Angst vor einem Währungskrieg
Der von US-Präsident Trump angedrohte Handelskrieg ist bisher weitgehend ins Wasser gefallen, zum Glück. Doch nun geht in Euroland die Angst vor einem Währungskrieg um – Finanzminister Mnuchin heizt sie an.
Sorgen macht sich vor allem EZB-Chef Draghi. Er ist hin- und hergerissen zwischen einem obsolet gewordenen Inflationsziel, der deutschen Dauernörgelei an der laxen Geldpolitik und den jüngsten Äußerungen aus den USA.
Mnuchin hatte erklärt, dass ein schwacher Dollar gut für die amerikanische Wirtschaft sein könnte. Das widerspreche den Absprachen, schimpft Draghi. Man habe vereinbart, keine Vorteile durch Abwertung zu suchen.
Die “New York Times” wertet dies als “ungewöhnlich scharfe Kritik” am amerikanischen Kassenwart. Mnuchin ruderte danach zwar etwas zurück, doch der Euro steht unter Aufwertungs-Druck, die Börse wird nervös.
Auch die EU-Politiker hätten allen Grund, nervös zu werden. Trumps kleiner Handelskrieg um Staubsauger mag sie wenig kratzen – doch wenn es zu einem Währungskrieg käme, wäre dies schlimm.
Denn die EZB hat keine guten Optionen mehr. Draghi kann die Zinsen nicht noch weiter senken, auch wenn er damit den Eurokurs drücken würde. Er kann sie auch nicht erhöhen, solange die US-Drohung wirkt.
Noch kann die robuste Konjunktur die Turbulenzen um den Euro verkraften. Doch wenn die Einheitswährung noch teurer wird, wird dies den Aufschwung in Südeuropa abwürgen und neue Krisen auslösen…
der oekonomiker
29. Januar 2018 @ 03:25
Die Idee einer Auflösung der Gemeinschaftswährung wird nicht dadurch besser, dass sie regelmäßig als “Allheilmittel” für die Probleme in Europa vorgeschlagen und diskutiert wird. Abgesehen davon ist “eine geordnete Auflösung” praktisch nicht möglich. Andererseits halte ich die Angst vor den Folgen eines Währungskrieges zwischen den USA und Europa für übertrieben. Wirklich angsteinflößend sind die Trump’schen Kriegstreibereien, begleitet von den Plänen zum Bau neuer Nuklearwaffen, und die andauernde Finanzkrise. Noch nie war die Gefahr eines Atomkriegs so präsent wie heute und niemand beschäftigt sich ernsthaft mit den Folgen des maroden Finanzsystems. Die müssen zwangsläufig irgendwann zu einem Zusammenbruch führen. Die “Reichen und Mächtigen” und ihre Regierungen sind darauf vorbereitet, sonst niemand.
Die G20-Staaten haben 2009 versprochen, das weltweite Finanzsystem so zu reformieren, dass eine vergleichbare Krise nicht mehr möglich ist. Was ist bis heute geschehen? Nichts! Eher das Gegenteil.
Europa hat damals eine einmalige Chance vertan, vielmehr dem Druck Washingtons und der Wall Street nachgegeben. Aus freien Stücken, nicht aus Zwang oder Notwendigkeit.
Stattdessen verschärft eine wirkungslose Austeritätspolitik die Krise und stärkt die Nationalisten und deren Wunsch nach einer neuen Kleinstaaterei, die als Erfolgsrezept verkauft wird (zuletzt in der F.A.Z.). Eine solche Entwicklung schwächt Europa immer mehr – wirtschaftlich und politisch. Dann wird sich auch der Euro erledigen.
Winston
27. Januar 2018 @ 23:05
Spätenstens jetzt müssten die Regierungschefs der Euro-Zone zusammensitzen um eine geordnete Auflösung des Euros in die Wege zu leiten. Glaube aber das es jetzt zu spät ist. Die Euro-Zone wird chaotisch implodieren. Spätestens bei einem eur/usd 1.4 wird in der EZB di Hölle los sein. Die Amerikaner werden Abwerten und das massiv und erst aufhören wenn ihre Handelsbilanz wieder ausgeglichen ist.
Die USA werden aufhören andere Volkswirtschaften zu finanzieren und nicht mehr den “Buyer of last resort” spielen. Abwertung ist nur eine Massnahme glaube es kommen noch andere. Das alleine auf den Export basierte Merkelsche Wirtschaftsmodell wird Schiffbruch erleiden.
Helga Karim
27. Januar 2018 @ 14:44
Das wäre doch gut, dann ist Europa endlich gezwungen, seine Probleme selber zu lösen. Das heißt in erster Linie, daß Deutschland seinen Exportüberschuß abbauen muß, indem endlich die Löhne erhöht werden. Mit der neuen Groko leider unmöglich. Also geht es weiter Richtung Abgrund.
Peter Nemschak
28. Januar 2018 @ 14:02
Ein schwächerer Dollar würde die Exporte der USA in die EU erleichtern und jene Deutschlands in die USA und jene Länder, die ihre Währung am Dollar orientieren, dämpfen. Wo ist der Abgrund?
Peter Nemschak
26. Januar 2018 @ 14:43
Das wird den Druck auf die EZB erhöhen die Eurozinsen anzuheben, was angesichts der guten europäischen Konjunktur möglich sein müsste.
ebo
26. Januar 2018 @ 14:54
Aber nein, wenn die EZB die Zinsen erhöht, stärkt das den Euro noch mehr!
Peter Nemschak
26. Januar 2018 @ 15:37
Als Ergebnis wäre der US-Dollar schwächer, ein Ergebnis im Sinne der Forderung der USA und gleichzeitig im Sinne jener in der EU, welche eine Zinserhöung im Euroraum anstreben.