Bannon mischt sich in Frankreich ein – und wie!
Ein Büro in Brüssel, ein Kloster in Italien: Bisher schien Steve Bannon vor allem auf die belgischen Separatisten und die italienischen Faschisten zu setzen. Doch nun mischt sich der „Amercia first“-Politiker in Frankreich ein – aus einem Pariser Luxushotel.
Ausgerechnet im „Bristol“ ganz in der Nähe des Elysée-Palasts, wo die Suite mal eben 3900 Euro kostet, hat der frühere Chefberater von US-Präsident Donald Trump Quartier bezogen. Hier gibt er auch Interviews, die in Frankreich für Schlagzeilen sorgen.
Bannon unterstützt nämlich nicht nur offen die französische Nationalisten-Führerin Marine Le Pen. Er hat Frankreich auch zum Epizentrum des „politischen Erdbebens“ erklärt, das er bei der Europawahl erwartet, bzw. das er selbst lostreten möchte.
Die Wahl in Frankreich sei „bei weitem die wichtigste“, sagte Bennon dem „Parisien“. Dabei gehe es längst nicht mehr nur um eine Revanche für Le Pen, die 2017 die Präsidentschaftswahl gegen Staatschef Emmanuel Macron verloren hatte. Das sei zweitrangig.
Nein, für den Vertreter der harten amerikanischen Rechten geht es darum, Macrons Ideen einer „Supermacht Europa“ und einer „Renaissance“ der EU zu schlagen – und dem Nationalismus à la Trump auch auf dem alten Kontinent zum Durchbruch zu verhelfen.
Ein Sieg bei der Europawahl wäre für Bannon auch wichtig, um Trump eine weitere Amtszeit zu ermöglichen. Ohne den Brexit wäre Trump nie gewählt worden, sagte er. Wenn die Populisten 30 Prozent der Stimmen einholen könnten, würde das Trump neuen Elan für 2020 geben.
In Paris wird diese Art amerikanischer Einmischung mit gemischten Gefühlen gesehen. Einerseits wird sie lautstark verurteilt – sollte Le Pen siegen, könne dies den Euro erschüttern, warnt Finanzminister Bruno Le Maire. Die Nationalisten spielten mit dem Feuer.
Andererseits fliegen die französischen Medien auf Bannon, er darf sogar im Fernsehen auftreten. Auch Macrons Wahlkampfhelfer freuen sich über seine Intervention. Denn nun können sie Le Pen als „Partei des Auslands“ denunzieren, die von Trump (und Putin) abhänge…
Siehe auch „Rückschlag für die Rechten“
Mehr zur Europawahl hier, aktuelle Wahlumfragen und Projektionen hier
Baer
21. Mai 2019 @ 08:32
Ich stelle mir gerade vor das ganze Theater käme aus Russland.Wow……
Einmischung ist halt doch etwas für die Guten,und die sitzen bekanntlich im Westen.
@Nemschak,
Verkäuferisches Talent hat ja wohl auch Herr Strache bewiesen,oder sehen Sie das anders?
Holly01
21. Mai 2019 @ 12:35
Der Wind dreht sich gerade.
Die irrationale und brutale Vorgehensweise der Trump Administration sorgt gerade für einen Wandel.
Es ist jetzt durchaus lukrativer mit den Chinesen zu handeln, als mit den USA.
Dieser Wirtschaftskrieg, den man mit Huawei angefangen hat, wird den USA knall hart auf die Füße fallen.
Diese Geiselhaft der deutschen/europäischen Autobauer ist auch so Willkürakt, der die Planung mit dem US Markt zerstört.
Monsanto mit einem Netto Transfer von wahrscheinlich mehr als 100 Mrd. Euro, Siemens, North Steam II, diese 2% Wehretat, der nun eine Lücke von mehr als 100 Mrd, aufreißt, das summiert sich inzwischen.
Dazu kommen diese Reparationsprozesse vor US Gerichten, mit sehr ungewissem Ausgang. Oder sollte ich schreiben, die Amis verkaufen das deutsche Fell Stückweise?
Alles was Innovation ist, findet in China statt.
Die Amis können nur noch Waffen, Überwachung, Erpressung und Krieg.
Zerbricht die EU tatsächlich, dann zerbricht die NATO mit.
Aber dann sind die Amis auch raus aus Europa…..
vlg
Peter Nemschak
21. Mai 2019 @ 15:41
Die EU und die USA haben dieselben Klagen, was das wirtschaftliche Verhalten von China betrifft. Gemeinsam könnten sie mehr ausrichten als jeder für sich. Allein werden die USA das Wiedererstarken Chinas nicht verhindern können. In den letzten 10 Jahren sind über 500.000 Chinesen, die an US-Eliteuniversitäten studiert haben, nach China zurückgekehrt. Und es werden ständig mehr.
Holly01
20. Mai 2019 @ 17:12
Die Amis quatschen ja nicht nur. Was durch die Presse geht ist sogar eher zu vernachlässigen.
Mag sein Bannon redet und Le Pen grenzt sich gekonnt ab.
Wie auch immer, wo Bannon und seine right wings auftauchen, da fließt viel Geld.
Die bringen auch Ressourcen mit, wie Werbeagenturen und social media Fachleute.
Zeitgleich werden die so genannten „alternativen“ Medien geflutet, mit ganz viel „ich könnte mir vorstellen“ zu „es klingt wahrscheinlich“ bis hin zu „ich denke das ist so“.
Da schlägt ja nicht ein Bannon ein, das ist ein ganzer Tross, bewaffnet mit Geld.
Die haben in Frankreich ja schon die Gelbwesten auf der Straße.
In Paris gibt es hot spots mit Migranten, wo sich die normale Polizei nicht rein wagt.
In Frankreich findet wohl gerade eine „Farbenrevolution“ statt. Wir schauen zu. Wir werden informiert. Wir können nichts tun.
Polen im Osten, Frankreich im Westen, die Sanktionen im Nacken, wird eng in Deutschland.
vlg
Peter Nemschak
20. Mai 2019 @ 13:58
Ob die aufdringliche amerikanische Verkäuferart in Europa bei vielen Bürgern ankommt, bleibt abzuwarten.
Andreas Müller
20. Mai 2019 @ 13:53
Frage mich, ob Bannon damit Le Pen und dem RN nicht eher schadet oder schaden will.
Le Pen scheint immerhin (im Gegensatz zu manchem deutschsprachigen „Nationalisten“) die Falle zu spüren:
„Wir brauchen keinen amerikanischen Rat, wie wir Europa reformieren“
http://www.taz.de/Steve-Bannons-The-Movement/!5592940/
Außerdem hat Le Pen (wiederum im Gegensatz zu Deutschland oder Österreich) ernstzunehmende Konkurrenten im patriotischen Lager, die bereitstehen, von rechtsglobalistischen Attituden zu profitieren. Unter anderem Florian Philippot (LP), Nicolas Dupont-Aignan (DLF), François Asselineau (UPR).