Grenzkontrollen: Faeser tritt eine Lawine los
Ab Montag will Deutschland alle EU-Grenzen kontrollieren und irreguläre Migranten zurückweisen. Innenministerin Faeser verspricht “smarte”Kontrollen – doch sie tritt eine Lawine los.
Dies zeigen die Reaktionen aus den Nachbarländern. Ungarn fühlt sich in seinem harten Kurs bestätigt und kündigt an, der EU eine Rechnung für seine Grenzbefestigungen zu schicken.
Die Niederlande wollen aus der gemeinsamen Asyl- und Migrationspolitik aussteigen – über eine “Opt-Out”-Klausel, die man in Brüssel aushandeln will.
In Frankreich steht der umstrittene neue Premier Barnier unter Druck, dem deutschen “Beispiel” zu folgen und ebenfalls die Kontrollen zu verschärfen.
Österreich warnt, dass es keine abgewiesenen Migranten zurücknehmen werde – Wien will den deutschen Druck nach Südosteuropa weitergeben.
Man plane keinen Alleingang und habe alles mit den europäischen Partnern abgestimmt, betont Faeser. Aber auch das stimmt offenbar nicht.
So wurden die Maßnahmen zwar bei der EU-Kommission in Brüssel notifiziert; doch Details sind dort ebenso wenig bekannt wie in Belgien.
Dort beschwert sich sogar die deutschsprachige Gemeinde an der Grenze zu NRW, dass sie von niemandem informiert worden sei und nicht wisse, was am Montag passieren soll.
Zwischen Deutschland und Belgien gab es die letzten Grenzkontrollen während der Coronakrise. Nun ist auch das Örtchen Schengen in Luxemburg betroffen…
Siehe auch “Faesers Alleingang”
P.S. Scharfe Kritik kommt auch aus Griechenland. “The response cannot be unilaterally scrapping Schengen and drop the ball [sic] to countries which sit at Europe’s external borders,” sagte Regierungschef Mitsotakis. Das sei ein “Bruch” mit den Schengen-Regeln des freien Personen- und Warenverkehrs, hieß es in Athen. Dort denkt man darüber nach, sich gemeinsam mit Österreich und Polen gegen die deutschen Pressionsversuche zu wehren…
Monika
17. September 2024 @ 12:22
In Anbetracht der ganzen komplexen “Krisen”, welche ein ausschließlich den Besitzenden “Nutzen” schaffender “Neoliberaler Turbokapitalismus” mit seiner “Wertebasierten Ordnung” weltweit “am Laufen” hält, kann einem schon die Anmutung anfallen, in einem fein-klebrigen Spinnennetz einkokoniert worden zu sein. Viele, auch “Entscheider”, träumen wohl von einem “Befreiungsschlag”, nachdem dann ein Neuanfang generiert werden kann. Mittlerweile liebäugelt Politik schon mit dem Einsatz des ganz großen Bestecks, bei dessen Nutzung dann mal innerhalb eines knappen irdischen Stündchens ein paar Milliarden Menschen “weggeputzt” sein könnten. Wie sich diese Verblendeten allerdings einen Verbleib menschlicher Zivilisation auf dem geputzten Planeten vorstellen, das ist etwas, das ich mir noch weniger vorstellen kann als den Start dieses menschengemachten Armageddon. So kann man natürlich Freiheit-Gleichheit-Brüderlichkeit auch umsetzen.
KK
17. September 2024 @ 12:54
“So kann man natürlich Freiheit-Gleichheit-Brüderlichkeit auch umsetzen.”
Freiheit-Gleichheit-Sterblichkeit.
In den USA ist ja gerade vom Pentagon eine Studie ausgeschrieben worden, wo eruiert werden soll, welchen Einfluss ein Atomkrieg, speziell in EUropa wohl, auf die weltweite Nahrungsproduktion haben würde.
[Quelle: https://www.nachdenkseiten.de/?p=121381%5D
Bevor es also los geht, wollen die USA sich noch schnell versichern, dass sie auf ihrem dann weitgehend vor dem Fallout sicheren Kontinent noch genug zu fressen haben werden. Wo dann wohl auch ihre EUropäischen Politik-Vasallen nebst Familien Unterschlupf finden sollen, denn solchen wie von der Leyen, Kallas, Pistolerius, Baerbock, Habeck, Flack-Zimmermann, Hof(st)reiter, Kiesewetter, Merz, Roth usw scheint ja nicht besonders bange vor einer atomaren Wüstenei EUropa zu sein…
Helmut Höft
16. September 2024 @ 09:46
Hm, ich kann’s mir nicht verkneifen ‘mal wieder grds. zu werden: Europa als €uropa mit angeschlossener Partymeile reicht mir nicht. Ich hätte gerne ein gemeinsames Europa als Bundesstaat: Weitgehend harmonisierte Rechtssprechung, Steuern, Sozialstaat usw.
Ein neoliberales €uropa mit Partymeile zur Beruhigung und Amusement der Bevölkerung “Kusch! Ihr könnt doch frei reisen!” ist abzulehnen. Ich mag weder Drogen noch Placebos!
Arthur Dent
16. September 2024 @ 12:11
Endet bereits bei der Sprache…
european
16. September 2024 @ 12:12
Ich auch. Die Idee einer europaeischen Republik wie Ulrike Guerot sie sehr gut beschrieben hat, waere ganz nach meinem Sinn.
Der aktuelle Trend weist eher eine gegenteilige Entwicklung auf. Statt Einigung und Zusammenruecken sehen wir ein konsequentes Auseinanderdriften. Aktuell scheint es, dass der Ukrainekrieg der Kitt ist, der das Konstrukt noch zusammenhaelt. Daran ist nicht zuletzt die EU Fuehrung schuld, wie auch gerade wieder demonstriert wird. Ueber die Fehlbesetzung vdL braucht es auch keine Debatte mehr.
Ausserdem bin ich persoenlich zu der Erkenntnis gekommen, dass es nie einen geeinten europaeischen Kontinent geben wird, solange wir die USA nicht endgueltig vertrieben haben. Sie werden jede Entwicklung dahingehend hintertreiben, weil sie dadurch ihren Weltstatus gefaehrdet sehen. Je gespaltener Europa ist umso besser ist es fuer sie. Sie spielen die Laender gegeneinander aus. Willige Erfuellungsgehilfen wie die EUCO Praesidentin aber auch die aktuelle deutsche Bundesregieurng hintertreiben eine erfolgreiche europaeische Entwicklung.
Meine Befuerchtung geht dahin, dass wir nach dem Krieg einige Exits erleben werden.
Helmut Höft
16. September 2024 @ 12:59
Ja! UlrikeGuérot. Lesempfehlung: Warum Europa eine Republik werden muss! Eine politische Utopie. J.H.W. Dietz Nachf., Bonn 2016, ISBN 978-3-8012-0479-2
@Arthur Dent
Sprache ist kein Hindernis, siehe Schweiz, Kanada (zwei Familienmitglieder leben und arbeiten in der Schweiz, ein anderesFamilienmitglied ist Kanadierin). Sprache ist nur ein Hindernis, wenn man eines daraus macht, siehe Ukraine.
Arthur Dent
16. September 2024 @ 21:07
@european
Ich kenne nicht einen einzigen Schweden, Niederländer, Tschechen usw., ich soll die aber alle liebhaben? Und die mich? Ich soll ggf in einen dänischen Sozialtopf einzahlen? Wozu? Ich gehe nicht jeden Tag zur Arbeit als „besorgter Weltbürger“, um „Afrika zu retten“, sondern als provinzieller Hinterwäldler, der Sorge hat ums tägliche Brot für meine Sippe und mich. Der Unterschied zwischen einem nationalen Chauvinismus und einem europäischen ist nur, dass er auf eine nächsthöhere Metaebene geschoben wurde. Wo ist denn der tolle Zusammenhalt bei VW oder ThyssenKrupp? Da stehen Massenentlassungen an. Der Kanzler fährt nach Kenia um für Fachkräfte zu werben. Kenia hat eine Analphabetenquote von 30 Prozent. Veräppeln kann ich mich alleine. Deutschland hat in den letzten zehn Jahren 4,5 Millionen Zuwanderer aufgenommen – mit welchem Ergebnis kann man in der Berliner Zeitung lesen. Das Land Berlin (der Steuerzahler) zahlt täglich 2,7 Millionen Euro für die
Unterbringung. Da leben ganze Branchen nicht schlecht von. Hoteliers, Sozialarbeiter, Anwälte – alle von Steuergeldern.
Hinzu kommt, die ganze EU hat nichts, aber auch gar nichts von dem, was ich unter Demokratie verstehe: Gleiche politische Teilhabe für jedermann und dem Streben nach mehr sozialer Gleichheit. Aber nicht durch bloße Umverteilung, sondern das jeder die Möglichkeit erhält, von seiner Arbeit auch (auskömmlich) leben zu können. Ein bedingungsloses Grundeinkommen ohne Gegenleistung ist nichts anderes als das alte Märchen „Tischlein, deck dich.
Skyjumper
16. September 2024 @ 16:27
So unterschiedlich können die Wünsche sein. Ich persönlich wünsche mir ganz im Gegensatz dazu, und unabhängig von den realen (negativen) Entwicklungen der letzten Jahre eine Rückabwicklung zum Stand VOR dem Vertrag von Maastrich.
Ich erlebe in privaten Umfeld bei entsprechenden Gesprächen immer wieder dass die Schlagworte von freien Personenverkehr und einheitlicher Währung, sowie globales Gewicht vorgebracht werden. Ich verstehe diese Punkte durchaus. Allerdings möchte ICH kein globales Gewicht für die EU, und freien Reiseverkehr (seit diversen Jahren eh wieder nur eingeschränkt) und die einheitliche Währung empfinde ich lediglich als „nice-to-have“ Egebnisse deren Preis mir viel zu hoch ist.
Small is beautyful. Entscheidungen möglichst nah am Bürger und das unter Berücksichtigung der vielen wirtschaftlichen, kulturellen, sozialen und sprachlichen Nischen die es in Europa gibt. Das hat die EU zwar mit dem Subsidiaritätsprinzips zugesagt, aber nie eingehalten.
Wenn man die EU, bzw. die Lebensbedingungen innerhalb der EU, nüchtern betrachtet, dann meine ich festzustellen, dass sich die Lebensbedingungen verschlechtert haben. Für den normalen Griechen, den normalen Spanier, den normalen Franzosen, den normalen Deutschen. Für die südosteuropäischen Länder wird man das wahrscheinlich anders werten müssen. Aber den zahlenmässig meisten Menschen innerhalb der EU geht es heute schlechter als 1990 – so zumindest mein subjektiver Eindruck.
european
16. September 2024 @ 18:02
Das ist ja gerade der Charme an Ulrike Guérot’s Vorschlag. Das Hauptgewicht und die wichtigste Entscheidungsebene sind die Länder, nicht die Nationen. Sie bringt dabei immer das Beispiel der Bundesrepublik Deutschland, einen Zusammenschluss von 16 Ländern zu einer Republik, die als solches jedem Bürger die gleiche Rechtssicherheit gewährt.
Die neoliberale Politik der letzten Jahre-Jahrzehnte hat leider den Nationalismus überall sehr gestärkt, weshalb ich glaube, dass es für diese Idee im Moment nicht genügend Zustimmung gäbe. Jedoch liegt m.E. wirklich der Charme darin, dass die Entscheidungseinheiten klein und übersichtlich bleiben, aber der Rechtsrahmen für alle gleich ist.
Man wird sehen, wie schnell das jetzige Konstrukt zerfällt und wieviel Enthusiasmus für eine europäische Idee dann noch vorhanden ist. Persönlich würde ich das sehr bedauern, wenn es kein Danach mehr gäbe.
ebo
16. September 2024 @ 18:14
Es gibt in den meisten EU-Staaten keine Bundesländer oder unabhängigen Regionen. Wo es sie gibt, wie z.b. in Belgien, sind sie sich oft spinnefeind. International haben sie kaum eine Bedeutung. Auch der Ausschuss der Regionen, den es in Brüssel längst gibt, hat keine Bedeutung. Ich kann Guérots Idee daher wenig abgewinnen.
european
16. September 2024 @ 19:02
@ebo
Das kann durchaus so sein, dazu weiß ich zu wenig über den Aufbau der verschiedenen Länder in der EU. Aber so wie es jetzt läuft, geht es auch nicht. Jedenfalls habe ich da wenig Hoffnung, wenn ich mir das so ansehe. Der jetzige Level an Nationalismen würde eine solche Idee auch nicht zulassen, selbst wenn es technisch möglich wäre.
KK
17. September 2024 @ 01:40
@ Skyjumper:
“Allerdings möchte ICH kein globales Gewicht für die EU, und freien Reiseverkehr…”
Ja, der sogenannte “freie Reiseverkehr” in der EU, den sich immer weniger EU-Bürger wegen zunehmend prekärer Lebensumstände überhaupt leisten können, verkommt mehr und mehr zu einem elitären Feigenblatt für das eigentliche Ziel: der Mehrung des Reichtums derer an der Spitze der Reichtumspyramide.
Skyjumper
17. September 2024 @ 10:49
@european
„Jedoch liegt m.E. wirklich der Charme darin, dass die Entscheidungseinheiten klein und übersichtlich bleiben, aber der Rechtsrahmen für alle gleich ist.“
Mir fallen selbst auf die Schnelle ein Menge guter Argumente für einen einheitlichen Rechtsrahmen ein. Aber gerade dieser einheitliche Rechtsrahmen beschränkt die legalen Entscheidungsmöglichkeiten vor Ort eben auch drastisch. Es ist denktheoretisch die Quadratur des Kreises und ohne faule Kompromisse nicht realisierbar.
Also selbst wenn sich eine Zentralinstanz finden/schaffen ließe, die darauf verzichten würde immer mehr Macht an sich reißen zu wollen, würde der vordergründig vorhandene Charme wohl ziemlich schnell ins Bröckeln geraten. Und wie @ebo schon schrieb: Die Möglichkeit gäbe es mit dem Konstrukt „Europa der Regionen“ ja theoretisch bereits. So richtig nutzen will man es in der EU-Führung allerdings nicht. Warum wohl?
Helmut Höft
16. September 2024 @ 09:10
So lange die Fluchtursachen nicht willentlich und wirksam bekämpft werden müssen wir Mauern bauen … aus einem einzigen Grud: Ein erheblicher Teil der eigenen Bevölkerung dreht durch!!
Karl
16. September 2024 @ 10:05
Nein. Die Bevölkerung dreht nicht durch, sondern die CDU macht Wahlkampf und die ihr hörigen LEIDmedien mit ihr: Ändern wird sich dadurch gar nichts. – Die tatsächlichen Meinungsumfragen (auch vor den Wahlen in Thüringen und Sachsen) sagen, dass der Bevölkerung Themen wie Arbeitsplätze, Lohn, Wohnungen, Daseinsvorsorge, Kaufkraft, wichtiger ist. Da hat die CDU nichts zu bieten, weshalb sie Panik verbreitet.
Helmut Höft
16. September 2024 @ 13:02
D’accord! DIE Bevölkerung dreht nicht durch, wie zu lesen steht: „Ein erheblicher Teil der eigenen Bevölkerung dreht durch!!“ Es sind nicht nur CSDU und AfD, es sind „erhebliche Teile der Bevölkerung!“
KK
16. September 2024 @ 13:52
@ Karl:
Sie haben das Thema “Frieden” vergessen! Die Abwesenheit davon ist übrigens eine der häufigsten Fluchtursachen, wenn nicht gar die häufigste. Armut, denke ich, spielt eine untergeordnete Rolle, denn so eine Flucht muss man sich ja erst einmal leisten können.
Skyjumper
16. September 2024 @ 16:08
Panik kann man nur verbreiten wenn es einen fruchtbaren Boden, sprich ein offenes Ohr, dafür gibt.
Ich denke zudem, dass man bei der Beurteilung 2 Punkte nicht aus der Wertung herauslassen sollte:
– die AfD hat letztlich die Migration schon sehr viel länger als Hauptthema. Und alle mir bekannten Umfragen haben der AfD bereits den Wahlerfolg mit eben diesen Thema vorausgesagt
– noch wichtiger: In der Bevölkerung wird, und das teilweise zu Recht, ein kausaler Zusammenhang zwischen den Punkten “Arbeitsplätze”, “Lohn” und “Wohnungen” einerseits und der Migration andererseits gesehen.
european
15. September 2024 @ 18:21
Wenn man sich die Bilder aus Marokko / Ceuta von heute ansieht, dann bekommt man eher das Gefühl, dass es sich hier um eine Art Dammbruch handelt. Das sieht schon erschreckend aus und m.E. hilft nur eine koordinierte Zusammenarbeit mit den Südländern, sonst werden die von beiden Seiten eingekeilt.
https://de.euronews.com/2024/09/15/ceuta-mehr-als-200-personen-versuchen-grenzzaun-zu-uberwinden
Nur einfach zurückweisen wird wohl keine tragfähige Lösung sein.
Arthur Dent
15. September 2024 @ 22:54
@european
und die „Zaunüberwinder“ sind natürlich von der Flucht ausgezehrte, fast verhungerte Flüchtlinge – völlig geschwächt von der Flucht, oder?
Vor etwa zwei Jahren erschien beim SPIEGEL ein Bild auf Titelseite. Auf mich wirkten die jungen Leute, die den 6 Meter hohen Grenzzaun in Melilla überwanden wie Glücksritter, die ein Abenteuer suchen