Bauernprotest legt EU-Viertel lahm – 500 Vorschläge?
Der teils gewalttätige Bauernprotest legt das Brüsseler Europaviertel lahm. Agrarminister Özedmir macht neue (leere) Versprechen.
Angesichts eines Treffens der EU-Agrarminister in Brüssel haben Hunderte Landwirte teils gewaltsam gegen die Agrarpolitik der Union protestiert. Insgesamt 900 Traktoren blockierten am Montag Straßen im EU-Viertel.
Bauern setzten Reifen in Brand, schütteten Gülle auf die Straße, und Pyrotechnik wurde gegen Polizisten gerichtet. Die Beamten setzten Wasserwerfer ein. Neben lautem Hupen waren auch immer wieder kleinere Explosionen zu hören.
Diesmal waren auch Journalisten von den Protesten betroffen – sie konnten nicht am Pressebriefing der EU-Kommission teilnehmen und auch ihre Büros nicht erreichen – wegen zahlreicher Absperrungen.
Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) sprach sich für weniger Verwaltungsaufwand für Landwirte aus. Die derzeitige europäische Agrarpolitik sei “ein Bürokratiemonster”.
Belgiens Landwirtschaftsminister David Clarinval sagte bei dem Treffen unter seiner Leitung, es gebe aus den 27 Mitgliedsländern 500 Vorschläge für flexiblere Regeln. Diese würden nun eingehend geprüft.
“Eingehend” ist gut. Die Proteste gab es schon beim EU-Gipfel im Januar – passiert ist nichts…
P. S. Die belgischen Bauern fordern “gerechte Preise und Einkommen” – und nicht nur Bürokratieabbau…
Karl
27. Februar 2024 @ 11:12
Kleinbauern finde ich heute bei den Biobauern, aber darüber redet niemand.
Von den Kleinbauernkindern in meiner Klasse, die damals während meiner Schulzeit fehlten, wenn draußen der Bauernverband demonstrierte, haben alle bis auf einen die Höfe heute aufgegeben.
Das Geld bekamen und bekommen die Großen – heute heißt der Bauernverbandspräsident Ruckwied und bekommt 100.000 € EU-Subvention im Jahr – und der gesamte Agrar-Industrielle Komplex Gift, Dünger, Südzucker, Trecker, Schlachthöfe hat Stimmrechte im Bauernverband.
Und wenn der Freie Wähler ein Flugblatt schreibt, dann will’s nachher niemand gewesen sein.
Arthur Dent
26. Februar 2024 @ 23:37
@european
Völlig falsch – die Julia heisst bestimmt Luisa 🙂
ansonsten aber Volltreffer. Wenn es ihn nicht schon gäbe, man hätte den Klimawandel erfinden müssen – ist praktisch eine Gelddruckmaschine. Man greift den Menschen immer tiefer in die Tasche, natürlich nur, um die Welt zu retten. Man selbst hat allerdings nichts davon – besser wird´s in vielleicht hundert Jahren. Erstaunlicherweise gibt es in Deutschland mittlerweile mehrere dutzend Organisationen, Verbände, Institutionen, Programme – vermutlich alle mehr oder weniger staatlich gefördert – die sich nur um die Ernährungsgewohnheiten der Deutschen kümmern. Bundesprogramm ökologischer Landbau, Bundeszentrum für Ernährung, Deutsches Institut für Ernährungsforschung, Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie, Zukunftskommission Landwirtschaft, Zukunftsstrategie ökologischer Landbau – das geht endlos noch so weiter. Currywurst empfiehlt da allerdings keiner, eher mehr Hülsenfrüchte – wenn das mal kein Zufall ist.
Weniger Fleischkonsum gleich Weniger Tierhaltung gleich mehr Fläche für Windräder und Photovoltaik oder Energiepflanzen. Noch eine Verordnung hier und da – so nach und nach bringt man schon die Bauern dazu aufzugeben. Seit 1950 hat sich die die Anzahl der Menschen verdreifacht auf der Erde, die Anzahl der landwirtschaftlichen Betriebe ist aber enorm gesunken. Da die Anzahl der Hungernden in etwa gleich geblieben ist, hat sich die Produktivität enorm erhöht. Wenn man jetzt die Nahrungsmittel künstlich verknappt, macht man Lebensmittel teurer. Das freut Nestle, Cargill und Co.
european
27. Februar 2024 @ 12:42
Danke fuer die Korrektur und sorry fuer den Lapsus. Natuerlich meinte ich Louisa Neubauer. 😉
Sowas scheint sich einzuschleichen. Dieser Tage schrieb ich von Eva Hermann statt Ulrike Herrmann. Ich sollte besser Korrektur lesen 😀
european
26. Februar 2024 @ 13:36
Wer sich fuer die Hintergruende der Bauernproteste interessiert, sollte sich das neue Interiew von Milena Preradovic mit Anthony Lee, dem aktuell bekanntesten der deutschen Bauernprotestler ansehen. Es geht um viel mehr als den Agrardiesel und auch die Dauerausrede Buerokratie zaehlt hier nicht so viel. Es gibt sie, aber sie ist nur eines von vielen Problemen. Es geht um die Abwicklung der deutschen Agrarwirtschaft, um sehr viel Geld, um kontinuierlich steigene Ackerlandpreise, um internationale Grosskonzerne und diejenigen, die am Klimawandel richtig Geld verdienen, z.B. die Familie Reemtsma. Merke: Auch Julia Neubauer ist eine Reemtsma.
Beispiel: Der ukrainische Weizen. Dieser wird u.a. deshalb abgelehnt, weil es sich um minderwertige Ware handelt und dort noch Pestizide eingesetzt werden, die in der EU seit mehr als 20 Jahren aus gutem Grund verboten sind und mit der Einfuhr schlechte Ware der guten Ware beigemischt wird. Sehr aufschlussreiches Video. Man muss sich nur eine Warnmeldung davor denken. Achtung. Alles Rechts, rechts, Nazi…. 😉
https://youtu.be/XmbYSLmqNx8?feature=shared
Helmut Höft
27. Februar 2024 @ 09:00
@european
Danke für das Link. Es zieht sich durch das „kapitalistische Modell“ hindurch wie ein roter Faden: Wachse oder weiche … präziser: Wachse oder verrecke!
Merke: Wettbewerb ist dazu da um ihn zu gewinnen, sonst nix – und dafür sind große und volle Taschen sehr hilfreich.
Gemeinwohl, Klima- Boden- und Naturschutz, der ganze grüne Schoiß, sind nur so’n kostenintensives und hinderlich Zeusch. Das musss weg!
european
27. Februar 2024 @ 12:15
So ist es.
Lee zeigt auch in seinen Vortraegen, wie sich die Dinge einfach nur verlagern. In Deutschland reduziert man die Schweinemast und im gleichen Verhaeltnis steigt sie in Spanien an. Nichts gegen die Spanier, die sollen auch ihr Geld verdienen, aber es zeigt sich immer wieder, dass wir in einer geschlossenen Volkswirtschaft leben. Mein Minus ist dein Plus, meine Ueberschuesse deine Defizite, mein Guthaben deine Schulden etc. In Europa reduziert man die Rinderzucht und in Argentinien wachsen die Grossfarmen in einem Mass und zu einer Groesse, wie es bei uns gar nicht moeglich waere. Das muss man sich einfach nur mal ansehen. Die brauchen Zuege, um die Tiere zu fuettern. Wir verbieten hier Pestizide aus gutem Grund und zu Extrakosten, aber minderwertige Ware lassen wir zu, weil sie aus der Ukraine kommt und dortigen “Investoren” die Taschen vollstopft. Der Ukraine bzw. den Ukrainern gehoert ja nichts mehr. Die fruchtbaren Ackerboeden sind ja an “Investoren” verkauft, nachdem sowohl IWF als auch die EU darauf gedrungen haben. Sonst haette der IWF seine Kredite nicht verlaengert. Blackrock und Co. haben schon mal die Bleistifte gespitzt.
Es geht nicht um Klimaschutz. Es geht auch nicht um die Ukraine. Es geht um viel Geld, Macht und den Krieg Reich gegen Arm. Alles andere ist vorgeschoben, denn interessanterweise folgt der groesste Teil der Welt nicht dieser Agenda ebenso wenig wie man der planlosen Sanktionitis folgt, die nur den Europaeern schadet, insbesondere den aermeren. Wir scheinen der Geisterfahrer zu sein, dem hunderte Autos entgegenkommen, wobei nur noch die Frage zu klaeren ist, ob es sich um Dummheit unserer Granden handelt, oder um pure Absicht. In wessen Taschen stecken unsere Politiker? Diese Frage muessen wir klaeren.