Aufrüstung sprengt alle Rekorde – Ukraine-Hilfe auch
Die Nato hat im vergangenen Jahr einen massiven Anstieg der Rüstungsausgaben registriert. Auch die Ukraine-Hilfe explodiert – offenbar übertrifft sie schon den Marschall-Plan.
Die Ausgaben der europäischen Verbündeten und Kanadas seien 2023 um elf Prozent erhöht worden, sagte Generalsekretär Jens Stoltenberg in Brüssel. Dies sei beispiellos.
Er gehe davon aus, dass in diesem Jahr insgesamt 18 der 31 Mitglieder das Nato-Ziel erreichten, zwei Prozent ihres BIP für Verteidigung auszugeben, so Stoltenberg. Das seien sechsmal so viele wie 2014.
Auch Deutschland hat massiv aufgerüstet. Im neuen Jahr soll das Nato-Ziel erstmals seit 1992 wieder erreicht werden – mit schätzungsweise 2,01 Prozent.
Kurz zuvor kam die Meldung, dass auch die Ukraine-Hilfe regelrecht explodiert. Die EU-Unterstützung sei größer als der US-Marschallplan für Europa nach dem 2. Weltkrieg, meldet die Bank EBRD.
Und das ist erst der Anfang. Schließlich dürfte der Krieg ja noch mehrere Jahre weitergehen – und dann kommt auch noch der Wiederaufbau…
Wolf
15. Februar 2024 @ 09:59
Der Vergleich der Bankchefin hinkt: Verglichen werden können die Anstrengungen und Ausgaben der Antihitlerkoalition mit den jetzigen Ausgaben für die Ukraine-Unterstützung. Der Marshallplan hingegen war für den Wiederaufbau und der wird apropos Ukraine natürlich umso teurer, je länger die Parteien sich nicht an den Verhandlungstisch setzen.
Michael Conrad
15. Februar 2024 @ 09:58
Den Ostteil der Ukraine wird ja wohl Russland wieder aufbauen müssen, dort sind ja auch die größten Zerstörungen.
Darin hat Russland allerdings Erfahrung und in Grozny schon erfolgreich vorgemacht. In Mariopul ist der Aufbau schon angelaufen.
Die deutsche Politik wird ein großes Problem haben, einer Bevölkerung zu erklären warum sie den Wiederaufbau der Restukraine finanzieren soll, wenn in Deutschland die Wirtschaft schrumpft und die marode Infrastruktur weiter verfällt.
Die Schuldenbremse hat sich also perspektivisch schon erledigt.
Stef
15. Februar 2024 @ 14:30
“Die Schuldenbremse hat sich also perspektivisch schon erledigt.”
Das würde ich mir auch wünschen. Ich fürchte aber eher, dass sie noch große “Dienste” erbringen soll bei der Strukturierung der bevorstehenden Verteilungskämpfe. Sie hilft, die sozialen Begehrlichkeiten klein und den Benefit des großen Geldes maximal zu halten.
KK
15. Februar 2024 @ 01:10
“und dann kommt auch noch der Wiederaufbau…”
Wieso Wiederaufbau? Die Ukraine ist doch bereits als Kornkammer der Welt an hauptsächlich US- und ein paar andere wetsliche Investoren verkauft worden. Da wird nix wieder aufgebau, da wird dann grösstenteils nur noch untergepflügt!
Arthur Dent
14. Februar 2024 @ 22:06
„Da bleibt kein Stein mehr auf dem anderen…“ – und wer genau will jetzt zurück zu einem einfachen, kargen und kurzen Leben. Hab ich von der Jugend noch nicht gehört. Ohne Smartphone die Welt retten? Wie soll das gehen? Selbst „Klimakleber“ wollen ab und zu nach Bali. Vor der industriellen Revolution lag die durchschnittliche Lebenserwartung bei ungefähr Mitte dreißig – auch in den USA. Wenn Sie also heute so um die vierzig oder ein bisschen drüber sind, umarmen sie keine Bäume. Suchen Sie den rußigsten und düstersten Kamin, den Sie finden können und umarmen den. Der hat dafür gesorgt, dass Sie das in diesem Alter noch können.
Skyjumper
15. Februar 2024 @ 16:23
Immerhin kann man den Schrumpfungsapologeten nicht vorwerfennicht gesagt zu haben wohin es führt wenn man ihnen folgt.
Hat da nicht schon mal irgendwann jemand gefragt “wollt ihr den totalen Krieg”?
An der Antwort vieler scheint sich nichts geändert zu haben. Denn trotz teils klarer Ansagen scheint vielen nicht bewußt zu sein was “Schrumpfen” bedeutet.
(Und nein: Ich möchte Ulrike Herrmann keinesfalls mit J. Goebbels gleichsetzen.)
Arthur Dent
14. Februar 2024 @ 15:39
Die „tapferen“ Grünen haben heute schon mal ihren politischen Aschermittwoch in Biberach mit der Begründung abgesagt, protestierende Bauern seien zu verbal-aggressiv aufgetreten.
Stef
14. Februar 2024 @ 12:53
„Und das ist erst der Anfang. Schließlich dürfte der Krieg ja noch mehrere Jahre weitergehen – und dann kommt auch noch der Wiederaufbau…“
Ja, das ist nur der Anfang und nicht das Ende, schon gar nicht den Höhepunkt der Entwicklung. Der Wiederaufbau der Ukraine ist dabei von der Dimension her eher eine untergeordnete Herausforderung.
Wir erleben gerade eine sich aufbauende und zuspitzende globale Blockkonfrontation. Auf der einen Seite der Westen (Nato und andere US-Verbündete) und andererseits die Brics mit Unterstützern insbesondere des globalen Südens. Die Ausgaben für Militär werden sich aufgrund dessen weiterhin hochschaukeln zulasten der Leistungsfähigkeit in allen anderen zivilen und sozialen Bereichen. Sollte es zu einem heißen Konflikt kommen, sogar dramatisch und schlagartig.
Im Gegensatz zu den Brics, die sich derzeit formieren und auf die aktuelle Lage kollabierender internationaler Rahmenbedingungen einstellen, datiert das sozioökonomische „Betriebssystem“ des Westens aus der Nachkriegszeit. Es ist tief verankert in Normen, Erwartungen und der gesellschaftlichen Realität und es basiert auf den Rahmenbedingungen der Vergangenheit, die jetzt gerade vor unseren Augen aufhören zu existieren.
Die Herausforderung der Brics besteht darin, in den relevanten Bereichen auf Augenhöhe zum Westen aufzuschließen. Sie können dabei auf mannigfaltige Ressourcen und leistungsfähige Produktionskapazitäten zurückgreifen. Politik und Bevölkerung haben im Großen und Ganzen dabei etwas zu gewinnen, denn die bestehende Ordnung wird als Zumutung verstanden. Insbesondere aber können sie dabei Handlungs- und Kooperationsformen entwickeln, die den sich abzeichnenden neuen Gegebenheiten von vornherein Rechnung tragen.
Demgegenüber steht der Westen vor der Herausforderung, sein gesellschaftlich/politisch/wirtschaftliches Betriebssystem vollständig neu zu erfinden und bei laufender Krise implementieren zu müssen. Letzteres bedeutet dramatische wirtschaftliche und soziale Umbrüche, innere Verteilungskonflikte und zunehmend repressive staatliche Antworten auf den drohenden Kontrollverlust bei uns im Westen.
Die Herausforderungen auf Seiten des Westens sind im Vergleich meines Erachtens die deutlich größeren. Wenn ich mir die uns bevorstehende Doppelherausforderung bestehend aus zunehmender Blockkonfrontation und galoppierendem Strukturwandel vergegenwärtige, komme ich zu einem extrem holprigen Ritt. Am ehesten fällt mir die Analogie mit der aufholenden Industrialisierung der Sowjetunion Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts dazu ein. Die damit verbundenen Maßnahmen haben ganze Landstriche dem Hunger ausgeliefert, der Wert des menschlichen Lebens war drastisch infrage gestellt, die Repression dramatisch. Mit anderen Worten: Stimmen meine Prämissen und meine Analyse, steht uns im Westen womöglich die Neuauflage des Stalinismus bevor.
Um dies zu sehen, muss man heutzutage nur das Radio oder den Fernseher anmachen und sich die Frage stellen, woher die Ressourcen kommen sollen, um die Rüstungswünsche unserer Politelite zu realisieren. Und zwar nicht das erforderliche Geld, das ließe sich durch die Zentralbank ggfs. ja noch drucken. Sondern die Produktionskapazitäten, die Arbeitskraft und die Wertschöpfung, die dann zwangsläufig nicht mehr für zivile und soziale Zwecke zur Verfügung stehen wird.
Skyjumper
14. Februar 2024 @ 14:16
Leider sehr treffend analysiert. Allerdings vollzieht sich das „Sterben von Imperien“ über Jahrzehnte. Wir werden nicht gleich Morgen in Höhlen wohnen. Der „Stalinismus“ lässt allerdings tatsächlich bereits an allen Ecken und Kanten grüßen.
„Die Herausforderung der Brics besteht darin, in den relevanten Bereichen auf Augenhöhe zum Westen aufzuschließen. Sie können dabei auf mannigfaltige Ressourcen und leistungsfähige Produktionskapazitäten zurückgreifen. Politik und Bevölkerung haben im Großen und Ganzen dabei etwas zu gewinnen, denn die bestehende Ordnung wird als Zumutung verstanden. Insbesondere aber können sie dabei Handlungs- und Kooperationsformen entwickeln, die den sich abzeichnenden neuen Gegebenheiten von vornherein Rechnung tragen.“
Es stellt sich die Frage inwieweit es einen solchen Zwang zum Aufschließen überhaupt gibt? Unbenommen gibt es Bereich in denen der Westen derzeit noch (deutlich) die Nase vorn hat. Das betrifft insbesondere technische Belange und den IT-Bereich. Damit sichert sich der Westen, speziell die USA, nach wie vor ihren Wettbewerbs-vorteil.
Eine stringente Blocktrennung einmal unterstellt, und derzeit läuft einiges in genau diese Richtung, nützt dieser Wettbewerbsvorteil nur nichts mehr. Wenn ein IPhone in China, in Russland, ggf. im gesamten BRICS+-Bereich, nicht mehr verkauft (oder auch gekauft) werden kann, greift der China gezwungener Weise zum Huawei. Wenn der Fender oder der John Deere nicht mehr verkauft, oder gekauft, werden kann, greift der Russe zwangsweise zum russischen oder chinesischen Produkt.
Ein Wettbewerbsvorteil ist nur solange ein Vorteil wie es auch einen Wettbewerb gibt. Mit zunehmenden (beidseitigen) Sanktionen entfällt das.
Am Ende bleibt dann nur noch ein West-Block mit Patenten und Knowhow, der ohne Rohstoffe aber nix produzieren kann, und ein Gegen-Block der die Rohstoffe hat und daher auf etwas niedrigeren Niveau weiter produzieren kann. Wessen Zivilgesellschaft wird da wohl der Gewinner sein? Eine Ausnahme stellt hier die USA mit ihren durchaus vorhandenen Rohstoffen dar. Das macht das Risiko der Entwicklung für West-Europa aber nicht kleiner, eher im Gegenteil.
KK
15. Februar 2024 @ 01:17
“Eine Ausnahme stellt hier die USA mit ihren durchaus vorhandenen Rohstoffen dar.”
Und die Rohstoffe, die sie nicht selbst haben, holen sie sich mit ihrer Armee… die ist schliesslich mit weitem Abstand die teuerste der Welt, die muss das wieder reinholen. Machen sie ja schon länger so.
Interessant wird dabei sein, wie lange dabei noch der Anschein einer liberalen Demokratie bewahrt werden kann – aber dafür stehen ja schon die Republikaner mit Trump und Konsorten in den Startlöchern, die sch…, pardon, pfeifen auf den Anschein.
european
14. Februar 2024 @ 12:24
„Schließlich dürfte der Krieg ja noch mehrere Jahre weitergehen – und dann kommt auch noch der Wiederaufbau…“
Und im Hintergrund hoert man die Kassen klingeln. Ich finde uebrigens sehr bemerkenswert, wie auf deutscher Seite von der gruenen Eva Herrmann, die mir bisher in einigen Dingen bezueglich ihrer Wirtschaftskenntnisse positiv aufgefallen ist, allen Ernstes ganz offen die Kriegswirtschaft als Uebergang zur klimaneutralen Kreislaufwirtschaft propagiert.
„Da bleibt kein Stein mehr auf dem anderen…“
https://youtu.be/AFiXZlCG4dM?feature=shared
Erklaert vielleicht, weshalb die Gruenen die Hauptkriegstreiber in Deutschland sind. Sie verfolgen eine voellig andere Agenda und die Ukraine ist nur das Vehikel. Das bedeutet, dass hier zwei unterschiedliche Interessensvertreter am gleichen Strang ziehen. Zum einen die verdienende Elite, Blackrock und Co sowie die, die immer vom Krieg profitieren und dann die anderen, die genau das nicht wollen und die voellige Zerstoerung fuer ihre eigene Ideologie benoetigen.
Spannende Zeiten. Wer stoppt die denn?
european
14. Februar 2024 @ 14:27
Hab ich Eva Herrmann gesagt????
Ich meinte natuerlich Ulrike Herrmann. Sorry fuer den Lapsus.
Sowas 😀