrittenen US-Unternehmens Monsanto durch den deutschen Bayer-Konzern mitfinanziert? Ja, aber nicht mit Steuergeld, betont die Euro-Notenbank. Und viel sei es auch nicht gewesen.
Die EZB reagiert damit auf einen Beitrag von “telepolis”, der auch in diesem Blog aufgegriffen worden war (“Weidmann und die EZB haben Monsanto-Kauf mitfinanziert”).
Im Unterschied zu “tp” haben wir allerdings nicht von “Steuergeld” gesprochen. Denn natürlich wird das EZB-Anleihenkaufprogramm nicht aus Steuermitteln finanziert.
Das stellt die EZB in ihrem Statement auch nochmals klar. Durch den Kauf von Anleihen solle sichergestellt werden, “dass die geldpolitischen Maßnahmen in der Wirtschaft ankommen.”
Allerdings räumen die Notenbanker ein, dass sie – über die Bundesbank – auch Bayer-Anleihen gekauft haben. Chef der Bundesbank ist immer noch Jens Weidmann. Zitat:
Im Rahmen dieses Programms hat die Bundesbank auch Anleihen der Bayer AG gekauft, sowie Anleihen von knapp 50 anderen Unternehmen. Die Bundesbank kauft die Unternehmensanleihen am Markt mit Zentralbankgeld, also keinesfalls mit Steuergeldern. Das Eurosystem hat von März 2015 bis Dezember 2018 rund 2,6 Milliarden Euro für Anleihekäufe geschaffen, den größten Anteil hatten Staatsanleihen, der Bestand an Unternehmensanleihen liegt derzeit bei etwa 178 Milliarden Euro.
Quelle: Stellungnahme von EZB und Bundesbank
Allerdings soll es sich dabei nur um geringe Beträge gehandelt haben. Die Aussage, dass “ein großer Teil der Bayer-Anleihen von der Bundesbank mit EZB-Geldern gekauft” wurden, sei falsch.
Interessanterweise gehen EZB und Weidmann in ihrem Statement nicht auf die Übernahme von Monsanto ein, für die Bayer ja neue Anleihen begeben hatte. Dabei ist das der springende Punkt.
Ich halte es weiterhin für hoch problematisch, wenn die “Währungshüter” Anleihen von Firmen kaufen, die gerade in riskante (und politisch umstrittene) Übernahmen verwickelt sind.
Der Bayer-Monsato-Deal könnte noch ungeahnte Folgen haben, auch an den Märkten…
P.S. In meinen Blogpost hatte ich auch die Überwachung von Monsanto-Kritikern erwähnt. Bayer hat die versprochene Aufklärung immer noch nicht geleistet, berichtet die “taz”. Der Skandal geht weiter!
Peter Nemschak
30. Juni 2019 @ 12:23
Dass der Markt nichts mit der Gesellschaft zu tun hat, ist schlicht falsch. Angebot und Nachfrage bestimmen menschliches Verhalten im Alltag. Warum sind italienische Eissalons im Winter geschlossen? Warum ist es kostengünstiger außerhalb der Hochsaison in den Urlaub zu fahren? Dies, um nur zwei Beispiele zu nennen.
Holly01
30. Juni 2019 @ 16:25
Warum bieten die Firmen ihre Gewinn optimierten Waren am markt vorbei an?
zB VW mit den angeblich in Deutschland unverkäuflichen PKW für unter oder nahe bei 10.000€
Warum gibt es so viele völlig unsinnige Fusionen?
Warum gibt es die DB noch?
Warum gibt es Thyssen noch?
Um nur 4 Beispiele zu nennen ….
vlg
Peter Nemschak
30. Juni 2019 @ 22:10
Genau so gut können Sie fragen, warum es die Deutsche Bank noch gibt. Marktkräfte wirken langsam, letztlich aber besser als Bürokraten der Politik. Aktionäre haben etwas zu verlieren. Das wirkt motivierend. Wir leben in keiner idealen Welt.
Peter Nemschak
30. Juni 2019 @ 11:42
Extrementwicklungen korrigieren sich, unabhängig vom Wirken der einzelnen Individuen, im gesellschaftlichen System von alleine, sei es evolutionär oder mehr oder minder gewaltsam revolutionär, wenn man die Evolution behindert. Der Pendelschlag der Geschichte ist der übliche Korrekturmechanismus, Politiker dabei kontextabhängige Räder im System. So wirksam in den 1980-iger Jahren Reagan und Thatcher waren, so anachronistisch wären sie heute.
Georg Soltau
30. Juni 2019 @ 13:51
Hallo Herr Nemschak, für die Banken & Co wurde alles bewusst und einseitig dereguliert und nun warten Sie auf die Evolution die in einem langen Prozess alles wieder richtet und reguliert, da lachen doch die Dinosaurier, träumen Sie doch weiter. Noch einen schönen Sonntag! vlg
Peter Nemschak
30. Juni 2019 @ 17:17
Von der massiven Re-regulierung des Bankensystems seit 2008 haben Sie wenig mitbekommen. Im übrigen war das Bankensystem vor der Krise nicht zu wenig sondern falsch reguliert und hat falsche Anreize begünstigt. Seither ist viel geschehen. Ob allerdings die anhaltende Niedrigzinspolitik der EZB die Grundlage für zukünftige Finanzblasen schafft, ist Gegenstand heftiger Debatten. Eine Politik des knappen Geldes würde gegen die Fehlallokation von Kapital wirken.
Holly01
30. Juni 2019 @ 22:29
Sie wollen ERNSTHAFT in einer Situation, wo die Zinseszinsen das System von Innen auffressen und der Druck das ganze System zu zerreißen droht, das Geld verknappen?
Stehen Sie auf Bürgerkrieg?
Wir haben die “schwarze Null” bei den Banken. Akki hat ja genug Aufmerksam erzeugt mit seiner 25% Ansage und damit Problembewusstsein. Ich brauch die DB nicht, ich mag die auch nicht, aber viel weniger Eigenkapitalrendite geht da wahrscheinlich nicht.
Wir haben die “schwarze Null” bei den Löhnen der letzen 30 Jahre, wenn ich die obersten 10% raus nehme, die sich schamlos berecihert und den Effekt extrem schmälert.
Wir haben die “schwarze Null” bei der Politik (Haushalt), wo wir seit Rot/Grün kommuliert und verzinst etwa 2000 Mrd. Euro aus dem Haushalt gezogen haben, mit den bekannten Folgen an Infrastrukturkrise und Investitionsstau und “Privatisierungen”.
Geblieben sind die shareholder die sich selbst mit rechte Tasche – linke Tasche das herum schieben, was man Rendite nennen könnte, wenn man beide Augen zu macht und Ohrenstöpsel benutzt (ein lautetes “lalalalala” muss wohl auch noch investieren).
Tatsächlich brauchen wir Abschreibungen. Wir müssen Giralgeld im ganz großen Stil vernichten.
Wir müssen Zinsansprüche kappen.
Am besten wäre ein Währunsgschnitt und die Trennung vom völlig maroden und überdehnten Dollarraum.
Aber Sie möchten den “griechischen Weg” gehen.
Sparen ……… für was denn bitte schön?
Sie sparen die reale Welt kaputt, um virtuelle Vermögen zu schützen, die absolut uneinbringbar sind?
Wie krank ist der Ansatz denn bitte schön?
Wenn Sie das Volumen marginal verkleinern, dann platzt die Derivateblase, fragen Sie die FED, die hat das man ganz leicht angetestet.
Weniger als 1% vom Volumen und tatsächlich nur aus dem Markt genommen und in den FED Büchern geparkt.
Können Sie sich vorstellen was passiert, wenn die Leute aus dem Dollar flüchten?
Ich auch nicht, aber die Ahnung davon ist schon durchaus beängstigend……
Restriktive Geldpolitik .. was ein Wahnsinn …..
vlg
Holly01
30. Juni 2019 @ 14:07
Fangen sie nun an Greenspans Allgemeinplätzchen aufzuwärmen?
vlg
Holly01
29. Juni 2019 @ 08:49
„Im Unterschied zu “tp” haben wir allerdings nicht von “Steuergeld” gesprochen. Denn natürlich wird das EZB-Anleihenkaufprogramm nicht aus Steuermitteln finanziert.“
Ich weiss ja, Sie mögen meine Beiträge zum Monetären nicht, aber Sie haben den Ball angespielt.
Sie machen es sich mit dieser Aussage genauso zu einfach wie Hr. Berger bei den NDS.
GELD sind Scheine und Münzen, ausgegeben von (in Deutschland) der Bundesbank. Diese kann das im Rahmen des Euro an die EZB delegieren.
PUNKT.
Das ist Geld, das ist von höchsten deutschen Gerichten im Rahmen der Barzahlung von zB GEZ noch einmal ganz klar betont worden.
Sie (und Herr Berger) verbinden Geld und Bankwesen. Das ist logisch, denn die Banken haben das Monopol zur Erstverwertung von Geld.
Der ganze Rest vom Bankwesen ist aber Vertragsrecht. Banken dienen als Dienstleister jeden Bedarf an, der von der Gesellschaft im Bereich WIRTSCHAFTEN mit und ohne GIRALGELD (die Ähnlichkeit der Worte liegt auf dem Niveau von Sanatorium und Krematorium) !!!!
Wenn Banken wie im Monatsbericht April 2017 der Bundesbank beschrieben im Eigenhandel mit Giralgeld tätig werden oder die Bundesbank das tut, dann sind sie MARKTTEILNEHMER mit einer ganz besonderen Monopolsituation.
Fr. Weber hat damit Recht, wenn Sie die gesellschaftliche Haftung aus dem gesellschaftlichen Recht und Gesetz voraussetzt. Völlig unabhängig vom politischen Willen die Gesellschaft zur Absicherung der möglichen Verluste heranzuziehen, verändern BANKEN als Marktteilnehmer die Wirtschaft (unser aller Wirtschaft) fundamental.
Der neoneoliberale Scheiss wäre ohne Banken die Anteilseigner, Kreditgeber und Marktteilnehmer sind überhaupt nicht möglich.
So haftet die Gesellschaft im Sinne von Frau Weber NATÜRLICH.
Aber Giralgeld ist und bleibt natürlich Teil des Bankwesens.
Die Sicherheit hinter der Geldschöpfung ist entscheidend.
Welche Rechte werden herangezogen.
… da liest sich diese CSV der Beteiligungen durch die EZB tatsächlich wie eine massive Querbeteiligung der EZB durch alle Wirtschaftsbereiche, das Gegenstück zur FED und zu Black Rock.
Ich überspitze es in „wenn wir sterben, sterben wir alle gemeinsam“.
DAS ist eine Absicherung des hegemonialen Dollarsystems.
Ich habe das nicht gelesen, das wir das wollen.
Ich habe auch nicht gelesen das wird das tun (bis jetzt).
Ich bin auch etwas erstaunt (inhaltlich), denn die EZB hat einen ganz anderen Auftrag.
Aber was weiß ich schon. Das ist wieder so ein Fall wo ich mir wünschte ich hätte es nicht gelesen …..
Das ist das Problem mit Informationen. Man weiß nie welche Tür man öffnet und einmal offen kann man die nie wieder schließen.
vlg
Holly01
29. Juni 2019 @ 13:24
§19 ff sind hier relevant denke ich:
https://www.bundesbank.de/resource/blob/598136/dcaaa3edf096b057757746ac446dd311/mL/gesetz-ueber-die-deutsche-bundesbank-data.pdf
Nicht das jemand denkt, ich meine nur und hätte keine Quellen …
vlg
Peter Nemschak
29. Juni 2019 @ 14:53
§ 19 liefert keine Begründung gegen Geschäfte mit Bayer-Anleihen. Vom sogenannten neoliberalen Scheiss lebt die Mehrheit, nicht nur die obersten 1%, besser als von den historisch verwirklichten Alternativen.
zykliker
29. Juni 2019 @ 18:46
Einspruch Euer Ehren,
die neoliberale Variante pervertiert die unbestreitbaren Vorteile eines gemäßigten Kapitalismus, wie er z.B. Ludwig Erhards „Wohlstand für alle“ eigen wäre. Da wäre die Aussage „..lebt die Mehrheit..“ noch richtig gewesen. Auf die jetzige Form trifft eine solche Behauptung nicht mehr zu; zugegebenermaßen spielen auch noch andere Phänomene wie die technische Entwicklung eine Rolle, aber eine dem Gemeinwohl verpflichtete Politik müßte auf die Herausforderungen der Gegenwart anders reagieren als die rückwärtsgewandte gekaufte einer mittelmäßigen schwachen Erfüllungsgehilfen-Clique.
Generell halte ich Pauschalurteile wie Kapitalismus = gut oder schlecht für geistig überholt. Der Mensch probiert ständig Neues aus. Manches mag anfangs gut funktionieren, kann sich aber im Lauf der Zeit in eine ungünstige Richtung entwickeln, und dann fällt das Ergebnis nicht mehr so positiv für alle aus. Das trifft natürlich auch auf egalitäre Gesellschaftsentwürfe zu, wenn sie den einzelnen zu sehr einschränken.
Die menschliche Natur neigt dazu, gute Ideen im Sinne von Partikularinteressen zu pervertieren, und dann bräuchte es eine starke Politik als Korrektiv. Sinnvolle Gesetze anwenden und nicht korrupt interpretieren. Die Libertären in ihrem ideologischen Gefängnis denken da einfach nicht weit und empathisch genug.
Georg Soltau
30. Juni 2019 @ 14:32
@ Nemschak “Vom sogenannten neoliberalen Scheiss lebt die Mehrheit”, diese Aussage ist nur bedingt richtig! Treffender ausgedrückt wäre: “der neoliberale Scheiss lässt die Mehrheit leben, weil die oberen 1% die Mehrheit braucht, zum konsumieren ihrer Produkte und zum zahlen von Steuern damit bei der nächsten Pleite von “too big to fail” auch für die “Rettung” genug in der Kasse ist.
Peter Nemschak
28. Juni 2019 @ 16:09
Die EZB darf sich nur vom Rating der Unternehmensanleihen leiten lassen, nicht in kontroverse parteipolitische Überlegungen hineinziehen lassen.
Holly01
29. Juni 2019 @ 10:39
Eine Notenbank ist das ultimative Machtinstrument einer Gesellschaft.
So gesehen ist für eine Notenbank die tagesaktuelle Bewertung gemäß Rating Puups egal.
Die denken in 20-30 Jahre nach Vorne.
Die beurteilen nach „wollen/brauchen wir, also machen wir“ oder „ist uns egal, macht der so genannte Markt“.
Eine Notenbank KANN KEINE VERLUSTE MACHEN !!!!!!!!!!!!!!!
Der Gläubiger der Notenbank ist der Glaube an die Notenbank, das ist ihr ganz persönlicher „Gott“.
Abseits davon handelt eine Notenbank völlig nach eigenem ermessen.
Ausser … ja ausser sie hat eine Ankerwährung ………….. dann ist die Notenbank nur eine Agentur der Notenbank, die die Leitwährung kontrolliert.
Sie können ja einmal nach der Rechtsform der Deutschen Bundesbank schauen.
Danach schauen Sie einmal nach der rechtlichen Definition par Gesetz dieser Rechtsform (viel Spaß).
Diese Rechtsform finden Sie in Schland 2 Mal.
Ist nur ein Tip von mir ….
vlg